Wie Autodiebe Scheinwerfer als Schwachstelle ausnutzen
Die Autodiebstähle in Deutschland gehen erfreulicherweise zurück. Doch die Kriminellen halten durchaus mit technischen Innovationen Schritt. Das kann für Autobesitzer böse enden.
In Deutschland sank die Zahl der Auto-Diebstähle 2021 mit 9.805 gestohlenen Fahrzeugen erstmals unter die 10.000er-Marke, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berichtet. Die Zahl der gestohlenen Fahrzeuge nahm demnach im Vorjahresvergleich um acht Prozent ab und erreichte den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Mitte der 1990er-Jahre gab es noch rund 100.000 Auto-Diebstähle pro Jahr. Die Versicherungsbranche führt den Rückgang insbesondere auf den besseren technsichen Schutz zurück, etwa in Form der Wegfahrsperre, sowie auf eine bessere Strafverfolgung und Grenzsicherung. Dennoch richten Autodiebe nach wie vor erheblichen wirtschaftlichen Schaden an: 2021 waren es laut Versicherungswirtschaft rund 187 Millionen Euro.
Dem grundsätzlich erfreulichen Trend zu rückläufigen Autodiebstählen stehen allerdings die Erfahrungen von Strafverfolgungsbehörden und Versicherern gegenüber, dass die Kriminellen „mit technischen Innovationen Schritt halten“ und sich zunehmend immer modernerer Technik bedienen, um an ihr Ziel zu gelangen. So berichtet etwa die britische „Times“, dass IT-Fachleute aus Großbritannien einer neuen Diebstahltechnik auf die Spur gekommen seien, mit der Autos innerhalb von Sekunden zu knacken sein sollen. Demnach nutzen die Kriminellen ein simples Eingabegerät, um falsche Informationen an ein Steuergerät im Auto zu übermitteln. Die Diebe greifen somit in die interne Kommunikation des Fahrzeugs ein.
In der Sprache der Techniker nennt sich dieses neue Verfahren, mit dem die „smarten“ Autoknacker auf das interne Kommunikationssystem von Fahrzeugen zugreifen, CAN-Bus-Injection. Über den CAN-Bus (Controller Area Network) werden in Autos zum Beispiel Informationen zwischen Steuergeräten übertragen. Er dient der Vernetzung verschiedener elektronischer Komponenten in Fahrzeugen, etwa einem Motor- und einem Getriebesteuergerät. Die Bus-Systeme sind Leitungssysteme zur Datenübertragung mit hoher Geschwindigkeit, die die konventionelle Verkabelung mittels eines herkömmlichen Kabelbaums ersetzen.
Der unbefugte Zugang erfolgt über einen speziell präparierten Bluetooth-Lautsprecher oder ein altes Handy. Das Gerät wird mit einer zum jeweiligen Fahrzeugtyp passenden Firmware ausgerüstet, die es im Darknet zu kaufen gibt. Die Verbindung von außen zur internen Kommunikation des Autos, dem CAN-Bus, stellen die Autodiebe vielfach her, indem sie Komponenten an der Fahrzeugfront demontieren, wie etwa die Scheinwerfer. Über deren Endpunkte ist der CAN-Bus dann in der Regel leicht zu erreichen. Von da an geht alles meist ganz zügig: Der Befehl zum Öffnen der Türen ist schnell abgesetzt und die Zündung ebenfalls ohne Zeitverlust aktiviert, erläutert das Goslar Institut für verbrauchergerechtes Versichern der HUK-Coburg.
Ein kleiner Trost für Autobesitzer: Wenn der Zugriff auf den CAN-Bus zu lange dauert, brechen die Täter den Diebstahlversuch meist ab. Und das können schon wenige Minuten sein. Weniger erfreulich ist es laut Versicherungswirtschaft aber, dass bei älteren Fahrzeugen die CAN-Systeme ab Werk noch nicht verschlüsselt sind. Nur moderne Autos verfügen über einen solchen Schutz.