Buchtipp: Die schönsten Reisen für Oldtimer und Youngtimer
Moderne Autos haben ihre Annehmlichkeiten. Doch Reisen im Old- und Youngtimer sind einfach etwas besonderes. Nun ist das Motor Klassik-Spezial "Die schönsten Reisen für Oldtimer und Youngtimer", Heiko Wacker stellt es hier vor.
Manche Klassiker dürfen, wenn sie Glück haben, am Wochenende auf ein Oldietreffen. Bei schönem Wetter natürlich nur – und auch nur als Trailerqueen ohne direkten Straßenkontakt. Andere gehen die Sache eher robust an, ein Fahrzeug ist ja zum Fahren da. Je nun, genau dafür wurden die Kisten dereinst gebaut. Und auch jene, die in den 1950er-Jahren mit Käfer, Bulli & Co. übern Brenner gejuckelt sind, haben Weg und Rückweg bewältigt. Also denn, Abfahrt zu den „schönsten Reisen für Oldtimer und Youngtimer“.
Natürlich bietet ein moderner SUV Klima und Navi, Massagesitze und Freisprecheinrichtung. Allerdings reicht am Ziel „meist der Inhalt der gesamten Hotelbar nicht aus, um sich das Ding schönzutrinken“, meint gleich der Einstiegsartikel im Sonderheft aus der Redaktion Motor Klassik. Zack, Treffer – jetzt will man weiterlesen! Obgleich keine Bulli-Geschichte zu finden ist, das sei nicht unterschlagen. Die gab es nämlich schon, vor zwei Jahren erschien die Vorgängerausgabe des Hefts aus dem Jahr 2018, und hier reiste der Bulli durch die USA. Ah ja.
In Ausgabe 2020 geht es ein wenig mondäner zu, schon das Titelbild ist porschelastig, wie auch im Heft eine Menge an Blech aus Zuffenhausen zu finden ist. Allerdings hat es durchaus Stil, mit zwei 356er nächtens durch Tokios schrillste Ecke zu fahren, um den sündteuren Stadtteil Ginza zu erkunden. Wobei: Wer als Vorsitzender eines japanischen Porschevereins den eigenen 356er sattelt, um in 18 Tagen von Japan nach Stuttgart zu pfeilen, um pünktlich zum Geburtstag der Marke vor Ort zu sein, der setzt in Sachen „Schrille“ ganz eigene Maßstäbe.
Wie wohltuend liest sich da die Geschichte zur Fahrt in der „Knutschkugel“, auch mit einer 13 PS leistenden Isetta lässt sich das Timmelsjoch bezwingen. Auch die Story zur Reise im offenen Ami-Schlitten nach Neschwill in der Schweiz (nein, nicht Nashville/Tennessee) hat sehr viel Schönes. Man muss ja nicht gleich mit drei alten Citroën nach Marokko düsen (kann man aber), oder die britische Hardcore-Rallye „Le Jog“ angehen, die eher was für jene ist, die Bienen kauen anstatt Honig zu essen.
Aber lassen wir das, und kommen zum Kern der Sache, dem Fahren mit dem Old- oder Youngtimer nämlich, Motor Klassik hat hier 20 reportierte Vorschläge vom Tagesausflug im Opel Kadett C GT/E durch den Westerwald über eine Alpenüberquerung im Porsche 911 Targa bis hin zu besagter Abenteuertour mit den drei Citroën Traction Avant nach Nordafrika.
Garniert ist das alles mit einigen Tipps zur Auto-Vorbereitung und zu organisierten Reisen, wobei wir als Bulli-Fans all diese Tipps und Routenvorschläge mit einem wohlwollenden Lächeln registrieren können – wissend, dass wir zumeist ein eigenes Zuhause dabei haben, und nicht zur nachmittäglichen Hotelsuche verdammt sind. Und genau deshalb bieten die 162 Seiten auch der Bulli-Fraktion so manch Inspiration: Südschweden oder Albanien wollte man doch schon lange mal (wieder) unter die Räder nehmen. Unser Fazit: Unterhaltsam, inspirierend – und für nen schlappen Zehner durchaus bezahlbar. Auch ohne Bulli-Geschichte.
Motor Klassik Spezial Die schönsten Reisen für Oldtimer und Youngtimer. Motorbuch Verlag Stuttgart 2020, Broschur, 162 Seiten, 264 Abbildungen, Format: 230 mm x 300 mm, ISBN: 978-3-613-30940-1, 9.90 Euro.