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Kindersitz im Oldtimer

Bulli, Strich Achter, Granada: Wagen aus den 60ern und 70ern sind bei jungen Familien beliebt. Aber wie sieht es mit der Kindersicherung aus? Ist das Oldtimer-Fahren mit den modernen Anforderungen an die Kindersicherheit vereinbar? Ein klares Ja kommt von den TÜV SÜD-Experten.

 ©TÜV Süd

Grundvoraussetzung für die Befestigung von Babyschale und Kindersitz: Sicherheitsgurte vor allem auf den hinteren Plätzen, weil dort die Kleinen am sichersten unterwegs sind. Gurte hinten wurden jedoch hierzulande für neue Modelle erst Mitte 1979 Pflicht. Das heißt: Der Oldtimer-Nachwuchs muss selbst bei den so beliebten Modellen aus eigenen Kinderjahren in Sachen Kindersicherung nachrüsten.

Dazu Matthias Gerst, Oldtimerexperte bei TÜV SÜD: "Der Traum vom Oldtimer muss aber überhaupt nicht an der Kindersicherung scheitern." Gerade die Wagen aus den 60ern und 70ern lassen sich überraschend leicht mit Gurten im Fond nachrüsten. "Oftmals gibt es dafür bereits Befestigungspunkte hinter den Verkleidungen der Türsäulen und am Unterboden", so Gerst. Keine Probleme beim Vereinbaren von Retromobilität und Familienglück gibt es beim Volvo 240. Der sichere Schwede hatte von Beginn an vier Automatikgurte serienmäßig. Für die eher seltenen Fälle, in denen kein Nachrüsten möglich ist, gilt wie für alle Fahrzeuge ohne Gurt: Mädchen und Jungen unter drei Jahren dürfen gar nicht, Kinder ab drei Jahren nur auf der Rücksitzbank mitgenommen werden.

Umbau von Modell zu Modell unterschiedlich

 In den allermeisten Fällen lassen sich Gurte im Fond jedoch auch dann nachträglich einbauen, wenn es der Hersteller noch nicht vorgesehen hat. Meistens müssen dann jedoch Umbauten an der Karosserie vorgenommen, Löcher gebohrt oder Platten zur Verstärkung eingeschweißt werden. "Bei fachgerechter Durchführung gibt es keine Probleme bei der Umbauzulassung. Die Nachrüstung dient der Sicherheit und ist ganz klar durch die Regeln für die H-Zulassung gedeckt", sagt der Oldtimer-Fachmann. Das gilt auch für den Gurteinbau beim Lancia Flavia Coupé. Hier liegt die Lösung im Umdenken: Weil die Dreipunktgurte, die moderne Kindersicherungssysteme zur Befestigung brauchen, oben nicht an der C-Säule befestigt werden können, liegt hier der obere Befestigungspunkt in der Mitte der Hutablage. Die Gurte werden von innen nach außen, also umgekehrt geführt. Die Gurtrollen hingegen müssen zur umgekehrten Führung passen, damit sie sicher einrasten. In manchen Fällen reicht auch ein einfacher Beckengurt. Solche Gurte sind im Fond für Autos bis Baujahr 1991 erlaubt. Ob italienischer Design-Klassiker aus den Siebzigern, Muscle Car aus den 60ern oder Leukoplastbomber aus der Nachkriegszeit: Umbauten am besten vorab mit einem TÜV SÜD-Sachverständigen planen.

Kindersicherheit klar geregelt

Die Fachleute wissen zudem, in welchen Fällen sich Kinderwunsch und Oldtimerhobby nur schwer vereinbaren lassen. Beispielsweise bei vielen Vorkriegs-Cabrios. Vor allem bei Karosserien mit Holzrahmen. Hier scheitern manchmal selbst die gewieftesten Schrauber. Problem für die sichere Befestigung kann neben mangelndem Halt aber auch zu wenig Platz sein: So haben Gurtrollen, Umlenker und Co. beispielsweise im Fiat 500 schlichtweg keinen Platz. Kids im Mini Cooper: no problem! Die Nachrüstung im britischen Kleinstwagen ist dagegen möglich. Die Mitnahme von Kindern in Autos ohne Gurte ist streng geregelt: Die ganz Kleinen unter drei Jahren dürfen gar nicht mit. Ab Drei nur auf der Rücksitzbank. Falls es die nicht gibt, muss die Tour mit dem Nachwuchs ebenfalls ausfallen. Vorne dürfen Mädchen und Jungen auch im Oldtimer erst ab einer Größe von 1,50 Meter Platz nehmen. Hat das Auto nur vorne Gurte, dann gehört der Nachwuchs auf jeden Fall auf den Beifahrersitz!

von Gerhard Mauerer