CMT: Ausgebaute Kastenwagen beliebt - Gewicht entscheidend
Ausgebaute Kastenwagen dominieren die Messehallen der CMT in Stuttgart. Immer mehr Camper bevorzugen die kompakten Reisemobile, nicht zuletzt wegen ihrer Alltagstauglichkeit und einer ausschlaggebenden Gewichtsgrenze.
Die Exponate auf der CMT, die am Sonntag in Stuttgart ihre Tore schließt, zeigen einmal mehr, dass für viele Interessenten das Gewicht eines Reisemobils eine entscheidende Rolle spielt. Es dominieren vergleichsweise leichte, ausgebaute Kastenwagen. Denn alle, die ihre Fahrerlaubnis nach 1999 erworben haben, dürfen mit der Klasse B lediglich Fahrzeuge mit maximal 3,5 Tonnen chauffieren.
Für ältere Führerscheinbesitzer gilt noch die Klasse 3, die heute C1 heißt und das Fahren von bis zu 7,5 Tonnen schweren Mobilen erlaubt. Dabei schützen die erlaubten höheren Gewichten zwar vor dem Überladen des Wagens, bringen aber auch finanzielle Nachteile mit sich. So muss der Camper nach sechs Jahren nicht mehr im zweijährigen Turnus, sondern alle zwölf Monate beim TÜV vorgefahren werden. Auch gilt oberhalb von 3,5 Tonnen ein Tempolimit von 100 km/h, auf vielen Straßen im europäischen Ausland wird zudem eine höhere Maut kassiert.
Andererseits haben in der jüngeren Vergangenheit die Komfortansprüche der Camper deutlich zugelegt. Eine Markise, eine Sat-Anlage oder gar eine Klimaanlage für den Wohnbereich sind längst keine Seltenheit mehr, treiben aber das Leergewicht des Fahrzeugs nach oben. Außerdem drückt die Abgasreinigung mit einem Extra-Tank für die einzuspritzende Harnstofflösung auf die Waage. Leichtbau ist demnach für jeden Hersteller eine wesentliche Vorgabe bei neuen Entwicklungen.
Als Vorreiter einer neuen Aufbautechnik tritt SD Automotive an. Die Firma nutzt das Chassis eines VW Crafter und setzt einen komplett aus Aluminium gefertigten Aufbau auf den Rahmen hinter dem Fahrerhaus. Der Leichtbau soll rund 700 Kilogramm Zuladung erlauben, ohne dass die 3,5-Tonnen-Grenze touchiert wird. Am Wagenheck gibt es eine große Klappe, die sich weit öffnet und so einen feinen Blick vom Esstisch auf die Landschaft möglich macht oder einfach nur als Regenschutz dienen kann.
Verschiedene Ausbauer übernehmen die Gestaltung des Interieurs. Van Weekend, Kiwi und Alpina zeigen auf der Messe ihre verschiedenen Ausbau-Ideen. Allerdings bewegt sich schon das Basisfahrzeug mit seinen rechtwinklig aufgesetzten Seitenwänden sehr weit jenseits von billig. 98.500 Euro verlangt SD Automotive für den Nexsd One. Hinzu kommen die Kosten für den Innenausbau und die Bordtechnik. Bei Alpine sind das nochmal fast 140.000 Euro extra. Der Van bietet danach auf 6,90 Meter Länge vier Schlafplätze, eine komplett ausgestattete Küche, einen Waschraum mit Trockentoilette und eine Sitzgruppe. 115 Liter Frischwasservorrat sind an Bord, außerdem Solarzellen auf dem Dach und ein 400 Ah starkes Akku-Ensemble. Laut Alpine erlaubt dies eine Woche lang autarkes Campen.
Für weniger Geld gibt es bei Hobby eine zweite Variante des Maxia Van, der ebenfalls unter der 3,5-Tonnen-Marke bleibt und auf Basis des VW Crafter 89.450 Euro kostet. Die Einrichtung ist – typisch für die Marke aus dem Norden – im skandinavischen Stil gehalten. Der Grundriss entspricht dem Standard in dieser Klasse und wird von den beiden Einzelbetten im Heck geprägt. Diese lassen sich auch mit Rückenlehnen zu Sitzbänken umbauen. Ein Doppelboden birgt einige hilfreiche Staufächer, vor allem aber ebnet er die Laufwege durch den Wohnraum und befreit sie von Stolperfallen. Serienmäßig bekommt der Maxia Van den Vierzylinderdiesel mit 177 PS (130 kW) und eine Wandlerautomatik mit acht Stufen. Mit seinem üppigen Radstand und 6,84 Meter Außenlänge ist der Hobby-Van nur bedingt alltagstauglich, aber mit allen aktuellen Assistenzsystem ausrüstbar.
Günstiger ist die jüngste Baureihe des Wohnmobil-Novizen Hannes Camper. Gestartet ist das Unternehmen als Vermieter, im vorigen Jahr ließ er dann eigene Camper-Vans bei Robeta in Slowenien bauen. In Stuttgart zeigen die Hamburger eine zweite, günstigere Baureihe. Der Viica Van nutzt ebenfalls den Citroën Jumper als Basisfahrzeug, liegen aber unter deren Preisen. Mit wenig mehr als 70.000 Euro gelingt der Einstieg, dafür gibt es eine umfangreiche Serienausstattung, auch wenn Fenster in den Hecktüren nur gegen Aufpreis eingebaut werden.
Der Ausbau erfolgt wiederum bei Robeta, auch für das stylische Design zeichnen die Slowenen verantwortlich. Engagiert dafür wurde eigens der Industriedesigner Luka Zajc, der bereits mit der Gestaltung von Yachten einen Namen gemacht hat. In den beiden Vans mit sechs und 6,40 Meter Länge schaffen gedämpfte Möbelfarben und indirekte Beleuchtung eine behagliche Wohnatmosphäre. Und wer die Innovationsfreude von Hannes Camper und Robeta genauer betrachtet, dürfte nicht überrascht sein, wenn es bei dieser Erweiterung der Modellpalette nicht bleibt.