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Die T3-Theke

Unzählige "blecherne Freunde" wurden im Zuge der Abwrackprämie zu handlich kleinen Metallpäckchen gepresst. Dass mit dem Altmetall jedoch auch noch nützliche, elegante und vor allem exklusive Arbeiten zu machen sind, hat der 28-jährige KFZ-Mechaniker Sven Beckmann aus dem nordrhein-westfälischen Barntrup bewiesen.

Sven und sein Vater betreiben eine kleine Werkstatt, in die auch ein Verkauf integriert ist. Da Anfang 2011 der Umzug in ein neues, schöneres Werkstattgebäude geplant war, reifte die Idee, auch eine neue, ausgefallene Ladentheke zu bauen.

Die alte grüne T3-Pritsche von 1988 kam Sven dabei gerade recht. Sämtliche Technik war schon anderweitig verbaut, nur die Karosse wartete noch auf Ihre fachgerechte Schlachtung. Nicht jedoch, um etwa noch fahrenden Artgenossen mit baugleichen Blechteilen auszuhelfen, sondern zur Herstellung des neuen Arbeitsplatzes von Svens Mutter, die im Familienbetrieb aushilft. Die Idee der T3-Ladentheke mit integriertem Schreibtisch war geboren.

Das neue Möbelstück sollte in der Ausstellungshalle allerdings nicht nur ein schnöder, praxisgerechter Arbeitsplatz, sondern gleichzeitig Blickfang für die Kunden sein. "Eine T3-Front lediglich vor einen handelsüblichen Schreibtisch zu stellen, das wollten wir nicht", sagt Sven, der als Alltagsfahrzeug einen T4 Last Edition bewegt. So gab es zwar konkrete Planungen, die weiteren Ideen kamen jedoch erst bei der Herstellung selbst.

Die notwendige Blechfront wurde fachgerecht vom Bullirest getrennt und aufgearbeitet. So entstanden an vielen langen Abenden zwischen Oktober und Weihnachten 2010 die einzelnen Teile für die Theke. In mühseliger Kleinarbeit wurden alle Öffnungen mit Blechen verschlossen, Verstrebungen zur Aufnahme der Arbeitsfläche sowie die Stützen verschweißt, auf denen die Konstruktion zukünftig stehen sollte.

Anders als bei vergleichbaren Arbeiten ließ Sven dem T3 die Türen. Die Fahrertür blieb bis zur Fensterunterkante erhalten, die Beifahrertür wurde in Höhe der umlaufenden Längssicke des Busses gekürzt. Die Theke geht somit in die Tiefe und gibt auch von der Seite ein eindrucksvolles Bild ab.

Nach Anfertigung und Einpassen der edlen Holzarbeitsplatte sowie der etwas höher liegenden Thekenfläche, ebenfalls in Eigenregie, schliff Sven die gesamte Konstruktion bis auf das nackte Blech blank und ließ sie anschließend klar pulverbeschichten. „Die Heizkörper in der neuen Ausstellungshalle waren auch nur klar lackiert, so hab ich mir überlegt, den Bus passend zu gestalten“ erzählt Sven gegenüber Vw-Bulli.de.

Zum Abschluss wurden wieder sämtliche Anbauteile der Ursprungspritsche angebracht. Die Stoßstange und der Frontgrill strahlen in schwarzem Hochglanzlack, Blinker und Scheinwerfer verrichten wieder Ihren Dienst und sogar eine in der Höhe angepasste Porschefelge inklusive Bereifung ziert die Fahrerseite des Schmuckstücks.

Auf die Frage warum denn als Sitzgelegenheit nicht gleich auch der T3-Fahrersitz integriert wurde, entgegnet der 28-Jährige, dass es diese Diskussion zwar gab, aber der Wunsch nach einem normalen Bürostuhl seiner Mutter dann doch respektiert wurde.

Was mit dem Heck der "enthaupteten" Pritsche passieren soll, weiß Sven noch nicht. Wenn er mal wieder etwas mehr Zeit hat, fällt ihm sicher etwas dazu ein. Vielleicht fehlt ja noch ein passender Aktenschrank in der neuen Werkstatt.

Eines ist jedoch klar – achtlos wegschmeißen kommt nicht in Frage, und dass er in der Lage ist, etwas Beeindruckendes auf die Beine zu stellen, hat Sven eindeutig bewiesen. Neben der grünen Pritsche besitzt er noch zwei weitere T3: einen Westfalia Joker Baujahr 1984 sowie eine Doka Baujahr 1989, beide angetrieben von einem WBX-Aggregat. "Die, so Sven, stehen allerdings für Möbelexperimente keinesfalls zur Verfügung."

Wer weitere Infos einholen möchte, kann Sven über die Internetadresse www.kfz-rothbauer.de erreichen.

"Abwrackprämie" mal anders. VW-Bulli.de gratuliert zur gelungenen VW-Bus-Ladentheke.

von Patrick Kühl