Ratgeber: So schickt man Wohnmobile in den Winterschlaf
Was muss man beachten, wenn man sein Reisemobil für den Winter einmottet? Antworten auf diese wichtige Frage gibt es hier.
Auch wenn Wintercamping immer beliebter wird, viele Besitzer eines Reisemobils schicken das Rolling Home während der kalten Jahreszeit in den Winterschlaf. Damit es im nächsten Frühjahr kein böses Erwachen gibt, gilt es eine ganze Reihe von Vorkehrungen zu treffen, damit die Technik keinen Schaden nimmt und der Wohnraum nichts von seiner Gemütlichkeit verliert. Denn Kälte und Feuchtigkeit können beiden erheblich zusetzen.
Da wäre zunächst die Frage nach dem geeigneten Abstellplatz. Wer den nicht auf dem eigenen Grundstück findet und auch den Weg in ein spezielles Winterlager scheut, muss einige Parkvorschriften beachten. Das Freizeitvehikel muss zugelassen sein und braucht eine gültige TÜV-Plakette, wenn es im öffentlichen Verkehrsraum parkt. Dies gilt für alle Fahrzeuge bis maximal 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Parkmarkierungen auf der Straße müssen beachtet werden, ragt der Camper über die seitlichen Linien oder die vordere oder hintere Markierung hinaus, drohen Knöllchen.
Nicht jeder Parkplatz ist gleich. Ist unter dem weißen P auf blauem Grund, das üblicherweise Verkehrsraum als Parkfläche ausweißt, eine Zusatztafel mit der Aufschrift oder dem Symbol „nur Pkw“ angebracht ist, dürfen hier nur Fahrzeuge abgestellt werden, die tatsächlich als Personenwagen zugelassen sind. Das gilt dann allenfalls für Camper-Vans wie den Marco Polo auf Mercedes-V-Klasse-Basis oder den VW California auf T6, die bisweilen nicht die Zulassung als „sonstiges Kfz Wohnmobil“ haben.
Bei Wohnwagen sieht es wieder anders aus. Sie dürfen wie jeder andere Anhänger mit bis zu zwei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht maximal zwei Wochen lang am Straßenrand parken. Danach drohen 30 Euro Ordnungsgeld. Manche umgehen diese Regel, indem sie den Caravan nach Ablauf der Parkfrist einige Meter vor- oder zurückschieben, das ist legitim, aber im Grunde nicht legal, verlängert dennoch die Frist um zwei Wochen. Anhänger, die schwerer als zwei Tonnen Gesamtgewicht sind, dürfen in Wohngebieten zwischen 22 und 6 Uhr ebenso wie an Sonn- und Feiertagen nicht abgestellt werden. Die gleiche Regelung gilt für Reisemobile mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht. Sie fallen in die Klasse der schweren Lastwagen, für die der alte Führerschein der Klasse 2 oder die heutige Fahrerlaubnis C nötig ist.
Unterstellmöglichkeiten im Umland
Camper, die in Städten wohnen, suchen meist im Umland nach einer Unterstellmöglichkeit. Die kalten und nassen Wochen übersteht das Reisemobil in Unterständen wie bäuerlichen Scheunen ausnehmend gut. Dort ist der Winterschlaf ungestört, weil trocken und sicher. Allerdings sollte man auf andere Bewohner achten. Haben Tauben im Dachgebälk ihr Domizil bezogen, kann im Frühjahr eine unliebsame Überraschung in Form von Vogelkot auf dem Aufbau warten. Solche Unterstellplätze werden meist für Monatsmieten zwischen 40 und 60 Euro angeboten. In Ballungsräumen stellen auch professionelle Anbieter spezielle Garagen in unterschiedlichen Größen bereit. Im Rhein-Main-Gebiet ist es unter anderen das Unternehmen Garagenmax, das solch komfortable Remisen bereitstellt, sie sind mit Stromversorgung ausgerüstet, videoüberwacht und alarmgesichert, kosten allerdings auch gleich 240 Euro im Monat.
Vor dem Winterschlaf heißt es aber: ab ins Bad. Denn den Lacken, Dekoren und Dachhauben haben Flora und Fauna zugesetzt, nicht nur Schmutz, sondern auch Moos gilt es zu beseitigen. Ein Personenwagen kann dafür schnell eine Runde durch die Waschstraße drehen, dem Camper würde das jedoch nicht gut bekommen. Es gibt zwar passende Lastwagen-Anlagen mit großen Portalbürsten, doch können die empfindlichen Acrylglasfenster, die üblichen Deko-Streifen und die Dachhauben des Wohnmobils durch sie erheblich beschädigt werden. Handwäsche ist also angesagt, hierfür gibt es allenthalben gut ausgestattete Waschplätze. Doch Vorsicht, nicht jede der Boxen hat die ausreichende Höhe für ein großes Reisemobil. Üblicherweise gibt es an den Anlagen Höhenangaben, meist gibt es zumindest eine Waschbox, die auch für höhere Fahrzeuge geeignet ist. Darin finden sich in aller Regel die Strahllanze des Hochdruckreinigers zum Beseitigen der groben Verschmutzung und eine Waschbürste. Vor allem bei der Hochdruckwäsche ist jedoch Vorsicht angeraten.
Ein Reisemobil hat viele Lüftungen in Dach und Wänden. In den Dachluken gibt es Zwangsentlüftungen für eine ausreichende Sauerstoffzirkulation, in der Seitenwand jene Kunststoffgitter, die dem Kühlschrank das Atmen erlauben. Hier sollten vor der Wäsche die Winterabdeckungen angebracht werden, die ein wenig Schutz vor der Nässe bieten. Der Hochdruckstrahl darf ohnehin nur mit dem gebührenden Abstand eingesetzt werden, wenigstens 30 Zentimeter Abstand sollten gewahrt werden. Denn die aufgeklebten Dekore können sich bei bis zu 120 bar Druck leicht lösen und sind dann nur schwer wieder zu befestigen. Auch Dichtungen an Türen, Klappen und Fenstern sollten möglichst nicht direkt mit dem scharfen Strahl reinigen. Nacharbeit mit weichen Vliestüchern und milden Reinigungsmitteln ist ratsam.
Damit man auch das Dach gesäubert werden kann, gehört eine Leiter bei der Fahrt zur Waschanlage ins Gepäck. Gerade bei Fahrzeugen, die mit einem Solarpanel ausgerüstet sind, lockt deren Reinigung mit höherer Energieausbeute. Wenn das Mobil schließlich von oben nach unten vom Schmutz befreit ist, kommen die Fenster an die Reihe. Übliche Glaspflegemittel können sie trüben oder lassen den Kunststoff spröde werden, nicht zu scharfe und vor allem alkoholfreie Essenzen wie sanfte Essigreiniger eignen sich dagegen sehr. Üblicherweise will kein Reisemobilbesitzer Wasser im Innenraum haben. Warum dann also bei der Pflege? Wer mit einem Scheuerlappen und Schrubber viel Nass verteilt, riskiert, dass die übermäßige Feuchtigkeit in Fugen kriecht und das Holz aufquellen lässt. Bessere Dienste erweist der Staubsauger und ein nur mäßig feuchtes Mikrofasertuch. Auch Schaumreiniger sind hier erlaubt.
Das Wasser muss raus
Nach der Wäsche geht’s ins Wellnessstudio. Dichtungen wollen mit passenden Mitteln gepflegt werden, die nicht nur reinigen, sondern die Elastizität des Gummis erhalten oder sie ihm sogar wiedergeben. Gerade bei Kastenwagen, an deren seitlicher Schiebetür und den Flügeltüren im Heck sehr große Dichtungen verlaufen, ist deren sorgsame Pflege dringend empfohlen. Und nicht zuletzt lohnt auch der Blick auf den Dichtungsgummi der Kassettentoilette. Sollte der auch nur die geringsten Verschleißerscheinungen aufweisen, empfiehlt es sich, ihn umgehend zu ersetzen. Im Fachhandel kostet er nur wenige Cent, unangenehme Gerüche bleiben so auch in der nächsten Saison abwesend.
Zum Schluss ist die Fahrzeugtechnik dran. Die Ventile der Flaschen und die Absperrhähne der Gasanlage werden geschlossen. Die Wasserversorgung muss entleert werden, besonders die Pumpen reagieren empfindlich auf Frost. Steht das Fahrzeug unbeheizt im Winterlager, geben sie als erste ebenso wie die Warmwassertherme ihren Geist auf. Die Tanks also entleeren, und dann die Pumpe wenige Sekunden trocken laufen lassen. Vorher sind die Ventile an der Therme sowie wie alle Wasserhähne zu öffnen, dabei nicht die Dusche in der Nasszelle vergessen. Die Aufbaubatterie wird über den Winter abgeklemmt, oder, wenn es einen Stromanschluss gibt, denn Akku über das Bordladegerät immer auf höchster Kapazität halten. Möbelklappen und Schranktüren sollten offenstehen, das sorgt für ausreichende Luftzirkulation und verhindert Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Aufrechtes Stehen auf dem Unterbau der Betten oder Sitzbänke schützt Polster und Matratzen vor Stockflecken und anderen Beeinträchtigungen.
Das Basisfahrzeug darf bei all dem natürlich nicht vergessen werden. Wer den Reifendruck um 0,5 bar erhöht, oder die Pneus über eventuell vorhandene Hubstützen ein wenig entlastet, beugt wirksam einem Standplatten vor, der zu Unwuchten führt. Den Frostschutz im Motorkühlwasser und der Scheibenwaschanlage gilt es zu kontrollieren, der Treibstofftank sollte gefüllt werden, um Kondenswasserbildung darin zu vermeiden. Am besten geeignet ist so genannter Winterdiesel, der auch bei Temperaturen unter minus zehn Grad nicht ausflockt. Die Tankstellen halten ihn ab November vor.
Die Handbremse sollte man nicht anziehen, die Bremsbeläge könnten sonst an der Bremstrommel festrosten. Es genügt, den ersten Gang einzulegen oder die Automatik auf „P“ zu stellen. Ist die Abstellfläche abschüssig, sichern zusätzliche Radkeile das Mobil zuverlässig. Kein Fehler ist es zudem, alle drei bis vier Wochen mal im Winterlager vorbeizuschauen, um nach dem Rechten zu sehen. Das verkürzt subjektiv empfunden auch die Wartezeit auf die ersehnte erste Ausfahrt im Frühjahr.