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Auf den Spuren der deutschen Geschichte

Michael Moll aus Essen hat bei unserem Gewinnspiel ein Mio-Navigationsgerät mit TV-Empfang gewonnen. Der Reisebuchautor probierte es sogleich aus: Mit seinem T3-Westfalia Bulli (Bj. 1981) begab er sich im Frühjahr 2010 auf eine historische Erkundungstour durch Ost- und Norddeutschland.

Am Denkmal geografischer Mittelpunkt von Sachsen-Anhalt. ©Michael Moll

Wenn man selbst ein wenig deutsche Geschichte schreibt, dann will man sich natürlich auch mit dem Rest davon näher befassen. Selbst deutsche Geschichte schreiben bedeutet, dass die kleine Ortschaft Tornitz einen Vorschlag von mir aufgegriffen und ein Denkmal nach meiner Vorlage errichtet hatte. Tornitz liegt mitten in Sachsen-Anhalt und jenes Denkmal markiert seit November 2009 genau diesen geografischen Mittelpunkt des Bundeslandes.

Auf meinen zahlreichen Reisen besichtigte ich bisher sämtliche geografischen Mittelpunkte einzelner Bundesländer und benachbarter Staaten. Nur in Sachsen-Anhalt war noch niemand auf die Idee gekommen, das Zentrum zu markieren, was nun mit meinem Gedankenanstoß geändert worden war.

Mit dem 81er T3-Westfalia-Bulli sollte es also auf die Spuren der deutschen Geschichte gehen. Mit im Gepäck: Das nagelneue Navigationsgerät mit TV-Empfang, welches ich erst wenige Wochen zuvor beim Fotowettbewerb von VW-Bulli.de gewonnen hatte.

Übernachtung direkt an der Elbe. ©Michael Moll

Flott brachte der 50-PS-Diesel-T3 meine Frau und mich nach Sachsen-Anhalt. Dort legten wir eine Fotopause am besagten Denkmal ein und begannen mit einer Rundtour durch die deutsche Geschichte. Doch zunächst ließen wir den Tag an einem Wohnmobilstellplatz am Elbufer in Tangermünde ausklingen und köchelten uns im Bus einen Tee. Das Westfalia-Klappdach blieb an diesem Abend jedoch unten, dafür war es dann doch noch ein wenig zu kühl.

Das Geburtshaus von Theodor Fontane war unser nächstes Ziel. Hierfür wechselten wir das Bundesland und fuhren in das brandenburgische Neuruppin. Den Wagen in einer Seitenstraße abgestellt, schlenderten wir durch die Fußgängerzone vom Geburtshaus zum Fontane-Denkmal.

Nach diesem Kurzbesuch rollte unser T3 gen Norden. Kurioserweise hatte unser GPS dabei so manche Straße nicht im Programm. Laut Display fuhren wir daher auch schon mal über „weiße Flecken auf der Landkarte“. Gerne hätten wir uns natürlich deswegen als Entdecker ausgegeben, doch der Asphalt unter unseren Reifen besagte, dass wir hier nicht die ersten Menschen waren, auch wenn unser Navi etwas anderes behauptete.

Auf dem Wohnmobilstellplatz in Tangermünde. ©Michael Moll

Den geografischen Mittelpunkt von Mecklenburg-Vorpommern nahmen wir noch mit, bevor wir die Hansestadt Rostock erreichten. Die Ostseestadt begeisterte uns mit weiterer deutscher Geschichte. Einerseits wurden wir hier zu Bewunderern der sehenswerten Backsteingotik, die im Ostseeraum weite Verbreitung gefunden hatte. Andererseits trafen wir nicht selten auf Relikte aus einer Zeit, in der die Hanse eine nordeuropäische Großmacht war.

Etwas weiter westlich gab es vor nicht allzu langer Zeit nicht nur deutsche Geschichte: In Heiligendamm trafen sich 2007 die Obersten der Welt im Rahmen des G8-Gipfels. Dort wo Putin, Merkel und Bush die Geschicke der Welt lenkten, steuerten wir unseren VW Bus auf einen kleinen Parkplatz und nutzten diesen zur Übernachtung. Die Rückbank war mit einem Handgriff umgeklappt und auf dem Gaskocher blubberte schon das abendliche Teewasser. So wandelte sich der G8-Gipfel also in einen T3-Schlafplatz.

Der Touristenort Kühlungsborn hält einen ehemaligen DDR-Grenzturm mit zahlreichen Geschichten über Fluchtversuche aus dem Arbeiter- und Bauernstaat bereit. Das ließen wir uns als Geschichtssuchende natürlich nicht entgehen.

Übernachtung neben 5-Sterne-Hotel in Heiligendamm. ©Michael Moll

Später erreichten wir Wismar, eine Stadt, die nur so vor Geschichte strotzt. Der Hansebund hinterließ Spuren, viele Gebäude in Backsteingotik wurden durch den Zweiten Weltkrieg zerstört und die DDR ließ daraufhin alles brachliegen.

Zielsicher leitete uns das Navigationssystem anschließend in die mecklenburgische Landeshauptstadt Schwerin, wo wir dem Schloss einen Besuch abstatteten. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zur nächsten Hansestadt – Lübeck.

Auf dem Weg dorthin passierten wir ein braunes, touristisches Hinweisschild. Auf diesem stand geschrieben: „Hier waren Deutschland und Europa bis zum 9. November 1989 um 22.30 Uhr geteilt.“ Während wir die ehemalige Grenze überqueren, schoss mir durch den Kopf, dass unser Bus zum Zeitpunkt der politischen Wende bereits acht Jahre alt war und wir somit eigentlich auch in einem Stück deutscher Geschichte saßen.

Ein Moment der Ruhe - Soldatenfriedhof in Becklingen. ©Michael Moll

Nach einem abendlichen Stadtrundgang durch Lübeck mit seiner historischen Altstadt gingen wir zum Wohnmobilstellplatz, wo wir in unserem Stück Historie zum ersten Mal das Navigationsgerät als Fernseher benutzten. Der Akku ließ zwar keine Samstagabend-Shows mit Überlänge zu, aber wozu hat unser Bus zwei Batterien? Besonderen Spaß machte das Fernsehprogramm mit dem im GPS-Gerät eingebauten Transmitter. Dieser ließ den Ton über das Autoradio und somit über sämtliche Lautsprecher im Auto erklingen.

Am nächsten Morgen tippten unsere Finger auf dem Touchdisplay des Navis die Worte Bergen-Belsen ein und wir ließen uns von dem Gerät zum letzten und schlimmsten Abschnitt deutscher Geschichte lotsen, bevor es am späten Abend von dort heimwärts nach Essen ging.

1.500 Kilometer lagen hinter und die nächste Reise mit unserem Bus noch vor uns. Auch unser neues und – nebenbei bemerkt – erstes Navigationsgerät wird wieder mitkommen. Die Nutzung war zwar hilfreich, bequem und ziemlich einfach (besonders in Städten), dennoch werde ich auch zukünftig nicht auf die Mitnahme einer Landkarte verzichten. Der abendliche Blick in einen Straßenatlas würde mir sehr fehlen, dafür bin ich viel zu traditionell. Vielleicht fahre ich auch deswegen einen fast 30 Jahre alten VW Bus, der diese Tour ohne einen Zwischenfall völlig problemlos abgespult hat.

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Michael Moll