Lackkratzer entfernen: Produkte im Test, Tipps zur Arbeit
Oberflächliche Kratzer im Lack des Autos kann man oft selbst einigermaßen behandeln und entfernen. "Auto Motor und Sport" hat Polituren getestet und gibt Tipps zum Bearbeiten von Lackkratzern.
Wer oberflächliche Kratzer im Lack seines Autos oder Motorrades beseitigen will, kann auf eine Vielzahl von Polituren zurückgreifen. Doch was leisten Lackkratzer-Entferner? Die Zeitschriften auto motor und sport und MOTORRAD haben zehn gängige Produkte gemeinsam mit den Spezialisten des Reinigungsspezialisten Kärcher getestet. Das Ergebnis: Es gibt erhebliche Leistungs- und Preisunterschiede. Das günstigste Produkt kostet pro 100 ml 4,66 Euro (Rang 7), das teuerste 33,98 Euro (Rang 2).
Bei acht der zehn Testpolituren handelt es sich um Einkomponentenprodukte. Die Polituren enthalten die Schleifkörper, die unter Druck die oberste Klarlackschicht abtragen. In modernen Produkten zerfallen die Schleifkörper, so dass die beschädigte Stelle mit der gleichen Paste auch poliert wird. Zweikomponentenprodukte (Quixx, Sonax) bestehen aus feinstem Schleifpapier und zwei Tuben mit Polituren zur Vor- und Nachbehandlung. Allerdings verlangen diese Produkte viel Erfahrung, gerade mit dem Schleifpapier können Anfänger mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Eindeutiger Testsieger sind die beiden sehr ähnlichen Polituren von Dr. Wack. Das Autoprodukt A1 Kratzer Polish (100 ml für 25,98 €) ist dabei etwas günstiger als das Motorradprodukt S100 Kratzer-Politur (100 ml 33,98 €). Die A1-Politur erreicht bei Kratzerentfernung und Politur als einziges Produkt die volle Punktzahl. Mit gehörigem Punkteabstand, zur Bearbeitung von Kratzern aber ebenfalls gut geeignet, folgen auf dem gemeinsamen dritten Platz die günstige Politur Meguiar’s Scratch X 2.0 (100 ml 8,65 €) und Motul MC Care E8 Scratch Remover (100 ml 15,21 €).
Im Mittelfeld liegen das eher für geübte Anwender geeignete Zweikomponentenprodukt von Sonax (100 ml 29,78 €) und die günstige Politur Turtle Wax Scratch Repair & Renew (100 ml 5,36 €). Voll befriedigend abgeschnitten haben die Produkte Nigrin Performance (100 ml 4,66 €) und Quix (100 ml 23,80 €). Nur noch knapp befriedigend sind der Armor All Kratzentferner (100 ml 6,80 €) und der aus der TV-Werbung bekannte Platinum 20sec. Kratzentferner (100 ml 19,99 €).
So wird's gemacht:
Bei der Entfernung von Kratzern im Auto- und Motorradlack kann man auch einiges falsch machen und mehr Schaden als Nutzen anrichten. So gibt es bei der Anwendung typische Anwendungsfehler, erklärt Joachim Becht, Forschungs- und Entwicklungschef beim Marktschwergewicht Dr. O.K. Wack Chemie, im Gespräch mit den Zeitschriften auto motor und sport und MOTORRAD. So will das Polieren gelernt sein. „Oft wird zu lange nur kreisförmig gearbeitet, ungleichmäßiges Arbeiten liefert aber bessere Ergebnisse. Am wichtigsten beim Ein- und Auspolieren: immer mit einem sauberen, etwas saugfähigen Tuch arbeiten. Wir haben mit Mikrofasertüchern die besten Erfahrungen gemacht.“
Oft werde auch nicht mit genügend Kraft gearbeitet. „Zu wenig Druck – die meisten Anwender streicheln beim Polieren nur.“ Ein weiterer Fehler ist die Bearbeitung zu großer Flächen gleichzeitig. Dann verlieren der Anwender die Lust und arbeite nachlässig und habe zu wenig Geduld, so Becht. Auch bei der Auswahl der Poliertücher kann man Fehler machen. „Lammfell ist zum Beispiel völlig falsch, da es am Rand für Kratzer sorgt.“
Aber auch auf die Schleifmittel in den Polituren sollte man genau achten. „Bei Billigprodukten kommen meist Billigst-Polierkörper in ungleichmäßiger Körnung zum Einsatz. Vereinfacht gesagt „Sand“, das Kilogramm für knapp unter einem Euro“, erklärt der Forschungschef. „Vollsynthetische, absolut gleichmäßige Polierkörper, die zum Beispiel auch im Bereich der Mikrochip-Fertigung („Silicon Wafer Polishing“) eingesetzt werden, kosten dafür pro Kilogramm locker deutlich über 130 Euro. Die von Billig-Schleifmitteln zerstörten Oberflächen werden mit Wachsen und Ölen zugekleistert. Das kann anfangs auch noch gut aussehen, doch spätestens nach ein paar Regenfahrten sieht man den Unterschied.“