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Land der Autonarren? Große Lücken beim "Fachwissen"

Deutschland gilt als Land der Autonarren. Doch in der breiten Bevölkerung scheint es ums Wissen rund ums Auto ziemlich schlecht bestellt zu sein, ergibt eine Umfrage.

 ©YesAuto

Verwirrend, stressig und zu kompliziert. Eine repräsentative Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov in Zusammenarbeit mit dem Online-Automarktplatz YesAuto gibt Einblicke in das Wissen der Deutschen über ihr vermeintlich liebstes Kind.

Deutschland, Land der Autonarren? Von wegen. Die Deutschen lieben zwar ihre Autos, beim Wissen über ihre Fahrzeuge tun sich allerdings erstaunliche Wissenslücken auf. Nur 27 Prozent der deutschen Autofahrer bezeichnen sich selbst als sachkundig. Besonders schlecht steht es um die Autokenntnisse der jüngeren Befragten. Unter den 18 bis 24-jährigen attestierten sich nur 13 Prozent der jungen Frauen und 19 Prozent der jungen Männer gutes bis sehr gutes Verständnis ihrer Autos.

Gerade beim Wissen um die technischen Spezifikationen tappen viele der Befragten im Dunkeln. Ein Viertel der Autobesitzer konnte die Leistung ihres Motors nicht benennen. 21 Prozent wissen nicht, wie sie die Motorhaube öffnen sollen. Das Ölnachfüllen bereitet fast 40 Prozent der Deutschen Schwierigkeiten - das beginnt schon beim Finden des Ölmessstabes (30 Prozent) und geht beim Messen des Ölstandes (33 Prozent) weiter. Ähnlich sieht es beim Thema Reifen aus. 35 Prozent der befragten Autofahrer trauen sich nicht zu, ohne Hilfe den Reifendruck zu überprüfen, ganze 38 Prozent scheitern am Aufpumpen.

Wissenslücken gibt es aber nicht nur im Bereich der Automobiltechnologie. Auch die Komfortfunktionen bereiten Autofahrern Schwierigkeiten. 31 Prozent wissen nicht, wie sie die Uhrzeit-Anzeige ihres Pkw anpassen können und nur 50 Prozent trauen sich zu, auf Anhieb ein Handy per Bluetooth mit ihrem Auto zu verbinden. Was genau Herausforderungen aufwirft, ist oft eine Frage der Generation: Das Verstellen der Uhrzeit empfinden 48 Prozent der 18-24-jährigen als komplex, während 59Prozent der über 55-Jährigen an der Bluetooth Verbindung scheitern. Unglaublich, aber wahr: 12 Prozent aller Autobesitzer konnten ihre Scheibenwischer nicht problemlos an- oder abschalten.

Egal ob Motor, Reifen oder Assistenzsysteme - 44Prozent der Deutschen finden Autos zumindest teilweise verwirrend.

Kein Wunder also, dass der Autokauf vielen Deutschen Kopfschmerzen bereitet. Die technischen Eigenschaften des neuen Autos sind zwar ein theoretisch wichtiges Kaufkriterium, am Ende entscheidend sind aber häufig weniger komplexe Faktoren, wie Preis (74 Prozent), Sitzheizung (37 Prozent) oder Farbe (37 Prozent). Für immerhin 11 Prozent der deutschen Autofahrer ist der Getränkehalter mit-maßgeblich für die Kaufentscheidung.

Mit einem Autokauf sind hohe finanzielle Investitionen verbunden. Wer nicht genau versteht, was er eigentlich kauft, empfindet den Kauf als Stresssituation. Das bestätigt auch die aktuelle YesAuto Studie. 57 Prozent der befragten Autofahrer gaben an, sie empfänden den Autokauf als stressig, 48 Prozent wünschen sich, ein Auto zu kaufen wäre einfacher. Hauptstressfaktoren: Fehlende Routine (49 Prozent), fehlendes Autowissen (32 Prozent) und der nicht verstandene Autofachjargon (17 Prozent). Ebenso viele sind sich so unsicher in ihrem Autowissen, dass sie sich nicht zutrauen, dem Verkäufer die korrekten Fragen zu stellen.

Entsprechend lange brauchen die Deutschen, sich für ein neues Auto zu entscheiden. 59 Prozent nehmen sich mindestens drei Wochen Zeit, knapp ein Viertel plant sogar mit drei Monaten oder mehr. So viel ist klar: Die Deutschen brauchen mehr Unterstützung beim Autokauf, als oft angenommen - doch nur 56 Prozent haben schon einmal um Hilfe gebeten.

von Gerhard Mauerer