Ganzjahresreifen fürs Reisemobil - lohnt sich das?
Bei normalen Autos geht der Trend klar zu Ganzjahresreifen. Lohnt sich diese Art Reifen auch für Wohnmobile und Freizeitfahrzeuge?
Auch für Reisemobile gilt die dringende Empfehlung, in der kalten Jahreszeit Winterreifen auf die Räder zu ziehen. Zumindest dann, wenn das Freizeitfahrzeug nicht mit einem Saison-Kennzeichen nur für den Sommer zugelassen ist und als Skihütte neben der Piste als Domizil genutzt werden soll. Es steht also der Weg in die Werkstatt an, die um die 80 Euro für den Wechsel verlangt und fast genauso viel für die Einlagerung der Winterpneus bis zum nächsten Herbst aufruft. Unterm Strich hat der Camper beim zweimaligen Wechsel im Jahr Kosten von rund 300 Euro zu tragen. Immer mehr Reisemobilbesitzer, vor allem diejenigen, die einen Camping-Van als Zweitwagen auch in der kalten Jahreszeit nutzen, entscheiden sich daher für Ganzjahresreifen.
Insgesamt hat sich der Absatz der All-Seasons-Reifen in zehn Jahren auf fast elf Millionen verdoppelt. Wichtig ist die Kennzeichnung CP, die für einen verstärkten Unterbau des Reifens steht und daher für Reisemobile mit ihrem höheren Gewicht geeignet ist sowie das Schneeflockensymbol und die Buchstaben M&S (für Matsch und Schnee), die dem Pneu die Wintertauglichkeit bescheinigen.
Fast alle namhaften Hersteller bieten Ganzjahresreifen auch für Reisemobile an. Sie tragen Zusatzbezeichnungen wie „4Seasons“, „AllSeasons“ oder „CrossClimate“. Ihre Preise schwanken stark, abhängig vom jeweiligen Händler, dennoch sind sie etwa zehn Prozent teurer als reine Winter- oder Sommerreifen. Mit 150 Euro je Reifen ist zu rechnen, was jedoch bedeutet, dass sich die höhere Investition schon in der ersten wechselfreien Saison amortisiert hat, ganz abgesehen vom Zeitaufwand für den halbjährlichen Reifentausch.
Technisch können die Ganzjahrespneus einen Spezialisten wie den reinen Winterreifen nicht ersetzen. Dennoch bestätigen ihnen Tests guten Grip auf Eis und Schnee, im Sommer ist jedoch mit einem geringfügig schlechteren Bremsverhalten auf trockener Fahrbahn zu rechnen. Außerdem ist das Laufgeräusch bei vielen Modellen höher als das eines Sommerreifens. Vor allem aber vor der Justiz sichert sich der Reisemobilfahrer mit Ganzjahresreifen ab. Bleibt er im Schnee stecken, muss er nicht wie mit einem sommerbereiften Camper mit einer Anzeige wegen Verkehrsbehinderung rechnen. Gleiches gilt für den Versicherungsschutz nach einem Unfall bei winterlichen Verkehrsbedingungen.
Etwa 50.000 Kilometer hält das Profil eines Ganzjahresreifens, wer während dieser Strecke die Räder von Vorder- und Hinterachse austauscht, verlängert die Nutzungsdauer zusätzlich. Experten geben allerdings zu bedenken, dass die Gesamtzeit der Nutzung einen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Profils hat. Die Gummimischung kann schon nach fünf Jahren verhärten. Zwar gibt es keine rechtliche Vorschrift, doch spätestens der freundliche Mensch vom TÜV wird bei der Hauptuntersuchung seine Bedenken gegen zu alten Reifengummi äußern. Empfohlen ist daher ein Wechsel nach sechs bis sieben Jahren, spätestens aber auch dann, wenn die Profiltiefe die gesetzliche Mindestanforderung von weniger als 1,6 Millimeter aufweist. Automobilclubs wie der AvD empfehlen jedoch, bei Sommerreifen eine Profiltiefe von drei und bei Ganzjahres- oder Winterpneus von vier Millimetern nicht zu unterschreiten.
Außerdem unterliegt ein Reisemobil aufgrund seines hohen Gewichts bei Fahrten im Schnee besonderen fahrphysikalischen Bedienungen. Vor allem bei Bergabfahrten gilt es dies zu berücksichtigen. Experten empfehlen daher allen, die wirklich Ausfahrten in hochalpines Terrain planen, einen Satz Schneeketten im Gepäck zu haben. Denn wenn es kräftig schneit, und die Camping- und Stellplätze wegen der geparkten Mobile nur unzureichend geräumt werden können, hilft bisweilen nur die Kettenarmierung der Räder. Und noch ein Hilfsmittel sollte nicht fehlen. Eine ordentliche Schaufel macht in vielen Fällen den Weg durch einen aufgeschobenen Schneedamm frei.