Augenblicke einer Weltreise
56.000 Kilometer haben Helga Negele und Jürgen Dommer in ihrem 1980er T3 in 20 Monaten auf drei Kontinenten zurückgelegt. Die Erlebnisse auf ihrer eindrucksvollen Reise haben sie in einem Buch festgehalten. Patrick Kühl hat das Buch gelesen und spricht eine klare Kaufempfehlung aus.
Von Memmingen nach Australien – kein Pauschalurlaub, keine Economy Class im Langstreckenflieger und auch keine Schiffsreise – Helga Negele und Jürgen Dommer, in der Bulliszene besser bekannt unter dem Begriff Orangetrotter, haben sich in ihrem VW-Bus auf den Weg gemacht. 56.000 Kilometer, 20 Monate und 3 Kontinente später sind sie und der 1980er T3, dessen orange Farbe Ursprung seiner Namensgebung ist, wieder wohlbehalten heimgekehrt und lassen uns an ihren Abenteuern auf 246 gedruckten Seiten teilhaben.
Neben einer Multimediashow, die beide nach ihrer Rückkehr auf die Beine gestellt haben, ist nun auch das Buch zur Reise erschienen. Gleich aus zweierlei Sicht erhält der Leser Einblicke in die Erlebnisse, denn nicht nur Helga hat ihre Eindrücke niedergeschrieben, auch Jürgen erhält in kursiver Schrift ausreichend Platz im Buch, um auf seine Art und Weise die beste Entscheidung seines Lebens zu beschreiben: Die Weltreise.
Nun könnte man meinen, dass das Internet und wahrscheinlich auch die Buchläden mittlerweile überquellen vor Reiseliteratur von Aussteigern, Auswanderern und Abenteurern und man nicht wirklich Neues erfahren wird.
Nach den ersten wenigen Seiten wird einem jedoch klar, dass die Reise im Orangetrotter nicht zwingend etwas gemein hat mit den Erzählungen der teilweise schon professionell anmutenden Touren mit jahrelang konstruierten und perfekt ausgerüsteten Expeditionsfahrzeugen. Helga und Jürgen vermitteln viel mehr den Eindruck eines sympathischen Paares, das nicht wirklich gewusst hat, worauf es sich mit der Reise überhaupt einlässt und so sieht der Leser auch bereits auf dem ersten Foto im Buch, wie überhaupt alles begann: Mit einem Unfall während der Probefahrt in der Schweiz – Totalschaden am Orangetrotter.
Doch genau diese Unbedarftheit macht das Lesen so interessant und man kommt kaum an schmunzelnden Passagen wie Jürgens Beschreibung von Dieselbeschaffung mittels Tankkarte im Iran oder auch ernsthaften Abschnitten beispielsweise ihrer karikativen Arbeit für die Organisation C.H.O.I.C.E in Kambodscha vorbei.
Über Griechenland, den Iran, Pakistan und Indien, weiter über Nepal, Tibet, China, Laos, Thailand, Kambodscha und abschließend über Malaysia und Singapur führt sie ein langer Weg bis nach Australien. Hier ist das ursprünglich gesetzte Ziel erreicht und auf 20.000 Km erkunden beide Land und Leute, bevor der Orangetrotter im Container seine lange Heimreise per Schiff antritt und Helga und Jürgen sich auf ihren Neuanfang in Deutschland vorbereiten.
Unzählige Bekanntschaften, Anekdoten sowie viele Bilder fesseln den Leser und bei sicherlich nicht wenigen wird ein bisschen der Wunsch und Wehmut aufkommen, es Helga und Jürgen gleich zu tun. Wer sich nicht traut, kann sich mit den Augenblicken einer Weltreise zuhause auf der Couch zumindest ein bisschen in die Abenteuerlust hineinversetzen.
Von VW-Bulli.de eine glasklare Kaufempfehlung.
Negele, Helga: „Augenblicke einer Weltreise“. 246 Seiten, 70 farbige Abbildungen, 143 x 203 mm, kartoniert, traveldiary.de Reiseliteratur Verlag GmbH, ISBN 978-3-941796959, Preis 16,80 Euro