Winterreifen im Test: Günstige Reifen teils "Katastrophe"
Beim Winterreifentest von GTÜ, ACE und ARBÖ konnten die getesteten günstigen Produkte teils erstaunlich gut mithalten. In manchen Kategorien jedoch versagten sie.
Von O bis O – von Oktober bis Ostern – lautet die Faustformel für das Fahren mit Winterbereifung. Gemeinsam mit den Automobilclubs ACE und ARBÖ hat die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) zehn Winterreifen getestet: drei günstige von Austone, Fortuna und Sailun sowie sieben etablierte Marken- und Premiumprodukt jeweils in der Dimension 235/55 R18 für SUV.
Um die Fahreigenschaften genau zu untersuchen, wurden die zehn Reifen sowohl auf schneebedeckter Fahrbahn bei minus 4,5 Grad Celsius im finnischen Arctic Center Ivalo als auch auf der Teststrecke von Goodyear im französischen Mireval bei 13 bis 18 Grad getestet.
Das Beschleunigen auf schneebehafteter Fahrbahn stellte bei keinem der Reifen im Test ein Problem dar. Das Feld lag dicht beieinander. Das Bremsen auf Schnee erfolgte aus Tempo 35: Auch hier lag das Testfeld nah beieinander und lieferte ein solides Ergebnis ab. Nach dem Bridgestone mit einem Bremsweg von 12,26 Metern belegte überraschenderweise der Austone den zweiten Platz. Beim Handling auf Schnee zeigten sich ebenfalls keine Ausreißer. Der Austone überraschte erneut, lag er doch auf dem gleichen guten Niveau wie der Michelin. Beide ließen sich auf Schnee gut lenken, hatten eine gute Seitenführung und reagierten schnell auf Fahrbahnveränderungen. Sie vermittelten insgesamt ein gutes Lenkgefühl und waren die besten in dieser Disziplin. Der Sailun als Letztplatzierter landete dennoch im gelben Bereich. Er offenbarte vor allem bei Bergaufpassagen leichte Schwächen in der Bodenhaftung und der Fahrstabilität in Kurven, war insgesamt aber beherrschbar. Der Rest bildete ein solides Mittelfeld im Fahrverhalten auf Schnee. Die Reifen von Goodyear und Nokian zeigten minimale Schwächen in der Traktion bei Bergauffahrten und der Seitenführung.
Das Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 km/h war bei fast allen Reifen grundsolide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe. Er hatte im Vergleich zum Besten in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter), einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Das entspricht einer Wagenlänge und ist deutlich zu viel. Beim Handling auf trockener Fahrbahn lagen die Reifen von Hankook, Goodyear, Nokian, Pirelli, Bridgestone und Continental vorn. Sie ließen sich alle präzise lenken und sicher in den Kurven führen. Der Michelin und der Sailun sind fahrtechnisch gleichauf und nur minimal schwächer als die Spitzengruppe, aber immer noch sicher zu fahren. Einen schwächeren Eindruck hingegen lieferten die Reifen von Fortuna und Austone: Sie zeigten ein zu ausgeprägtes Untersteuern, waren in Kurven schwieriger zu lenken und insgesamt zu schwammig und unpräzise lenkbar.
Beim Bremsen auf nasser Fahrbahn aus 80 km/h war der Hankook mit einem Bremsweg von 30,4 Metern am besten. Während so gut wie alle, selbst der bei Schnee insgesamt letztplatzierte Reifen von Sailun, ein durchaus homogenes Bremsbild zwischen 30 und 32 Metern Bremsweg abgaben, fielen der Fortuna (41 Meter) und Austone (38,8 Meter) komplett durch das Raster. Ihr Bremsweg entspricht der Länge von zwei kurzen Transportern. Auch beim Handling auf nasser Fahrbahn gab es massive Unterschiede. Am besten und sehr präzise zu lenken und zu fahren waren die Reifen von Bridgestone, Goodyear und Nokian. Der Rest der Premium- und Qualitätsreifen war auf einem gut beherrschbaren Niveau.
Die günstigeren Pneus hingegen enttäuschten: Während der Sailun hier noch gerade so akzeptabel war, „entpuppten sich die Reifen von Austone und Fortuna als Katastrophe“, so die GTÜ wörtlich. Bei ihnen kam es teils zu einem extremen Umsteuern. Zudem hatten sie spürbar zu wenig Grip und waren unpräzise in der Lenkung. Das Fahrverhalten dieser Reifen stuften die Tester hier als gefährlich für normale Autofahrer ein.
Auch beim Aquaplaning gibt es gravierende Unterschiede. Der Bridgestone meisterte den Längs- und Quertest am besten, der Austone und der Fortuna zeigten sich als extrem anfällig und schwierig beim Aufschwimmen. Der Rest legte ein solides Fahrverhalten an den Tag.
Fazit der GTÜ: Der Bridgestone „ist nah am perfekten Winterreifen“ dran, er zeigte in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Sailun erreichte noch ein bedingt empfehlenswert, obwohl er auch der lauteste Reifen im Test war. Mit 74,77 Dezibel lag er sogar zwei Dezibel über dem EU-Label-Wert. Der Austone und der Fortuna enttäuschten. Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen komplett durch.