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Buchtipp: Oldtimer Katalog Nummer 35

Der neue Oldtimer Katalog ist da, in seiner 35. Auflage. Und wenn zum Start des Standardwerks Bullis vielleicht noch milde belächelt wurden, stehen als Wertangaben bei unseren "Schätzchen" immer höhere Summen. Heiko Wacker stellt den "OK 35" vor.

 ©Heel-Verlag

Hallo Oldtimer- und Bullifreunde!

Vor einigen Jahren musste man sich als Besitzer eines älteren VW Bulli noch eher mitleidige Worte anhören, die sich oft auf die Leistungswerte bezogen. Dann kam irgendwann der erste Wandel auf, vor allem die Camperausführungen und natürlich die frühen T1 wurden plötzlich als respektable Persönlichkeiten im Oldiezirkus anerkannt. Und heute? Schwingt einem zumeist eine Mischung aus Respekt und Neid entgegen. Lässig kann man nun platte Fragen nach den schnöden Werten unserer Schätzchen mit dem entspannt hingehauchten „sechsstellig“ quittieren. James Dean hätte dabei natürlich 'ne Kippe im Mundwinkel.

Das ist allerdings nicht mal Angeberei, sondern die klare Realität, denn Angebot und Nachfrage bestimmen eben den Preis, und gerade bei den frühen Bullis hat der ganz schön saftig durchgezogen. Wer meinte, die in den vergangenen Jahren in größeren Stückzahlen aus Südamerika anlandenden Modelle würden ein wenig Druck aus dem Kessel nehmen, der sah sich getäuscht. Wer es nicht glaubt, der gehe mal auf die Pirsch nach einem Ur-Bulli: Was noch vor zwanzig Jahren für kleines Salär beim Fähnchenhändler stand, das parkt heute im Schaufenster der Edel-Händler. Oder auf einer der bekannten Messen, auf die wir ja schon wieder verzichten müssen. Na ja, vielleicht im Herbst dann wieder.

Lesematerial bis dahin bietet der „OK“ aus dem Heel Verlag, der Oldtimer Katalog kam just in seiner 35. Auflage in den Handel, inzwischen über 500 Seiten stark, das Standardwerk listet über 1.300 Old- und Youngtimerfahrzeuge in Wort und Bild, garniert mit den offiziellen Sammlerpreisen von „Classic Data“. Dass immer mehr Modelle gelistet werden, das liegt in der Natur der Sache, der T3 ist inzwischen mit fast allen Baujahren im Oldie-Olymp angekommen – ob das dann auch optisch, technisch und faktisch der Fall ist, das steht auf einem anderen Blatt – aktuell beginnt diese Phase für den T4. Auch, wenn er es noch nicht in den OK geschafft hat, nicht mal in der Riege der kommenden Klassiker ist er vertreten, in der ein Lupo, ein Golf R32 oder Peugeot 406 Coupé auftauchen. Schade eigentlich.

Unsere geliebten Hannoveraner, das wird gleich noch näher zu erklären sein, finden sich ab Seite 465, wanderten also durch einen Zuwachs der alphabetisch weiter vorne angesiedelten Modelle ein gutes Stück nach hinten im Katalog, vor zwei Jahren blätterten wir noch auf die Seiten 437 und 438. Inzwischen finden wir uns auf drei Seiten wieder, und auch der Fridolin wurde preislich wieder überholt, obwohl der, wir reden jetzt stets vom Maximalwert, bei 118.000 Euro gelistet ist. Spitzenreiter ist ganz klar der Samba mit 132.000 Euro, 2016 waren es noch 65.100, im Jahr davor 57.000 Euro, also eine Verdoppelung in fünf Jahren! Und wir reden hier nicht von einem der ganz frühen Modelle aus der Wolfsburger Ur-Produktion!

Ist das überhitzt? Das kann nur die Zukunft zeigen, heiß sind die Preise auf jeden Fall, auch wenn es sich natürlich stets nur um Kennwerte handelt, auch heute noch finden glückliche Menschen einen Magnum für zwei Mille im Dorf um die Ecke, und es sei ihnen von ganzem Herzen vergönnt, weil sie glücklich sind und den Wagen künftig pflegen und lieben. Doch wie soll ein Normalsterblicher, ein Lehrling oder ein Studi vielleicht, bei diesen Beträgen an die Autos kommen, so er nicht selber schrauben und restaurieren kann oder möchte? (Oder eben Glück hat wie mein Kumpel Tobi.)

Dass unsere Bullis gerade in diesen pandemischen Zeiten eine sichere Bank waren und sind, das hat inzwischen auch der letzte Dödel erkannt, immerhin kann man mit einem Aktienpaket nur sehr schlecht übers Wochenende an den See fahren oder der netten Nachbarin mal eben die Waschmaschine vom Händler abholen.

Und vielleicht ist es bis in ein paar Wochen wieder möglich, die nette Nachbarin einfach mal selbst auf eine kleine Spritztour durch die Stadt einzuladen, um ihr zu zeigen, wie unfassbar cool und lässig unser Bulli ist. Und vielleicht geht das dann auch ohne FFP2-Maske, und wir erfreuen uns gegenseitig mit einem Lächeln!

In diesem Sinne: Bleibt gesund – und genießt vor allem die beginnende Saison! Und vergesst mal für eine Weile die Wertangaben, denn unsere Bullis sind zum Fahren da. Denn genau dafür wurden sie gebaut!

Günther Zink (Hrsg.): Oldtimer Katalog 35. Heel Verlag Königswinter 2021, Softcover, 512 Seiten, 210 x 297 mm, ISBN 978-3-96664-188-3, 19,99 Euro.

Heiko P. Wacker