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Klimaneutraler Verkehr: Wie kann das klappen?

Wie kann der Verkehrssektor – wie geplant – in einigen Jahren wirklich klimaneutral werden? Die E-Mobilität allein reicht dafür nicht aus, zeigt eine aktuelle Untersuchung.

 ©Goslar Institut

Moderne Technik von der Elektromobilität bis zur Digitalisierung wird allein nicht ausreichen, um die Verkehrswende zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 einzuläuten. Für die Transformation muss sich auch die individuelle und gesellschaftliche Einstellung ändern. Mit anderen Worten: Eine neue Mobilitätskultur ist nötig. Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), die im Rahmen des Projekts „Integrierte Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung“ entstanden ist.

Als Prämisse stellt der Zwischenbericht fest, dass die gegenwärtigen umwelt- und klimapolitischen Herausforderungen zum Handeln zwingen. Dabei kann sich die Welt nicht allein auf den technischen Fortschritt verlassen, sondern dieser muss auch mit einem Bewusstseinswandel in der Bevölkerung einhergehen. Menschliche Verhaltensweisen sind stark vom gesellschaftlichen und strukturellen Kontext geprägt, wie Projektleiter Helmut Holzapfel betont. „Für die Mobilitätswende ist ein Kulturwandel erforderlich. Dafür müssen wir über unser Verhalten, unsere Siedlungen und unser Alltagsleben neu diskutieren. Wir müssen anders denken und anders handeln, wenn es um das Thema Mobilität geht. Kurz gesagt: Wir brauchen eine neue Mobilitätskultur“, stellt er fest.

Einen wesentlichen Ansatz für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Mobilität sehen die Verfasser des Acatech-Berichts darin, Routinen zu verlassen, die das Mobilitätsverhalten bislang prägen. Dabei geht es nicht allein um die Frage, ob jemand mit dem Rad oder dem Auto unterwegs ist. „Tatsächlich sind auch weitere Entscheidungen eng mit der Stadtgestaltung und dem Verkehrssystem verbunden: wo wir wohnen, wo wir arbeiten, welchen Aktivitäten wir nachgehen und wie wir zu diesen Orten gelangen“, verdeutlicht Acatech-Mitglied Klaus J. Beckmann, der ebenfalls leitend an dem Projekt mitwirkt. Hierzu verweist er beispielhaft auf die Entscheidung für einen bestimmten Arbeitgeber, die ein individuelles Mobilitätsverhalten sehr langfristig prägen kann. So bestimmt etwa der Wohnort Start und Endpunkte von Wegen, hat Einfluss auf die Wahl von Verkehrsmitteln und ist für das individuelle Mobilitätsverhalten ebenso relevant wie andere persönliche Aktivitäten und alltägliche Tagesabläufe. Neben Raum- und Verkehrsstrukturen prägen auch individuelle Faktoren wie Normen, Werte und Einstellungen oder soziodemografische Faktoren, das Mobilitätsverhalten.

Langfristiges Ziel muss es nach Meinung der Acatech-Experten sein, Verkehr – wo möglich – zu vermeiden oder den räumlichen Aufwand zu reduzieren, auf andere Verkehrsmittel zu verlagern oder technisch zu verbessern. Auch ökonomische Anreize, klare Regeln und gewisse Verbote können das Mobilitätsverhalten beeinflussen oder gar steuern.

aum