Reisemobilmarkt wächst auf hohem Niveau weiter
Seit 2019 hat sich der Absatz von Reisemobilen nahezu verdoppelt. Doch es kam auch zu Überkapazitäten bei der Produktion, weshalb nun viele Fahrzeuge auf Halde stehen.
Irgendwann kommt der Einbruch, befürchten die Skeptiker. Noch aber ist er nicht da. Nach immer neuen Absatzrekorden in den vergangenen Jahren zeigte die Nachfrage bei den motorisierten Campingfahrzeugen zu Beginn des Jahres zwar eine leichte Schwäche, die ist aber inzwischen schon wieder. Und vor allem: Verkauft werden die Rolling Homes immer noch auf sehr hohem Niveau. Verglichen mit 2019 hat sich das Absatzvolumen beinahe verdoppelt.
In den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs in der Branche fanden in Deutschland 44.637 neue Reisemobile einen Abnehmer. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 5000 Fahrzeuge weniger. Das entspricht einem Zuwachs von 12,6 Prozent, wie Holger Siebert, Geschäftsführer von Eura Mobil und den angeschlossenen Tochtermarken, im Rahmen einer Neuheiten-Präsentation mitteilte.
Manchem Marktteilnehmer reicht das nicht, denn die überzogenen Absatzerwartungen, die weit über das derzeitige Verkaufsvolumen hinaus gingen, haben nun zu einem Stau auf den Bereitstellungsplätzen geführt, vor allem ausgebaute Kastenwagen, die mittlerweile mehr als die Hälfte der Neuzulassungen ausmachen, stehen auf Halde und werden wohl nur mit erheblichen Abschlägen zu verkaufen sein.
Dabei ist das zuletzt durch die Corona-Pandemie beschleunigte Wachstum mehr als eindrucksvoll. Verglichen mit 2019 hat sich das Absatzvolumen beinahe verdoppelt. Damals wurden 29.778 Einheiten neu zugelassen, die Steigerung betrifft vor allem Deutschland. In anderen traditionellen Camper-Ländern fällt der Zuwachs weitaus geringer aus. In Frankreich etwa fanden damals 17.267 Fahrzeuge einen Abnehmer, fünf Jahre später sind es 18.453, die Steigerung beträgt gerade einmal sieben Prozent. Großbritannien musste sogar einen Rückgang auf 9217 Womos hinnehmen, 2019 waren es noch 9489, was wohl auch dem Brexit geschuldet ist. In Italien und Spanien wurden mit gut 4000 Reisemobilen geringfügig mehr zugelassen als vor fünf Jahren, rasanter fiel der Anstieg in der Schweiz (plus 47,9 Prozent), Belgien (+14,9 Prozent), Österreich (+150,9 Prozent) und den Niederlanden (+34,6 Prozent) aus.
Schwierig sind die skandinavischen Märkte geworden, nicht zuletzt wegen der jüngst eingeführten Luxussteuer auf Reisemobile, die den Kaufpreis bei manchem Fahrzeug fast verdoppelt. Dass die Beliebtheit der Urlaubsform Camping in den anderen Ländern auf hohem Niveau erhalten bleibt, gilt als sicher. Auch wenn die grenzenlose Freiheit, die manche Herstellerwerbung vorgaukelt, längst nicht mehr vorhanden ist, hegen laut entsprechender Umfragen noch immer Millionen von Menschen bei uns den Traum, ihre Ferien als Camper zu verbringen. Das haben wohl auch die Programmgestalter der Fernsehsender entdeckt. Kaum ein Abend vergeht, ohne dass das Thema Camping ebenso facettenreich wie realitätsfern beleuchtet wird.