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Buchtipp: Lockruf des Südens - Unterwegs auf der B3

Es gibt einige legendäre Straßen auf der Welt. Die Route 66 in den USA, oder die Panamericana durch den ganzen amerikanischen Kontinent. Kann Deutschland da mithalten, mit der B3? Heiko Wacker hat das Buch "Lockruf des Südens" und findet: Ja, auch Deutschland hat fahrenswerte (Bundes-)Straßen mit Charme und Geschichte.

 ©Verlag Corso

Hallo Bulli- und Reisefreunde!

Rund 38.000 Kilometer ist es lang, das Netz der deutschen Bundesstraßen, doch nur einige wenige haben das Zeug zum Klassiker. Die B3 gehört hier ganz sicherlich dazu, auch wenn ihr international das Renommee einer Route 66 oder einer RN7 ein wenig fehlt. Und doch hat die B3 einen ganz besonderen Charme, zieht sie sich doch von Buxtehude bis nach Basel – wären diese 800 Kilometer nicht mal eine Bullireise wert?

Eine Reise ist sie ganz sicherlich wert, auch wenn es im vorliegenden Buch nun wirklich nicht um einen VW geht, das rollende Begleitmaterial ist ein historischer BMW ohne Namen. Na ja, fast ohne Namen jedenfalls, einer der wechselnden Begleiter dieses gedruckten Roadmovies benennt den 02er schlicht als „Erbse“, als „Pea“ eben.

Doch letztlich ist der Wagen nur ein Vehikel auf dieser Sehnsuchtsroute, auf dieser deutschen Traumstraße, verläuft die B3 doch wie eine Lebensader durch Deutschland. In sechs Etappen fuhr Wolfgang Groeger-Meier mit wechselnder Begleitung in der grünen Erbse – und nimmt den Leser mit auf diese mehrteilige Reise, wobei auch der Mensch im Schmökersessel sehr schnell und mit Erstaunen feststellt, welch Schönheit und Geschichtsträchtigkeit sich entlang dieses asphaltierten Bandes aneinander reiht.

Das hat viel Charme. Und zwar gerade dann, wenn man einen Tel der B3 aus der eigenen Jugend kennt. Und ja, ich gestehe es, auch ich bin in der Nähe der B3 aufgewachsen, auch für mich war sie ein ganz normales Teilstücks meines Weges zum Gymnasium, das durchaus zauberhafte Bild auf Seite 138 mit seiner verwunschenen Morgenstimmung ist mir sehr vertraut. Das hab ich zumindest deutlich gemerkt, als mir das Bild im Buch begegnete – ich werde die Stelle künftig wieder mehr schätzen, ich verspreche es!

Aber auch die B3 ist ein Versprechen, eine Verheißung – gerade auch ob ihrer Vielfalt. Im Norden geht es durchs flache Land, im Süden hangelt sie sich unterhalb der Schwarzwaldhänge entlang. Sie durchspannt nicht minder spannende Städte, zerschneidet aber auch so manches Dorf, dann blickt man seitlich in urige Gassen. Und wenn man den Blick ein wenig schweifen lässt, dann entdeckt man Gaststätten, Museen oder das Hotel, in dem man noch immer in jenem Zimmer übernachten kann, in dem einst Elvis the King BuBu gemacht hat.

Und ziemlich am Ende des Buchs, auf Seite 193 um genau zu sein, kommt dann auch das legendäre Camper-Motto ins Spiel. Denn der Slogan „Home is where you park it“, der gilt auch dann, wenn man kein mobiles Zuhause mit hat, sondern mangels Schlafgelegenheit in der „Erbse“ ins Hotel muss. Aber was soll‘s!

Hauptsache, der Weg wird zum Ziel. Und das hat es in sich, vor allem nämlich ist die Strecke so abartig abwechslungsreich – weil die Menschen, die dort leben, sie so abartig abwechslungsreich machen. Dass auf den wunderbar bebilderten 200 Seiten auch so viele Leute, die an der B3 leben oder arbeiten, zur Sprache kommen, das gereicht diesem schön gemachten Buch sehr zur Ehre. Wie sagt der Autor selbst zu seinem Werk? Die B3 verspricht Entschleunigung und Erlebnis zugleich – und die Sehnsucht nach Süden. Dem bleibt nichts hinzuzufügen.

Wolfgang Groeger-Meier: Lockruf des Südens. Unterwegs auf der Bundesstraße 3. Von Menschen und Heimat, Fernweh und Motoren. Verlag Corso im Verlagshaus Römerweg Wiesbaden 2019, 200 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-7374-0751-9, 26,90 Euro.

von Gerhard Mauerer