Doka für einen Tag
Eliane Pohl aus dem dänischen Aalborg verguckte sich bei eBay in eine gelbe T3 Doka, bot zum Spaß mit und gewann die Auktion. Wie sie das Fahrzeug aus Niedersachsen nach Hamburg holte und warum sie die Doka leider nicht behalten konnte, erzählt sie in diesem Erlebnisbericht.
Meine Geschichte beginnt in der dänischen Stadt Aalborg. Ich hatte Langeweile und surfte während meiner Mittagspause im Internet. Nur zu meiner Unterhaltung ging ich auf die eBay-Webseite. Ich wollte einfach mal schauen, welche VW Busse in Deutschland angeboten wurden und wie das Preisgefüge dort war. Da ich in Dänemark lebe, macht es mir Freude, mir die Autopreise in Deutschland anzusehen, wo Autos tatsächlich bezahlbar sind.
Ich suchte also bei eBay nach alten Volkswagen. Unter meinen Top-Suchergebnissen befand sich eine "VW T3 Doka Diesel" in Gelb. Es war das Gelb, das meine Aufmerksamkeit erregte. Ich habe eine Schwäche für gelbe Volkswagen. Ich klickte den Link und las ein sehr kurzes Angebot für eine alte Doka, das mit drei Fotos illustriert war. Die Doka war absolut schnuckelig! Mehr zum Spaß als mit der Erwartung, diese Auktion zu gewinnen, gab ich ein Maximalgebot von 900 Euro ein und ging wieder an meine Arbeit.
Nach Feierabend hatte ich mich mit einem Freund in einer Kneipe verabredet, um ein, zwei Biere zu trinken. Wir saßen herum und sprachen über dieses und jenes, als mir plötzlich mein Mobiltelefon signalisierte, dass ich eine E-Mail erhalten hatte. Ich sah nach und zu meiner Überraschung stammte die Nachricht von eBay: Ich hatte die Auktion gewonnen und die Doka gehörte nun mir! Ich bestellte noch ein Bier.
Als ich am nächsten Morgen über mein neues Auto nachdachte, wurde mir klar, dass ich Hilfe brauchte. Ich hatte noch nie ein Auto in Deutschland gekauft und wusste nicht, was ich unternehmen musste, um ein Auto nach Dänemark zu importieren. Ich war durcheinander. Während mein Blutdruck stieg, schrieb ich eine E-Mail an Felix Bauer von VW-Bulli.de, den Mann, von dem ich sicher war, dass er alle meine Fragen beantworten könnte. Felix stellte mir zunächst selbst zahlreiche Fragen: Hatte die Doka eine gültige TÜV-Plakette und verfügte sie über Nummernschilder usw. usf. - es gab so vieles, das bedacht werden musste.
Außerdem versuchte ich herauszufinden, wie viel Zollgebühren ich beim Import des Autos bezahlen müsste. Die dänische Zollbehörde antwortete mir, sie könne sich nicht mit Sicherheit auf einen Betrag festlegen, solange sie die Doka nicht inspiziert hätte. Also hatte ich ein Auto in unbekanntem Zustand, das mich einen Betrag in unbekannter Höhe kosten würde, wenn ich es zu mir nach Hause bringen wollte. Ich rief Felix noch einmal an und er half mir dabei, einen Plan zu machen, wie ich die Doka heranschaffen konnte.
Dieser Plan wurde an einem sehr langen Samstag umgesetzt: Ich wachte im Morgengrauen auf und fuhr von Aalborg nach Hamburg, wo ich mich mit Felix traf. Wir stellten das Auto, mit dem ich gekommen war, in der Werkstatt eines befreundeten Schraubers unter und dann brachte mich Felix zu einem Autoverleih. Ich stieg in den Mietwagen und fuhr damit nach Friedburg in Niedersachsen.
Die Fahrt war angenehm. Leider befand sich die Doka in Marx, einem Dorf außerhalb von Friedburg, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar war. Ich gab also meinen Mietwagen in Friedburg zurück und nahm mir ein Taxi nach Marx. Wir fuhren durch eine schöne Landschaft und ich war überrascht von dem dichten Netzwerk aus Kanälen, das die Felder durchkreuzte. Als wir um eine Ecke bogen und uns einem Milchviehbetrieb näherten, erblickte ich meine gelbe Doka. Ich hatte es geschafft!
Das Fahrzeug sah aus, als befände es sich in einem ziemlich schlechten Zustand, aber es war gelb und schnuckelig und das Paar, das mir die Doka verkaufte, war sehr nett. Trotz meiner Bedenken übergab ich das Geld, tätschelte dem Hofhund ein letztes Mal den Kopf und machte mich auf den Rückweg nach Hamburg. Es ging nur schleppend voran. Das Fahrzeug hatte einige Probleme mit der Beschleunigung und die Innenausstattung roch sehr nach Milchviehbetrieb, aber auf der Autobahn nahm die Doka langsam Fahrt auf.
Außerhalb von Bremen hielt ich an, um zu tanken, als mich zwei junge Mädchen mit Rucksäcken ansprachen. Sie fragten mich, ob sie bis Hamburg bei mir mitfahren könnten. Ich sagte ihnen ganz ehrlich, dass ich sie zwar gerne mitnehmen würde, aber mein Auto sehr langsam sei und wir von Glück sagen könnten, wenn wir es überhaupt nach Hamburg schaffen würden. Sie waren bereit, dieses Risiko einzugehen. Daraufhin tankten wir den Wagen voll und fuhren weiter.
Die Gesellschaft der Mädchen machte meine Fahrt wesentlich angenehmer und lenkte mich auf das Schönste von dem schlechten Allgemeinzustand und den seltsamen Geräuschen ab, die die Doka von sich gab. Wir hatten eine nette philosophische Diskussion und ich konnte den beiden ein paar Tipps für ihre geplante Reise nach Skandinavien geben. Sie fanden, dass ich für einen “älteren” Menschen ziemlich abenteuerlustig sei und obwohl ich nicht finde, dass ich mit 38 Jahren “alt” bin, fühlte ich mich ziemlich wagemutig. Wer kauft bei eBay schon alte Autos im Ausland?
Bei Sonnenuntergang kamen wir in der Hamburger Autowerkstatt an, wo ich die Doka für ein paar Tage zum Durchchecken stehen lassen wollte. Sobald ich aus dem Wagen gestiegen war, wusste ich, dass die Dinge nicht zum Besten standen. Im hinteren Teil des Fahrzeugs befand sich eine große Ölspur. Kein gutes Zeichen. Aber die Doka war mir während der Fahrt nach Hamburg wirklich ans Herz gewachsen und ich hoffte, dass die Umstände nicht so schlimm waren, wie sie aussahen. Ich stieg wieder in das Auto, mit dem ich aus Aalborg gekommen war und fuhr zurück nach Dänemark. Um 2.00 Uhr am Sonntagmorgen war ich wieder zu Hause. Ich hatte einen langen Tag hinter mir.
Eine Woche später erhielt ich den Anruf von Felix, den ich bereits befürchtet hatte. Der Kfz-Mechaniker hatte sich die Doka angesehen. Seinen Angaben zufolge würde es ziemlich hohe Ausgaben erfordern, um das Fahrzeug wieder fit zu machen. Die Doka hatte eine ganze Reihe von Problemen und ich entschied mich, dass die Reparatur mir zu teuer war. Ganz zu schweigen von den zusätzlich noch fälligen Importkosten nach Dänemark.
Ich musste das Fahrzeug wieder verkaufen. Was mich am meisten überraschte, war der Umstand, wie traurig ich darüber war. Ich hatte die kleine gelbe Doka nur einen Tag lang besessen, aber mich wirklich in sie verliebt. Ich glaube, ich muss damit anfangen, Geld zu sparen und mich wieder bei eBay einloggen.
Text: Eliane Pohl; Fotos: Sven Berweger