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Der Millionen-Bus

"Er läuft und läuft und läuft" - der nostalgische Werbespruch aus dem Hause VW ist jedem bekannt. Für Horst Blankmann und seinen T4 gilt das noch heute. Der selbstständige Kurierfahrer aus Mielkendorf  bei Kiel hat im Oktober 2010 die Ein-Million-Kilometermarke geknackt. Sein weißer Transporter besitzt noch immer den ersten Motor. Patrick Kühl hat Blankmann besucht und seinen Bulli fotografiert.

Horst Blankmann mit seinem Millionenbus

„Man muss den Wagen einfach nur gut behandeln“, erzählt Blankmann, der in der NDR2-Radiosendung „Kilometercheck“ nur knapp den Sieg an einen Audi A6 abgeben musste. Mittlerweile hat der T4 Kombi 1.030.000 Kilometer auf dem Tacho stehen. Er ist Baujahr 1998 und wird von einem 2,5 Liter TDI mit 102 PS angetrieben. Bis auf wenige Kleinigkeiten ist bislang nichts an dem Motor getauscht worden.

„Es gab mal Probleme mit dem Luftmassenmesser, aber ansonsten nur unbedeutenden Kleinkram“, sagt Blankmann. Die bekannte Lötstelle im Kombiinstrument, die Anzeigen ausfallen lässt, wurde dabei ebenso erneuert wie der Bremslichtschalter.

Bei 500.000 Kilometer war eine neue Kupplung fällig, da der T4 auch ab und an einen Hänger zu ziehen hatte. Von Unfällen wurden Wagen und Fahrer bislang verschont, sieht man mal von kleinen Remplern ab, die wohl jeden irgendwann auf irgendeinem Parkplatz ereilen.

Auf dem Schloßträger unterhalb der Motorhaube klebt noch der Nachweis des letzten Zahnriemen-Service bei ungefähr 965.000 Kilometer. Bei diesen Zahlen kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen, überlegt man doch heutzutage dreimal, ein gebrauchtes Auto jenseits von 300.000 Kilometer überhaupt noch zu kaufen.

Die vom Blankmann‘schen  Bulli bisher zurückgelegte Strecke entspricht in etwa der zweieinhalbfachen Tour von der Erde zum Mond, der knapp 26-fachen Erdumrundung oder rund 1145 Mal der Strecke von Flensburg bis nach München. Diesem Bus sieht man diese Kilometer allerdings nicht an.

 

Der Service wird regelmäßig bei einem Volkswagen-Partner in Bordesholm durchgeführt, und über die Jahre hat sich dabei eine gute Zusammenarbeit entwickelt, auf die Horst Blankmann sich verlassen kann. Schließlich ist er beruflich auf den T4 angewiesen.

„Es kommt schon mal vor, dass ich auf der Rücktour eines Auftrages die Nachricht bekomme, zuhause doch nur schnell die Zahnbürste einzupacken, da die nächste Ladung bis übermorgen in Aberdeen sein muss“. So ist Blankmann mit seinem T4 Kombi in ganz Europa herumgekommen. In Athen war er genauso wie bei unserem schottischen Nachbarn auf der Insel.

Da der Bus eine PKW-Zulassung besitzt, ist Blankmann auch nicht an Lenkzeiten gebunden, wie die Kollegen in den LKWs. Das ist zwar kein Freibrief für unverantwortliches Fahren bis die Augen zufallen, aber es erleichtert die Einhaltung der knappen Termine.

 

Bleifuß ist dabei allerdings absolut tabu. Der Bus wird kaum noch über 120 km/h bewegt. Horst Blankmann weiß genau, dass er mit gleichmäßiger Geschwindigkeit nicht viel länger braucht, als wäre die linke Spur sein bester Freund. Man schont dabei jedoch enorm Mensch und Material.

In der knapp bemessenen Freizeit wird der Transporter sogar noch für kurze Campingausflüge benutzt. Dazu wird ein eigens konstruiertes Bett in den Laderaum gebaut, unter das sämtliches Gepäck geschoben werden kann. In Kombination mit einem Vorzelt wird dann aus dem Kurierfahrzeug ein Freizeitmobil für Blankmann und seine Frau.

Den Fahrersitz hat Blankmann schon lange gegen einen komfortableren Wohnmobilsitz ausgetauscht. Ebenso hat er viele zusätzliche, helfende Kleinigkeiten eingebaut, so zum Beispiel einen eindrucksvollen Kaffeebecherhalter aus Metall am Armaturenbrett. „Einen vernünftigen Becherhalter hat der T4 unverständlicherweise nicht“, sagt Blankmann. Bei den Fahrstrecken, die der Kurierfahrer zurücklegt, ist der Wunsch nach einem großen Becher Kaffee sehr gut nachzuvollziehen.

 

Volkswagen zeigte sich mit einer Urkunde über die erreichte Million Kilometer erkenntlich. Das sonstige Interesse an dem Fahrzeug hielt sich allerdings in Grenzen, auch wenn Horst Blankmann, der demnächst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen möchte, durchaus bereit wäre, den Bus für ein Museum zur Verfügung zu stellen.

Im Herbst, wenn die Arbeitszeit zu Ende geht, wird dann wohl ein T5 angeschafft und seinen standhaften, unverwüstlichen Vorgänger ablösen, wenn auch nur noch für private Fahrten.

So manches Mal lässt sich also der alte Werbeslogan von Volkswagen auch heute noch auf die Autos übertragen. VW-Bulli.de wünscht Horst Blankmann weiterhin schadenfreie Kilometer auf den Straßen Europas und dankt für das freundliche Gespräch.

Patrick Kühl