Führerschein: Durchfallquote steigt auf Rekordwert
Noch nie lag die Quote derjenigen, die bei der theoretischen Führerscheinprüfung durchfallen, so hoch wie aktuell. Auch bei der praktischen Prüfung sieht es ziemlich schlecht aus.
Die Zahl der Fahrprüfungen in Deutschland ist auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Im Jahr 2023 haben die Technischen Prüfstellen bundesweit rund 1,97 Millionen theoretische Prüfungen vorgenommen – etwa 150.000 mehr als im Vorjahr (plus acht Prozent). Auch die Zahl der praktischen Prüfungen hat leicht auf 1,77 Millionen (+1,0 %) zugenommen. Laut Datenerhebung von TÜV und Dekra haben im vergangenen Jahr allerdings 42 Prozent der Fahrschüler die theoretische Prüfung nicht bestanden. Das ist ein neuer Negativrekord. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Durchfallquote um drei Prozentpunkte gestiegen, im langfristigen Vergleich zum Jahr 2014 sogar um zehn Punkte. In der praktischen Fahreignungsprüfung lag die Durchfallquote im Jahr 2023 bei 30 Prozent – eine Zunahme um vier Prozent im Vergleich zu 2014.
Von den insgesamt 1,97 Millionen Theorieprüfungen im Jahr 2023 waren rund 720.000 Wiederholungsprüfungen. Das ist ein Anteil von 37 Prozent. Bei den praktischen Prüfungen lag der Anteil der Wiederholungen bei 25 Prozent oder rund 436.000 Prüfungen. „Mehrfaches Scheitern ist eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, denn 54 Prozent der Wiederholer bestehen die Prüfung auch im zweiten Anlauf nicht und bei den praktischen Prüfungen sind es 40 Prozent. Vor zehn Jahren lagen die Quoten bei 45 bzw. 32 Prozent.
Wenn diese Entwicklung gestoppt werden soll, müsse die Qualität der Fahrausbildung durch moderne Lernmethoden und eine gezielte Prüfungsvorbereitung verbessert werden, meint Goebelt. Darüber hinaus müsse früher mit der Verkehrserziehung in Schulen begonnen und diese ausgebaut werden.
Der größte Anteil der praktischen und theoretischen Führerscheinprüfungen entfällt auf die Klasse B (ohne Anhänger und begleitetes Fahren). Mit 1,04 Millionen theoretischen Prüfungen verzeichneten die Technischen Prüfstellen in der hier einen neuen Spitzenwert. Die Zahl der praktischen Prüfungen lag mit rund 835.000 auf Vorjahresniveau. Bei den Theorieprüfungen gab es mit einer Durchfallquote von 49 Prozent einen neuen Negativrekord, während sie bei der praktischen Prüfung mit 42 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau lag.
Das begleitete Fahren ab 17 ist weiterhin beliebt: In der Klasse BF17 sind im vergangenen Jahr rund 519.000 theoretische und rund 443.000 praktische Prüfungen abgenommen worden. Die jüngeren Pkw-Fahrschüler fallen übrigens seltener durch (Theorie: 38 %; Praxis 26 %).
Mit über 120.000 blieben die Prüfungen für den Lkw-Führerschein auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Über die vergangenen zehn Jahre ist in diesen Klassen ein konstantes Wachstum zu beobachten – die Prüfungszahlen haben seit 2014 um etwa 40 Prozent zugenommen. In den C-Klassen lag die Durchfallquote bei 16 Prozent in der theoretischen und bei 14 Prozent in der praktischen Prüfung.
In den „Bus-Klassen“ D1/D1E/D/DE, die für die Beförderung von mehr als acht Personen erforderlich sind, gab es einen kräftigen Anstieg der Prüfungszahlen. Ihre Zahl nahm um gut 30 Prozent auf etwa 13.000 zu. In den Klassen D wurden 19 Prozent der theoretischen und 21 Prozent der praktischen Prüfungen nicht bestanden. „Die steigenden Prüfungszahlen in der Personenbeförderung sind erfreulich, weil sich in diesem Sektor ein zunehmender Fahrermangel abzeichnet“, kommentiert Richard Goebelt die Entwicklung.