Betrugsversuche bei T2-Verkauf: Der Preis war heiß
Wir wollten einen Bulli-Oldtimer im Internet verkaufen und wurden mit allerlei Gaunereien und Betrugsversuchen konfrontiert. Warnungen der Cybercrime-Polizei sollte man unbedingt ernst nehmen.
Seit Jahren warnt die Polizei vor Kriminellen, die sich mit immer neuen Maschen oder Tricks Opfer suchen und sie um ihr Geld prellen. Was wir in den letzten Wochen erlebten, geht weit über das hinaus, was man von geplatzten Verkäufen bei ebay und anderen Marktplätzen bisher erfahren hat.
Ganz offensichtlich nutzen raffinierte Trickbetrüger die aktuelle Situation auf dem Markt der Wohnmobile aus. Dabei hilft ihnen den Run auf gute Gebrauchte, denn so mancher Camper-Freund möchte sein bisheriges Auto loswerden und mit dem möglichst hohen Erlös dann ein jüngeres oder gar neues Modell erwerben. Attraktive Angebote gab es seit Monaten, weil einige Vermieter ihre Flotte erneuerten für die aktuelle Saison, von der sie wieder gute Umsätze erwarten.
Vor diesem Hintergrund machten wir einen Test und inserierten einen 45 Jahre alten VW-Bus zum Verkauf auf zwei bekannten Plattformen, bei mobile.de und bei AutoScout24.de. Geschmückt waren die Anzeigen mit guten Fotos und überzeugenden Detailaufnahmen und einer ausführlichen Legende über den grasgrünen Bulli.
Auf das Inserat 343624255 gab es 1290 Klicks und 16 Park-Beobachter. Unsere Preisvorstellung lag bei 32.000 Euro.
Es meldete sich u.a. auch ein "robinpaul..." (Mailadresse von uns gekürzt).Wir teilten mit, der T2 sei noch zu haben.
„Hallo... danke für Ihre Antwort. Ich bin aus Deutschland, aber Im auf einer Geschäftsreise gerade jetzt, ich wünschte, ich könnte am Telefon anrufen, um darüber zu sprechen, aber die Verwendung von Handy-Anruf ist hier nicht erlaubt, aufgrund der Art meiner Arbeit, ich bin ein Segeln Marine Ingenieur, es wird nicht einfach für mich, meine Arbeit zu verlassen, um mit der Transaktion fortzufahren, bitte versuchen Sie, meine Situation zu verstehen und der einzige einfachste Weg für mich, mit Ihnen zu sprechen ist per E-Mail. Also sagen Sie mir den Zustand des Autos und den letzten Preis in EURO. LG Paul“
Und hier unsere Antwort:
"Hallo, der letzte Preis ist 32.500 Euro. Darin enthalten ist ein neuer TÜV, ein Vorzelt, eine Abdeckhaube für das ganze Auto und eine aktuelle Gasprüfung. Man kann also sofort losfahren, wenn man neue Kennzeichen hat. Wann und wie würden Sie das Auto abholen (lassen)? Und durch wen? Wir würden dann gemeinsam zur örtlichen Bank gehen, das Geld dort in EURO auf mein Konto einzahlen und ich würde Ihnen alle Papiere in der Bank übergeben. Sie brauchen dann nur noch ein Probefahrkennzeichen oder schon die richtigen Nummern oder ein Ausfuhrkennzeichen. Alles klar?"
Obwohl wir nochmals 500 Euro erhöht hatten, wollte Robin Paul das Auto unbedingt haben.
Einen Tag später kam dann diese Mail:
„Hallo, danke für die Antwort.... Nun, ich bin mit dem Preis und dem Zustand einverstanden, ich kaufe es für meinen Vater. Kein Stress , MSC wird für Pick-up kommen. MSC-Agent wird die Unterzeichnung der Kaufverträge und alle Papierkram in meinem Namen behandeln. Ich werde die Zahlung per Online-Überweisung, nach der Zahlung abgeschlossen ist, wird MSC Sie kontaktieren, um das Datum und die Zeit, die Sie für die Abholung des Fahrzeugs passt wissen. Bitte senden Sie mir die vollständige Adresse, wo die Abholung beginnen würde, damit MSC die Versandkosten berechnen kann. LG Paul“
War das der nächste Schritt zu einem Betrugsversuch?
Wir ließen den möglichen Käufer im Unklaren , antworteten nicht mehr und nahmen Kontakt auf mit der Firma MSC (Logistik, Kreuzfahrten). Die haben klar bestätigt, dass die Besatzung sowohl telefonieren darf als auch Landgänge unternehmen. Und: Regelmäßig erhalte die Zentrale solche Rückfragen misstrauisch gewordener Internetnutzer. Man empfahl uns, die zuständige Polizei für Cyberkriminalität zu informieren.
Am Ende eines mittleren Telefonmarathons landeten wir schließlich beim Polizeirevier unserer Heimatgemeinde, wo man die Details dankend abfragte und mit Lob und Link-Tipps zum Nachlesen nicht sparte.
Warnungen von Betrügern im Zusammenhang mit Verkaufsangeboten und Kaufgesuchen findet man – allerdings in kleiner Schrift – ganz oben auf der Seite, mit der mobile.de die Anfrage eines potenziellen Käufers mitteilte:
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mobile.de hat - etwas versteckt - ausführliche Warnhinweise auf der Seite. (https://www.mobile.de/service/securityAdvice?lang=de).
Hilfreich sind auch die Infos und Tipps der schon vor Jahren gegründeten Initiative "Sicherer Autokauf", in der der ADAC, die Verkaufsbörsen und die Polizei gemeinsam mit dem einschlägigen Handel und Handwerk aufklären. Ein Blick auf diese Seite kann vor Schaden bewahren. Die wohl beste Möglichkeit ist der Besuch bei einem seriösen Händler. Hier sieht man den Betrieb, kann mit den Menschen, die dort arbeiten, reden und auch verhandeln. Wer davon ausgeht, dass bei einem Kauf oder Verkauf keiner über den Tisch gezogen werden will, und nicht unter Zeitdruck steht, kann in aller Ruhe vergleichen und sich dann entscheiden.