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Ein Mann und seine drei Bullis

JackoUNO, JackoDUE und Michel, so heißen die drei Bullis, die VW-Bulli.de-Leser Gereon Jackowiak selbst ausgebaut hat. Es handelt sich um einen T3, einen T4 und einen T1. Hier stellt der Korsika- und Bullifan sich und seine Fahrzeuge vor.

 ©Gereon Jackowiak

Liebe Bulli-Freunde!

„Das erste eigene Auto ist immer etwas Besonderes.“ Das gilt für mich wie für viele andere. 1986 war es endlich soweit und da stand es längst fest: ein VW Bus musste es sein.

Die Wahl fiel auf ein ehemaliges Auslieferungsfahrzeug für Tabakwaren, das auf dem Hof eines Gebrauchtwagenhändlers auf seinen neuen Besitzer wartete - ein VW T3 Kastenwagen mit gerade mal 40.000 km auf dem Tacho.
 
Die 11.000 DM dafür hatte ich mir lange angespart und nun wurden sie gegen einen kantigen Kasten auf vier Rädern eingetauscht. Keine Extras, dafür viel nacktes Blech und somit die ideale Voraussetzung für meine Pläne: Während der vorausgegangenen Campingurlaube im Zelt reifte der Traum, einen eigenen Camper zu besitzen.

 ©Gereon Jackowiak

Als Zivildienstleistender lagen die Angebote der Ausbauer für mich in weiter Ferne, stattdessen baute ich auf die zuvor in der Lehre erworbenen handwerklichen Fertigkeiten.

In Vaters Schildermalerei durfte der Bulli für fast ein Jahr in einer Ecke parken - genug Zeit, um den Ausbau voran zu treiben. Angelehnt an bewährte Ausbaumuster der professionellen Ausbauer entstand so mit laienhaften Ausbauvorkenntnissen mit der Zeit ein Ausbau, der den Profis nicht viel nachstand.

Durch die Verwendung von Restwerkstoffen aus der Schildermalerei und Holz von Altmöbeln hielten sich die Kosten für den Ausbau auf sehr niedrigem Niveau, zumal das fachmännische Lackieren der Teile für mich als gelernten Schilder- und Lichtreklamehersteller eine einfache Fingerübung war.

Lediglich Zeit musste viel investiert werden - zumeist, um irgendein Werkzeug in dem Ausbauwust wieder zu finden. Nicht selbst fertigen konnte ich die Fenster und das Aufstelldach, der Einbau wurde aber wieder selbst verrichtet. Der Blechaußenhaut des Bullis dabei mit Bohrer und Stichsäge zu Leibe zu rücken bedurfte nur kurzer Überwindung und schlussendlich klappte der Einbau problemlos.

 ©Gereon Jackowiak

In Anlehnung an die Firmenbezeichnung des führenden Herstellers der Aufstelldächer bekam mein Dach aus dem Programm eines alternativen (und wesentlich billigeren) Anbieters den Schriftzug OSTFALIA verpasst, worauf eine Wohnmobilzeitschrift bei der Vorstellung des Bullis feststellte, ich sei wohl vom „Gorbismus“ erfasst.

Gimick am Ausbau war eine seitliche Sitzbank, die durch einfaches Herausnehmen einer eingehängten Schranktüre zur Schlafbank mutierte - für's gestellte Foto mal gezeigt, ansonsten aber nie genutzt.

 ©Gereon Jackowiak

Aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr nachvollziehbar ist die Wahl des Stoffes für die Polster: Seidenglänzendes Tigermuster, typischer Ausdruck der von zahlreichen Geschmacksverirrungen geprägten 80er-Jahre des letzten Jahrtausends.

Praktisch war der Ausbau allemal, und so ging es an Wochenenden und in den Ferien immer wieder auf Tour und selbst Reisen nach Portugal meisterte der „JackoUno“ - wie der Bulli nun in Anlehnung an meinen Spitznamen und meinen ersten Ausbau hieß - stets zuverlässig.

 ©Gereon Jackowiak

Optisch mit Spoiler, Alufelgen, Doppelscheinwerfern und selbstgefertigter Streifenlackierung mächtig aufgewertet, sah der Bulli im Stand schon aus, als ob er locker für 250 Sachen gut sei.

In der Praxis sah das anders aus, da war ich mit dem 50 PS-Dieselmotor nur mit den LKWs auf der Autobahn im Machtkampf - er endete wohl 50:50.

Aber ganz sicher schaffte es der Bulli meist, Citroen's Ente und den Fiat 500 zu überholen, immerhin etwas!

Mit den Jahren, in denen ich nie nennenswerte Probleme mit dem VW hatte, veränderten sich meine Ansprüche an den Camper. Vor allem die Idee, die Enduro im Fahrzeug mitnehmen zu können, ließ sich mit dem T3 nicht umsetzen.

So wurde der JackoUNO mit einem weinenden Auge verkauft, immerhin erzielte er eine Summe, die höher lag als beim Kauf zehn Jahre zuvor.

 ©Gereon Jackowiak

Nachfolger war selbstverständlich wieder ein VW Bus, wiederum ein weißer Kastenwagen, nun in Form eines T4 mit langem Radstand und 78 PS-Dieselmotor - ein Quantensprung!

Mit 70.000 km auf der Uhr erhielt ich ein Fahrzeug, das auch heute, gut 20 Jahre alt, noch zuverlässig seine Dienste verrichtet. Mittlerweile nur noch im Sommer im Einsatz, findet er nach zahlreichen Fahrten auf meine Lieblingsinsel Korsika den Weg dahin nun schon fast alleine. An Bord ist fast immer die Enduro - eine geniale Kombination von Camper als Wohnstation mit dem Motorrad als Fahrzeug für Ausflüge und Touren.

 ©Gereon Jackowiak

Der „JackoDUE“, so sein folgerichtiger Name, ist wieder ein kompletter Selbstausbau, wobei als erstes das Motorrad in den Bus kam und der Ausbau drum herum angeordnet wurde.

Das Holz kostete auch diesmal keinen Cent und es wurde unter anderem der alte Kleiderschrank der verstorbenen Oma umgebaut und in Teilen integriert. So zeigen die Möbel gefällige Rundungen und wie gehabt ist der Ausbau in Leichtbauweise.

 ©Gereon Jackowiak

Teils klar lackiert und teils mit einem dünnen Teppich überzogen, ist er sicherlich nicht mehr up to date, seinen Zweck erfüllt er aber immer noch. Ein besonderer Moment beim Ausbau war das Aufschneiden des Daches, immerhin mussten gut 3/4 inklusive der Verstrebungen entfernt werden. Doch mit den neuen Verstärkungen und dem nur aufgeklebten Dach ergibt sich im Bulli eine Stehhöhe, die das Wohnen im Auto um einiges bequemer macht.

 ©Gereon Jackowiak

Durch einen Entwurf von Hundertwasser und Kinderzeichnungen inspiriert, erhielt der JackoDUE seine ausgefallene Lackierung, auffällig und anders, worauf ich oft auf den Bus angesprochen werde.  

Die Beziehung zum VW-Bus intensivierte sich nicht nur durch den Einsatz der Originale, mit der Zeit kam eine umfangreiche Sammlung an Modellen dazu. Unangefochtener Favorit der Sammlung ist der VW T1 von BREKINA, von dem es mittlerweile annähernd 1500 Varianten gibt. Die Form des Transporters mit dem lieben Gesicht hat mich schon immer angesprochen und so war es naheliegend, dass ich mit dem Gedanken spielte, mir einen großen zuzulegen.

 ©Gereon Jackowiak

T1er sind aber mittlerweile äußerst selten und wenn zu bekommen noch recht teuer dazu.

Immerhin fuhr ich schon auf Treffen der BulliKartei, wo ich meinen T4 etwas verschämt in der letzten Ecke parkte. Die vielen alten Bullis zogen mich in ihren Bann und meine Schwärmerei wurde so intensiv, dass ein Kumpel für mich den Markt sondierte. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis im Oktober 2006 erstmals der Sound des unverwüstlichen VW-Boxermotors auf dem Hof zu vernehmen war.

„Michel“, wie der T1 von meiner damaligen Freundin schnell getauft wurde, präsentierte sich im - vermeintlich - professionell restaurierten Zustand und wurde das neue Mitglied in der „Familie“. Doch der Bulli machte seinem Namensbruder aus Lönneberga schnell die Ehre und zwei gute Kumpel, die den Wagen nun auf Herz und Nieren prüften, deckten einen verdeckten Mangel nach dem nächsten auf.

 ©Gereon Jackowiak

Nicht dass der VW ohne vorherige Begutachtung und Überprüfung gekauft wurde, die gemachten Aussagen und Zusagen zum Auto, die sich nicht mal eben überprüfen ließen, stellten sich als komplett erfunden heraus. Mit der Zeit kam immer mehr heraus, dass die ganze Geschichte zum Bulli erstunken und erlogen war, wobei der Vater und ein Freund des Verkäufers noch kräftig ihren Teil zu beitrugen.

Es wurde ein Fall für das Gericht, welches den vorgelegten Beweisen folgen konnte, und so gab es nach dem Urteilsspruch einen Teil der Kaufsumme zurück.

Nun galt es, den Michel auf Vordermann zu bringen. Letztlich wurde die Technik inklusive Motor und Getriebe von meinen Kumpels ausgetauscht und der Wagen immer weiter optimiert. Etliche Stunden hat das gekostet, in einer Fachwerkstatt hätte ich das niemals bezahlen können und ich bin den Kumpeln dankbar für die erstklassige Arbeit.

 ©Gereon Jackowiak

Letztlich bin ich aber froh, den T1 zu einem Zeitpunkt gekauft zu haben, zu dem die Preise zwar schon stark anzogen und er teuer war, mittlerweile müsste ich aber wohl bereits das Doppelte dafür hinlegen.

Michel befindet sich heute in einem ausgezeichneten Zustand und er läuft und läuft und läuft...

Es ist schon ein besonderes Gefühl hinter dem fast senkrecht stehenden Lenkrad zu fahren und in die lächelnden und erfreuten Gesichter der Menschen, deren Weg man kreuzt, zu sehen.

 ©Gereon Jackowiak

Wenn du für jedes Foto, das vom Michel gemacht wird, einen Euro bekommst, bist du ein reicher Mann“ - ich bin geneigt, den Ausspruch eines Kumpels zu bestätigen. Konnte ich selbst an der Technik nicht viel machen, spendierte ich Michel aber Bügelstoßstangen vorne und hinten, einen Dachträger und eine selbstgezeichnete zeitgenössische Beschriftung fiktiven Inhalts.

Wie schon bei den anderen Bullis fiel die Gestaltung der zwei Seiten unterschiedlich aus. Auf der glatten Seite ohne Türen habe ich die Werbefläche voll genutzt, auf der anderen Seite soll ein Türtext auf der Beifahrertüre reichen, um die schöne Optik der Flügeltüren nicht zu stören.

 ©Gereon Jackowiak

Mittlerweile gibt es den T1 nach meinem Vorbild auch von BREKINA als Sondermodell, die von mir in Auftrag gegebene limitierte Auflage ist sehr schnell vergriffen gewesen.

Es ist natürlich klar, dass auch Michel als Camper ausgebaut wird, wiederum in Eigenregie, wobei ich möglichst darauf achte, den Stil der damaligen Zeit einigermaßen zu treffen.

Angefangen mit freundlicheren Verkleidungen an den Seiten, Türen und im Dach sowie einem neuen Boden gibt es mittlerweile eine Schlafsitzbank, Stauraum in der Verkleidung der Reserveradmulde, einen Klapptisch sowie einen zusätzlichen Sitzplatz.

 ©Gereon Jackowiak

Eine Lampe aus dem Zubehörprogramm eines Yachtausbauers erhellt das Ganze bei Nacht, die linke Flügeltüre wird durch ein zeitypisches Türregal aufgewertet.

Einzig die Vorhänge aus dem Stoffangebot eines großen schwedischen Möbelhauses müssen beizeiten mal gegen passenderes ausgetauscht werden.

Michel wird vornehmlich bei schönem Wetter gefahren, wobei Touren zu Treffen immer fest eingeplant sind - die Übernachtung vor Ort ist nie ein Problem. Ein echter Hingucker ist das am Fahrzeug zu montierende Vordach, welches zudem eine sehr praktische Sache ist.

 ©Gereon Jackowiak

Mein Traum wäre ein Urlaub im T1 auf meiner Lieblingsinsel Korsika, vielleicht mit Unterstützung des Autozuges. Doch bis dahin freue ich mich auf viele weitere Fahrten im JackoDue und Michel, vielleicht trifft man sich ja mal!

Gereon Jackowiak