Buchtipp: Bulli-Tour mit Kind und Kegel
Carina Linnemann und ihre Familie unternahmen im T4 eine Reise durch sechs Länder. Das Buch über die Reise hat Heiko Wacker gelesen. Es ist insbesondere Bulli- und Camping-Neulingen zu empfehlen.
Hallo Bullifreunde!
Ein Familien-Roadtrip im Bulli, sechs Wochen intensiv genutzte Elternzeit – und so manche Überraschung! Carina Linnemann hat eine ganze Menge zu erzählen von der großen Runde durch sechs Länder, von der die fünfköpfige Familie mit den beiden Kindern nicht ganz unverändert zurückkam. Und bevor jetzt die Mathe-Könige das Meckern anfangen: Wir zählen „Edda“, das Reisegefährt, einfach mal mit zur Familie. Okay?
Gleich vorneweg sei aber auch gesagt, dass das Buch ohne spektakuläre Sensationen auskommt, sondern „einfach nur“ von der Reise der jungen Familie erzählt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger – und genau hier liegt der Reiz, dem gerade Neulinge im „Thema Bulli“ rasch erliegen dürften, die selbst den Weg zum rollenden Zuhause auf Zeit einschlagen wollen, und ebenso wenig Fachwissen haben wie die Linnemanns.
Nein, bitte – das ist nicht abwertend gemeint, niemand wird als Bulli-Experte geboren! Doch genau dieser unschuldige Blick macht das Buch so persönlich: Wenn die ersten Träume platzen, weil T1 oder T2 unerreichbar weil unbezahlbar sind, und es am Ende der pragmatische T4 mit Hochdach und Standheizung wird, in den ein eigener Ausbau mit Material aus dem Baumarkt geschraubt wird – immer genau messen, sonst kauft man doppelt – und schließlich noch eine Heckküche von Ququq.
Solcherart ausgestattet beginnt die Runde durch die Alpen, nach Italien, Kroatien und Slowenien, wobei den Reisenden schnell klar wird, dass eine zu stringente Reiseplanung das Spontane gnadenlos abwürgt: Wenn man im Regen verharrt, weil eben ein Campingplatz reserviert ist, oder man eine schöne Anlage verlassen muss, weil die Planung das eben so vorgibt.
Immer dabei, ganz vorne natürlich, sind die Kids der Familie – und Leser ohne Nachwuchs merken auf einmal, welch ein Luxus es ist, den Abend vor dem Bulli einfach so eintrinken zu dürfen oder den Kaffee genau dann zu nehmen, wenn einem danach ist, und nicht morgens um sechs, weil der Filius kräht. Wer Kinder dabei hat, der sollte nicht nahe am Wasser stehen – und mit Kindern sind Museen auch nicht so wirklich ein Thema. Man könnte sich sogar zur Aussage versteigen, das Buch all jenen ans Herz zu legen, die mitten in der Familienplanung stecken: Hier gibt es mal endlich ein Bulli-Buch, das dem Familienaspekt mehr Platz einräumt als den technischen Daten, auch wenn mitunter drastische Formulierungen die Folge sind, einfach weil es einem Kind im Auto auch mal übel werden kann.
Sei‘s drum, das passiert. Und doch ist die Reise im eigenen Bulli eben eine eher budgetfreundliche Angelegenheit, sofern man den Kauf nicht überstürzt angeht: Eingebettet ist Carinas Reisebericht durch Deutschland und den europäischen Südosten deshalb in diverse Tipps zum Kauf, zur Routenplanung oder zum Packen. Und wieder sieht man, vor welche Probleme junge Familien auch in Sachen Ladevolumen gestellt sind. Frei nach dem Motto: Buggy mitnehmen? Ja oder nein?
Und genau deshalb kann man das Buch all jenen empfehlen, die sich mit dem Gedanken tragen, erstmals eine mehrwöchige Reise mit Kindern im eigenen Bulli zu unternehmen: Leute – hier seht ihr, wie das ablaufen kann, wenn man sich ein paar Gedanken macht! Denn die Planungen, die sollten spätestens jetzt beginnen, um den Sommer 2021 im eigenen Vehikel genießen zu können. Wichtig ist nur, dass das Vehikel auch einen Namen bekommt. Denn es gehört ganz zwangsläufig zur Familie.
Carina Linnemann: Bulli-Tour mit Kind und Kegel. Knesebeck Verlag München 2020, 224 Seiten mit 160 Farbfotos, 234 x 162 mm, Paperback, ISBN 978-3-957284143, 25 Euro.