Zurück

Ein eiskalter Käfer dank Wette und Glühwein

Was tut man in einer eisig kalten, schneereichen Januar-Nacht? Warum nicht einen maßstabgetreuen VW Käfer mitten im Ort aus Schnee formen... In Schwarzenbach an der Saale schufen zwei Männer vor gut 18 Jahren ein leider kurzlebiges Kunstwerk.

Der fertige Schnee-Käfer in Schwarzenbach/Saale.

 ©Manfred Möckel

Es ist Winter 2002 in Deutschland. Oberfranken wird von heftigen Schneefällen heimgesucht. Und eines Morgens im Januar trauten die Einwohner von Schwarzenbach an der Saale kaum ihren Augen. Da stand auf einmal ein wunderschöner, aus Schnee im Maßstab 1:1 gebauter VW Käfer am Straßenrand mitten im Ort. Wie war es denn dazu gekommen?

Manfred Möckel, seit vielen Jahren Leser und aktiver Mitgestalter von VW-Bulli.de und alteingesessener Schwarzenbacher, erinnert sich an eine gemütliche Runde: "Es war einer der vielen lustigen Abende im 'Soli-Heisla' des Rad und Kraftfahrsport-Vereins Solidarität Schwarzenbach/Saale. Da kam wieder mal das Thema zur Sprache: Hey, Fuzzi (Michael Hertel), wie läuft's eigentlich mit deinem VW Käfer? Der steht doch immer noch in der Halle. Wie viele Jahre willst du an dem noch rumwerkeln, bis er mal läuft?"

 ©Manfred Möckel

Etwas eisige Stimmung kam dann laut Möckel auf. Da meinte "Embers" (Reiner Ehrenberger) leise: "Denen sollte man es mal richtig zeigen. Horch!", meinte er leise, "denen bauen wir heute Nacht mal einen Käfer. Auf geht’s. Also Leute, ich wette mit euch um ein Fass Bier und versprech Euch, dass morgen vor dem 'Schnuck' ein Käfer stehen wird."

So zogen Fuzzi und Embers los vor die Gaststätte "Schnuck". Möckel erzählt: "Sie gingen zum dortigen Wirt, dem türkischen Pächrer Ali, und sagten ihm, dass sie vorhatten, vor seiner Kneipe einen Käfer aus Schnee zu bauen."

Ali war begeistert. Und schon ging es los. Schnee wurde zu einem riesigen Haufen aufgetürmt, zwischendurch immer wieder festgeklopft.

 ©Manfred Möckel

Ali vom "Schnuck" hielt die Kneipe extra die ganze Nacht offen, er holte die beiden Hitzigen, aber dennoch Kalten, immer wieder zum Aufwärmen herein in die Wirtsstube.

Möckel: "Er brachte für die innere Wärme auch mal den einen oder anderen Glühwein." Und so schufteten die beiden bis um sechs Uhr morgens. Bis ein stattlicher Käfer vor der Tür stand.

Die Wette war gewonnen. Und mehr noch: Schwarzenbach hatte eine Attraktion mehr. Gut platziert in der Hofer Straße, wo der ganze Durchgangsverkehr vom Umland vorbeifuhr nach Hof und zurück.

"Frankenpost" aus dem Januar 2002.

 ©Manfred Möckel

Das traurige Ende nahte jedoch bald: Der Bauhof räumte den Käfer nach zwei Tagen weg, mit der Begründung "er steht gegen die Fahrtrichtung"...

Wer immer das verstehen soll.

Berühmt wurde der "Kalte Käfer" trotzdem. Sowohl die "Frankenpost" als auch das "Schwarzenbacher Amtsblatt" widmeten dem Schnee-Käfer eigene Artikel.

von Gerhard Mauerer