Bau's Dir selbst – Expeditionsfahrzeuge, Wohnmobile und Vans selbst ausbauen
Nein, einen Laster hat unser Autor Heiko P. Wacker noch nicht zum Camper ausgebaut – nun aber wüsste er, wie man so etwas angeht. Das hat er Michael Blömeke zu verdanken, dessen Buch er heute vorstellt.
Ja, ich gestehe es: Ich bin Bulli-Fan! Und trotzdem schaue ich zuweilen staunend auf die Vehikel, die man so auf der Abenteuer Allrad oder dem Parkplatz der Ulmer Technorama sieht. Ausrangierte Armee-Laster mit umgebauten Sanitärkisten auf der Pritsche, ehemalige Möbelwagen, LKW-Fahrgestelle mit maßgeschneiderten Koffern – es muss ja nicht gleich ein 8x8-Ungetüm sein, doch auch das sah man schon.
Allen gemein ist, dass sie zum Reisen, zum Campen oder gleich zum Wohnen gedacht sind, womit wir rein gedanklich wieder auf einer Ebene mit dem Bulli wären. Denn stets geht es ums Schlafen und Kochen, ums Heizen und die Stromversorgung an Bord. Klar, kann man alles im fahrfertigen Zustand kaufen – so man die pekuniären Reserven hat. Kann man aber auch selber bauen, man muss sich nur trauen. Wie das geht – das zeigt Michael Blömeke. Und zwar mehr als fundiert.
Der Titel ist dabei schon durchaus als Aufforderung zu verstehen, frei nach dem Motto: Hör auf zu jammern, „bau‘s Dir selbst“, der Untertitel zeigt denn gleich die Spannweite der Möglichkeiten, denn die Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die diversen Tricks und Tipps richten sich an all jene, die im Eigenausbau auf Tour gehen wollen, und damit sind „Expeditionsfahrzeuge, Wohnmobile und Vans“ gleichermaßen gemeint. Wie lange diese Tour wird? Baggersee oder Burundi? Das spielt zunächst mal keine Rolle.
Die Herausforderungen der verschiedenen Fahrzeuge sind oft identisch, gerade wenn es ums Gewicht geht. Man sollte es nicht unterschätzen, wie schnell man auch einen 7,5-Tonner über das Limit konstruiert. Und überhaupt, darauf weißt der Autor nicht erst auf Seite 25 hin, sollte man nie einen Schreiner von der Leine lassen, denn die haben „nicht unbedingt den Hang zur Leichtbauweise“. (Aus dem eigenen Freundeskreis weiß ich, dass das auch Bühnenbauer einschließt, die man nie, aber auch wirklich nie auf einen Bulli loslassen darf. Das nur nebenbei.)
Auch den Platzbedarf sollte man stets im Auge haben, Michael rät hier beispielsweise zur realistischen Planung mittels Kartonagen (das Klavier links oder rechts vom Kamin), er bietet aber auch eine Einführung in das Thema „Planen mit Open Office“. Und schon profitiert man auch bei einer Grundrisszeichnung für die eigene Wohnung. Und schließlich sei auch noch betont, wie sinnvoll manch rudimentärer Tipp ist: Wer eine Fensteröffnung in die Seitenwand eines Kofferaufbaus schneidet, der sollte die Ecken als Bohrung anlegen, dann reißt das Material nicht so leicht ein wie bei einer „scharfen“ Ecke. Fein, wieder was gelernt!
Auf dem neuesten Stand der Technik ist das Buch zudem in Sachen Elektrik und Elektronik, Solarpanels waren zu Zeiten des T1 noch kein Thema, eine zentrale Steuereinheit für die Batterieströme ebenso wenig. Regelrecht rustikal wirkt da schon der Einbau eines Cibic Cub, eines kanadischen Miniofens.
Mehr als 300 Seiten umfasst der Schmöker, der mit 600 Abbildungen reich bebildert ist, wobei viele Grundrisszeichnungen den praktischen Wert vor den ästhetischen stellen. Doch genau darum geht es: Michael will zeigen, dass das eigene Zuhause auf Rädern am besten realisiert werden kann, wenn man sich vor dem ersten Griff zum Werkzeuge Gedanken über Gedanken macht. Und jetzt stelle ich fest: Es ist Dezember – und damit die beste Zeit für Pläne. Und fürs Selbermachen!
Michael Blömeke: Bau's Dir selbst - Expeditionsfahrzeuge, Wohnmobile und Vans selbst ausbauen. Pietsch Verlag Stuttgart 2020, 318 Seiten, 600 Abbildungen, gebunden, 17 x 24 cm, ISBN 978-3-613-50898-9, 39,90 Euro.