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Gebrauchtwagen: Vorsicht bei Steuerketten und Zahnriemen

Der Gebrauchte steht schön da und der potenzielle Käufer ist ganz angetan. Warum sollte man vor dem Kauf auch auf die Wechselfristen bestimmter Teile achten?

Gebrauchtwagen.

 ©gem

Wer einen Gebrauchtwagen kaufen will, interessiert sich nur selten für Steuerketten und Zahnriemen. Das kann ein kostspieliger Fehler sein, wenn diese Bauteile an ihrem Lebensende angekommen sind. Sollten die Kette oder der Riemen reißen, droht ein Totalschaden des Motors, müssen sie ausgetauscht werden, sind oft 1000 Euro fällig, mitunter sogar noch mehr, wenn der Motor für den Wechsel ausgebaut werden muss. auto motor und sport beschreibt in der aktuellen Ausgabe, bei welchen Marken und Motoren man besonders genau hinschauen muss.

Verschleiß: Die Nockenwelle im Motor wird entweder von einem Zahnriemen oder einer Steuerkette angetrieben. Zahnriemen sind Verschleißteile und müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Dafür machen die Hersteller bestimmte Kilometer- und Zeitvorgaben. Steuerketten sollen eigentlich ein Motorleben lang halten. In der Praxis gilt dies jedoch nur für die robusten Duplex-Ketten, Simplex-Ketten längen sich oft bedeutend schneller. Wenn Ketten oder Riemen überspringen oder gar reißen, stoßen in der Regel die Kolben gegen die Ventile – bei älteren Autos kommt das einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich.

Vor dem Kauf prüfen: Wer also einen Gebrauchten kauft, sollte sich informieren, ob das Auto über Riemen oder Kette verfügt und welche Vorgaben der Hersteller macht. Wird der Zahnriemen nicht nach Vorschrift erneuert, droht ein Motorschaden oder eine teure Reparatur. Der Tausch eines Zahnriemens bei einem einfach aufgebauten Motor kostet rund 250 bis 500 Euro – wenn das Aggregat nicht ausgebaut werden muss. Bei komplexeren Modellen kann der Tausch auch 1000 Euro kosten. Der Tausch einer Steuerkette kostet oft rund 800 Euro – bei Ausbau des Motors leicht das Doppelte.

Betroffene Modelle: Einige Modelle fallen besonders häufig mit Motorschäden durch gerissene oder ausgeleierte Steuerketten auf. Bei VW sind besonders Golf und Touran mit dem 1,2- und 1,4-Liter-TSI-Motor betroffen, die von 2003 bis 2008 eingebaut wurden. Audi übernahm die TSI-Probleme in seine kleinen Modelle. Mercedes brachte 2002 den Vierzylinder-Benziner M 271 mit einfacher Simplex-Rollenkette heraus. Sie neigte zu frühzeitiger Längung – vor allem, wenn der Besitzer den Ölwechsel vernachlässigt hatte oder sehr viel Kurzstrecke gefahren war. Bei BMW sind viele Einser und Dreier mit Motoren mit 1,6 bis 2,0 Litern Hubraum betroffen. Der Benziner N45 (2003 bis 2011) litt an über- oder abspringenden Steuerketten. Beim N43 und beim Diesel N47 (beide ab 2007) kam ein Problem mit den Gleitschienen hinzu, die offenbar aus minderwertigem Material bestanden. Probleme macht auch der BMW-Dreizylinder B38 (ab 2014). Bei den Importeuren sticht der „Gamma“-Vierzylinder mit 1,4 und 1,6 Litern Hubraum (ab 2006) in den Hyundai-Modellen i20 und i30 sowie im Kia Rio und Kia Cee’d heraus.

Auf Geräusche achten: Um Kettenschäden zu vermeiden, sollte man auf rasselnde Geräusche beim Starten oder Abstellen des Motors horchen. Wenn diese länger als einige Sekunden dauern, sollte man eine Werkstatt aufsuchen, am besten einen qualifizierten Instandsetzer.

von Gerhard Mauerer