Der unverkäufliche Dicke mit der Seele
"Der Dicke mit der Seele", T3-Bulli von Manfred und Bärbel Voß aus Bielefeld, hat 300.000 Kilometer auf dem Buckel. Er erzählt von seinen Besitzern, den jährlichen Fahrten nach Skandinavien und warum er nur im Paket mit Frau Voß zu verkaufen wäre.
"Ich möchte mich kurz vorstellen: Ich bin der "Dicke mit der Seele". Meine Herrschaft ist das Ehepaar Voß. Geboren bin ich 1983, aber angefangen zu leben habe ich erst am 1. Juni 1985. 45.000 Kilometer hatte ich drauf, als mich meine jetzige Herrschaft kaufte.
Tolle Leute sind das, das muss ich sagen. Sind nicht mehr ganz taufrisch, aber noch gut drauf. Er versorgt und pflegt mich, wie es wohl kein anderer täte. Er lässt mich im Winter immer schlafen, denn ich muss in der Saison fit sein. Sie liebt mich über die Maßen, sagt immer zu ihrem Mann: "Wenn du den ,Dicken’ verkaufst, lasse ich mich scheiden." Das will was heißen, denn sie sind schon lange verheiratet.
Mein Innenleben ist gemütlich eingerichtet, ist auch alles drin, was man so braucht. Ich habe jetzt 300.000 Kilometer auf dem Motor. Er ist noch immer der erste – und sogar der Auspuff gehört, seit ich lebe, zu mir.
Hin und wieder wollten mich Fremde, die wir unterwegs trafen, kaufen. Das wurde strikt abgelehnt, aber im vergangenen Jahr gab es in Finnland einen ganz hartnäckigen Finnen, der sagte immer: "Ich zahle alles." Da kriegte ich es mit der Angst zu tun, doch mein Chef meinte: "Dann müssen Sie meine Frau mit kaufen." Das wollte der Mann nicht, er hat meine Chefin zwar nicht gesehen, ob er es dann wohl getan hätte? Ich weiß es nicht.
Wir fahren in fast jedem Jahr nach Skandinavien, etwa 8000 Kilometer. Aber wir rasen nicht – kann ich auch nicht, ich habe schließlich nur 50 PS – meist sind wir sieben Wochen unterwegs. Waren hoch oben im Norden, am Eismeer, in Karelien – ach, ich zähle nicht alles auf, aber erwähnen möchte ich noch Island. War das toll. Zweimal waren wir dort. Die Ringstraße war noch nicht voll asphaltiert, und immer wenn wir auf Erdstraßen kamen, jubelte mein Chef.
In einem Jahr fuhren wir auch quer über die Insel. Unbeschreiblich schön war das. Aber so ganz prickelnd war es nicht in den Flüssen. 22 haben wir durchquert, davon sieben große. Die Chefin ist fast jedes Mal gestorben vor Angst, aber der Chef ging immer vorher mit Gummistiefeln durch den Fluss und suchte die flachsten Stellen aus. Alles kein Problem. Ich habe ein Foto beigelegt, wie ich im Fluss bin, und wie mein Chef mich in der Lavawüste ausbuddelt. So, ich höre auf, denn wenn ich ins Erzählen komme, kann ich schlecht aufhören – hab noch so viel "auf Lager".
Grüße an alle meine Brüder, der "Dicke mit der Seele"
Mit freundlicher Genehmigung der "Neuen Westfälischen", Bielefeld