Gute Reifenwahl statt Wechselqual
Spätestens nach Ostern sollen nach bisheriger Empfehlung Winterreifen runter und Sommerreifen aufgezogen werden. Auch wenn heute meist nur die Räder gewechselt werden, muss dabei auch entschieden werden, ob Profil und Zustand noch gut genug sind für die nächsten sechs bis acht Monate. Das ist die Chance, auf Ganzjahrestypen zu wechseln.
Spätestens nach Ostern sollen nach bisheriger Empfehlung Winterreifen runter und Sommerreifen aufgezogen werden. Auch wenn heute meist nur die Räder gewechselt werden, muss dabei auch entschieden werden, ob Profil und Zustand noch gut genug sind für die nächsten sechs bis acht Monate. Das ist die Chance, auf Ganzjahrestypen zu wechseln.
Verantwortlich für diese Entscheidung ist letztlich nur der Fahrzeughalter – und nicht etwa der Mensch im Overall, der den Wechselservice bis hin zum Einlagern handhabt. Denn ihm obliegt letztlich die Entscheidung, ob er in kritischen Wettersituationen ins Auto steigt. Jetzt hat der TÜV Süd dargelegt, dass es heute mehr Möglichkeiten bei der Wahl des richtigen Reifens gibt als bislang, denn der Begriff „All Season“, den die modernen Ganzjahresreifen auf der Flanke tragen, ist wirklich in vielen Fällen eine gute Alternative. Immer mehr Kunden schätzen seine Vorteile: Sie sparen die Kosten für den Radwechsel (pro Auto und Saison rund 25 Euro), Gebühren für die Einlagerung und Versicherung (zwischen 40 und 50 Euro) und vier Fahrten von und zur Werkstatt. Selberwechsler gewinnen Platz in der Garage und etwas Freizeit.
Allerdings sind Ganzjahresreifen nicht für jeden eine Alternative. „Vor allem unter extremen saisonalen Bedingungen, wie stark winterlichen Straßenverhältnissen oder an heißen Sommertagen, können sie nur einen Kompromiss darstellen und sind einem reinrassigen Winter- oder Sommerreifen unterlegen“, sagt Reifenexperte Thomas Salzinger vom TÜV Süd in München. Man dürfe allerdings nicht mehr pauschal von „dem“ Ganzjahresreifen sprechen. Manche Fabrikate orientieren sich eher an einem Winterreifen mit guter Schneeperformance, andere mehr am Sommerreifen, der auch bei warmen Temperaturen nur wenig Zugeständnisse fordert. Der Fachhandel könne hier beratend zur Seite stehen.
Moderne Autoreifen sind das Ergebnis jahrelanger Forschung und Erprobung unter extremen Bedingungen und Anforderungen seitens der Kunden. Dazu zählen vor allem die Autofabriken als Erstausrüster. Sie setzen zunehmend auf ihren Serienmodellen maßgeschneiderte Pneus ein. Diese tragen neben der allgemeinen Typbezeichnung und dem Markennamen zusätzliche Bezeichnungen wie AO, MO, N oder auch Sterne und andere Kombinationen. Sie unterscheiden sich in einzelnen Eigenschaften vom Universaltyp. Die Anzahl dieser Erstausrüstungsspezifikationen nimmt seit Jahren kontinuierlich zu, einem deutschen Premiumreifenhersteller zufolge seit 2015 um rund 25 Prozent. „Diese Varianten passen natürlich besonders gut zum jeweiligen Fahrzeugmodell. Eine Pflicht zur Ausrüstung damit besteht aber nicht“, verdeutlicht Salzinger. Es genüge, wenn die Angaben zu Dimension, Geschwindigkeits- und Lastindex aus der Zulassung erfüllt seien. Gleiches gilt für besonders leise Reifen, die Autohersteller zunehmend montieren. Beim Ersatz darf der Käufer auch auf nicht besonders für niedriges Geräusch optimierte Typen zurückgreifen. Einfluss hat die Technik übrigens sowohl auf den Schallpegel im Innenraum als auch auf das von außen wahrnehmbare Rollgeräusch. Wieviel Lärm von den Reifen aus an die Umwelt abgeht, steht auf dem vorgeschriebenen Reifenlabel. Wieviel Lärm ins Fahrzeug eindringt, verrät diese Info allerdings nicht.
Otto Normalverbraucher, der heute ein neues Auto mit solchen spezifizierten Reifen kauft, muss sich die nächsten Jahren nicht damit befassen, wenn er bei der Marke und den Typ bleibt. Mit anderen Worten also beim Fachhandel. Umgekehrt wird auch ein Schlappen daraus: Wer in den nächsten Wochen wechseln will oder muss, hat mehr Wahlmöglichkeiten als vorher, sollte sich aber genau informieren. Der Preis spielt angesichts großer Konkurrenz und einem Überangebot (als Folge der allgemeinen Absatzflaute bis in die Nach-Coronazeit) nicht mehr die einzige Rolle. Es geht um ein sehr persönliches Austarieren von Nutzen und Kosten und nicht zuletzt auch um Überlebensqualität.