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E-Scooter gefährlicher als gedacht

Erst wurden sie als Teil der Verkehrswende bundesweit gelobt. Jetzt stellt sich amtlich heraus, dass die E-Scooter oft nicht nur schneller sind als angenommen, sondern auch gefährlicher. Fast alle Länderverkehrsminister meldeten deutliche Steigerungen bei den Unfällen und Verletzten dieser Elektro-Kleinstfahrzeuge.

 ©DVR

Beispiel Hessen: Die in der 2020 neu eingeführten Kategorie "Elektro-Kleinstfahrzeuge" gelisteten Roller waren demnach landesweit in 674 Unfälle verwickelt. Dies ist fast eine Verdreifachung gegenüber 2020, als es noch 228 Unfälle waren. Die Zahl der Scooter-Unfälle mit Verletzten stieg von 145 in 2020 auf nun 442.

Und so bewertet die Süddeutsche Zeitung die aktuellen  Zahlen des statistischen Bundesamts. „Die E-Scooter, jene Tretroller mit Elektroantrieb, die seit einigen Jahren die Städte fluten, sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. Die Menschen, die 2021 auf einem E-Scooter verletzt (4882) oder getötet (fünf) wurden, waren im Durchschnitt 31 Jahre alt, also deutlich jünger als die mit einem Fahrrad Verunglückten.“

Laut einer aktuellen repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), gab mehr als die Hälfte der E-Scooter Fahrenden (57 Prozent) an, bereits regelwidrig auf dem Gehweg oder in Fußgängerzonen gefahren zu sein. Hierbei wurden allerdings nicht in jedem Fall bewusst Regeln übertreten, vielmehr seien vielen Nutzenden die Regeln einfach nicht bekannt.  

Jeder zweite missachtet die Promillegrenzen

Im Hinblick auf die geltenden Promillegrenzen wird die mangelnde Regelkenntnis sehr deutlich: 51 Prozent wussten nicht, dass für E-Scooter Fahrer  die gleichen Promillegrenzen wie für andere Kraftfahrzeuge gelten. Von diesen 51 Prozent schätzten 26 Prozent die Promillegrenze falsch ein, ein Viertel kannte die Höhe der Promillegrenze gar nicht.

Die Zahlen gelten zwar bundesweit, aber sie verzerren auch ein wenig das Bild: Massiv treten die E-Scooter in Großstädten oder Metropolregionen auf. Selbst kleinere Städte wie Ludwigsburg (Baden-Württemberg) melden immer wieder schwere Unfälle und vor allem Ärger, weil viele Mieter die Geräte einfach irgendwo liegenlassen. So werden sie zur Stolperfalle für Fußgänger, vor allem nachts.

In den Großstädten sieht man Jugendliche oft zu zweit, teilweise auch zu dritt darauf fahren, was verboten ist. Der häufigste Grund für einen Unfall war laut der aktuellen Statistik neben einer falschen Straßenbenutzung der Alkoholeinfluss. Beim E-Scooter gilt wie beim Auto die 0,5-Promille-Grenze beziehungsweise 0,0 Promille in der Probezeit und unter 21 Jahren - sofern man überhaupt einen Führerschein hat. Schließlich dürfen schon 14-Jährige die Tretroller steuern. Diese Fakten waren jedem vierten Scooter nicht bekannt.

von Ernst Bauer