Bulli-Fan verkauft 800 Modelle aus 70 Jahren
Wenn man die Fotos sieht, kann man mitfühlen: Hunderte von VW-Bus-Modellen, sauber sortiert und geparkt - diesen Querschnitt durch alle Modelljahre will Frieder Fahrbach aus Lindau am Bodensee jetzt verkaufen. Wir haben ihn gefragt, seit wann er Bullis gesammelt hat und warum er sich nun von ihnen trennen will…
Die Liebe zu den bunten Modellen in unterschiedlichen Maßstäben begann für den damals Fünfjährigen mit einem Geschenk, einer mausgrauen T1-Pritsche noch ohne Fenster der Firma Wiking. Seit dieser Zeit hat er Autos aller Marken gesammelt und so gehören auch oft und gern gebrauchte Spielzeugautos und Bausätze zu diesem Konvolut.
Alle Schätzchen haben ihr Plätzchen, die meisten in Vitrinen hinter Glas, andere noch in ihren Original-Präsentationskartons wie etwa ein Werbegeschenk der Stuttgarter Brauerei Dinkelacker für den US-amerikanischen Markt. Auch Brekina, Drummer und Starmada-Modelle kann man in der Sammlung finden. In diversen Online-Shops kosten Bulli-Modelle oft zwischen 15 und 20 Euro.
So lässt sich der ungefähre Wert leicht auf 15.000 Euro taxieren, nicht dazu gerechnet die viele Dutzend Prospekte, Bilder und Originalverpackungen. Glücklich wäre der Verkäufer schon über ein gutes Drittel der geschätzten Summe.
Wenn er einen Liebhaber für seine Sammlung findet, möchte er den Erlös ohne jeden Abzug für die gemeinnützige „friedensregion-bodensee.de“ spenden, in der er sich aktiv engagiert.
Seinen ersten Kontakt zu einem richtigen Bulli hatte Frieder Fahrbach 1969. „Damals konnte man noch gebrauchte Busse, Transporter oder Kastenwagen von der Bundeswehr meistbietend erwerben“. Für einen oliv-farbigen T1 zahlte Fahrbach damals 147 DM. „Aber damit hatte ich keine große Freude, das war eine richtige Gurke…“ erinnert er sich, in seinem ersten Beruf arbeitete er noch als Fotograf. Dann folgte die Studentenzeit und er blieb den Bullis treu, die ihn sein ganzes Leben begleiteten.
Bis heute fährt Fahrbach Bullis, aktuell einen T5 Diesel Multivan. „Da ich meine Autos sowohl geschäftlich als auch privat genutzt habe, konnte ich mich nie für einen voll ausgebauten Campingbus entscheiden.“ Deshalb waren die Autos auch mit mehr oder weniger stabilen Elementen ausgestattet worden.
Außerordentlich traurig ist Fahrbach, dass sein vorletzter Bulli bei einem Frontalzusammenstoß, den er mit viel Glück relativ unverletzt überstanden hat, nur noch Schrott war. Der Traum, einen T3 Limited Last Edition noch möglichst lange fahren zu können, endete jäh bei diesem Unfall. Im Multivan sind die Freizeitmöbel jetzt fest in den Bodenschienen verankert.
Der Diplom-Sozialpädagoge und Psycho- und Familientherapeut hatte 2012 genug von der Großstadt Stuttgart und wollte am Bodensee weiterhin in seinem Beruf wirken. Doch schon nach wenigen Monaten reduzierte er seine Arbeit in einer freien Praxisgemeinschaft in Lindau auf zwei Tage pro Woche – und engagierte sich verstärkt in der Friedensbewegung „nachdem mir klar geworden war, dass hier am Bodensee fast 40 Firmen direkt oder indirekt für die Rüstungsindustrie arbeiten.“
Solches Engagement für eine bessere Welt formuliert er auf seiner sehenswerten Webseite so: „Unsere Welt ist in Unruhe - angesichts der globalen Dimensionen und der bisherigen Wirkungslosigkeit gewohnter Maßnahmen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zeichnet sich deutlich ab, dass wir neue Möglichkeiten und alternative Wege finden müssen, um humane Lösungen zu finden.“
Zumindest die natur- und wanderfreudigen Leser werden mit dem Familiennamen etwas verbinden. Tatsächlich war sein 1976 in Stuttgart verstorbener Vater Georg bekannt geworden als „der Albvereinswanderer“. Im fränkisch geprägten Criesbach am Kocher im Nordosten Baden-Württembergs lernte der Sohn eines Weingärtners die komplette Verwaltungslaufbahn kennen und war zuletzt Bankier bei der Württembergischen Hypothekenbank. Jahrzehntelang war er in der deutschen und danach europäischen Wander- und Naturschutzbewegung in führenden Funktionen tätig und hat Generationen begeistert. Schon zu seiner Zeit forderte er „Oasen der Ruhe“, um möglichst viel Natur für alle zu erhalten.
Kontaktmöglichkeit und weitere Infos direkt bei Frieder Fahrbach: Tel. 08382-7159317 oder friederfahrbach@aol.com