"Es gibt kein vergleichbares Fahrzeug"
Die IG T3 ist die Interessengemeinschaft für den VW Bus Typ 2 T3 der Baujahre 1979 - 1992. Im Interview mit VW-Bulli.de stellen die Vorstandsmitglieder Leandro Schöttler, Rüdiger Schneider, Thomas Krack und Alexandra Thal ihre IG vor und sprechen über aktuelle Aktivitäten und Zukunftspläne.
Was ist die Interessengemeinschaft T3?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Die IG T3 ist die überregionale Interessenvertretung für den VW Bus Typ 2 T3. Wir setzten uns für den Erhalt und die Pflege des VW Bus T3 ein, egal ob es sich um einen Bus, Kastenwagen, Pritsche, Wohnmobil, Doppelkabine, oder andere Aufbau- oder Modellvarianten handelt. Und das unabhängig von der Motorisierung, von luftgekühlten über wassergekühlte Boxermotoren, Dieselmotoren oder umgebaute Fahrzeuge mit Fremdmotoren. Die IG T3 ist kein eingetragener Verein.
Der T3 - was ist das für ein Fahrzeug?
Rüdiger Schneider (2. Vorsitzender):
Der T3 ist mit Abstand das individuellste Fahrzeug, das je gebaut worden ist. Da der T3 vom Werk aus schon untermotorisiert war, gibt es kein vergleichbares Fahrzeug, in dem so viele Fremdmotoren verbaut worden sind.
Auch wurde ein Fahrzeug wie der T3 in seiner großen Vielfalt sonst nie wieder so gebaut - vom reinen Nutzfahrzeug, zum Beispiel Pritsche, Doppelkabine, Kasten, Leiterwagen, Steiger-Hubwagen, Krankenwagen, Polizeifahrzeuge, Feuerwehr oder Offroad-Varianten wie dem beliebten Syncro über Personenbeförderung, zum Beispiel Neunsitzerbus Caravelle C und Luxusausstattung Sechssitzer wie dem Carat bis hin zum Freizeitmobil Multivan oder den voll ausgebauten Campern Joker, Atlantis oder Karman Gipsy.
Was sind die Ziele der IG T3?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Unser Hauptziel ist die Pflege und der Erhalt der T3-Fahrzeuge. Dabei leisten wir uns in der IG T3 gegenseitig Hilfe bei Ersatzteilbeschaffungen, Fahrzeugidentifikationen, Wertermittlungen/Gutachten sowie Technik- und Reparaturfragen. Wir unterstützen unsere Mitglieder, organisieren Treffen, pflegen Kontakt zu anderen "T3-Infizierten".
Was sind die Schwerpunkte der IG T3?
Thomas Krack (2. Vorsitzender):
Im Prinzip die gleichen wie bei den anderen Interessengemeinschaften: Das Austauschen von Wissen im technischen Bereich und die Pflege der Freundschaften, die durch das gemeinsame Interesse entstanden sind.
Wann und wie ist die IG T3 entstanden?
Alexandra Thal (Schriftführung):
1999 kam die Frage im einem Bulli-Forum auf, ob es nicht sinnvoll wäre, nach dem Vorbild der IG T2 auch eine Interessengemeinschaft für den T3 zu gründen. In Gesprächen des IG T2-Vorstands mit Volkswagen Nutzfahrzeuge wurde dies von VWN selbst angeregt. Die erste öffentliche Präsentation der IG T3 fand am 2001 im Rahmen des Behörden-/ Einsatzfahrzeugtreffens der IG T2 in Salzgitter statt.
Die IG T3 gibt die Vereinszeitung "T3 - Quadratisch, praktisch, Kult"
heraus? Welche Informationen kann deren Leser erwarten?
Alexandra Thal (Schriftführung):
Hier spiegelt sich das Geschehen um und mit den T3-Bullis wieder. Es gibt Informationen über Aktivitäten der IG T3, Vorstellungen von Mitgliedern, Reiseberichte, Treffenberichte, Literaturschauen, organisatorische Dinge zur IG T3, Informationen zu politischen und rechtlichen Neuerungen, die den T3 betreffen und so weiter. Die Aufmachung ist durchgehend mit Bildern versehen. Das Heft erscheint im Farbdruck.
Welches T3-Modell fahren Sie selbst? Und was schätzen Sie daran besonders?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Seit zehn Jahren habe ich eine 85er Caravelle C mit Multivanausstattung. Diese Ausstattungsvariante stellt für mich den besten Kompromiss für ein urlaubstaugliches Fahrzeug dar, welches man genauso als Alltagsfahrzeug benutzen kann. Diesen Wagen fahre ich inzwischen nur noch mit 07er-Kennzeichen zu Veranstaltungen.
Im Alltag fahre ich zurzeit einen 88er "BEDO" (Beobachtungs- und Dokumentationsfahrzeug des Bundesgrenzschutzes). Dieser T3 ist extrem praktisch, da er zwei Schiebetüren hat. Als Vertreter der luxuriösen T3 besitze ich einen 89er Syncro. Dieser Caravelle GL hat ein hohes technisches Niveau mit Allrad, Differentialsperren, ABS wie auch die Komfort-Extras Klimaanlage, elektrische Spiegel und Fensterheber, Sitzheizung…
Thomas Krack (2. Vorsitzender):
Ich fahre das Sondermodell Whitestar Bj. 1990 mit 2,1l Wasserboxermotor. An dem Fahrzeug schätze ich das bequeme Fahren damit. Ich kann darin übernachten und aufgrund des guten Motors ist auch mal eine etwas flottere Fahrweise möglich.
Als zweites Fahrzeug habe ich eine ehemalige Baustellen-Doppelkabine (auch Bj. 1990 und 2,1L WBX) so weit an meine Vorstellungen angepasst, dass die Ausstattung fast mit der des Whitestars mithalten kann. An diesem Fahrzeug schätze ich die etwas andere Art des Fahrvergnügens und dass ich damit auch etwas sperrigere Teile transportieren kann.
Rüdiger Schneider (2. Vorsitzender):
Ich fahre eine Bj. 89 Caravelle C (Neunsitzer), die ich in liebevoller Kleinarbeit vollkommen umgestaltet habe. Es gibt fast nichts, was nicht verändert worden ist - Scheinwerfer, Ausstattung, Motor, Getriebe, Reifen, Felgen, Bremsen, Fahrwerk, Verplankung, Stoßstangen und vieles mehr.
Als Zweitwagen besitze ich eine Bj. 88 Doppelkabine Syncro 14 Zoll, die ich vor der Schrottpresse bewahrt habe - damals ohne Motor und mit Getriebeschaden. Für die Restaurierung benötigte ich vier Jahre. Mittlerweile verfügt das Fahrzeug über einen Fremdmotor und alles, was das Offroad-Herz begehrt, einschließlich einer absetzbaren Wohnkabine (stolze 23 Jahre) von Tischer.
Alexandra Thal (Schriftführung):
Ich fahre einen Transporter, den ich "vorm Schlachter gerettet" habe. Der Wagen ist Baujahr 87, wurde aber erst 1990 auf die Straße geschickt. In schickem Bauwagen-Blau und mit einer Ausstattung, die abgesehen von den drei Sitzplätzen vorne aus "nichts" bestand.
Der Motor ist noch der erste und hat jetzt ohne große Reparaturen 347.000 Kilometer auf dem Tacho. Die meisten Reparaturen mache ich selbst. An meinem Bus schätze ich seine Zuverlässigkeit und dass ich in all den Jahren aus dem "Bauwagen" eine "Persönlichkeit" unter den Bussen machen konnte. Wer meinen Bus kennt, der kennt auch mich.
Welche T-Baureihe gefällt Ihnen - abgesehen vom T3 - am besten? Und warum?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Dem optischen und nostalgischen Reiz eines T1 kann sich wohl niemand entziehen, da geht es mir nicht anders. Der T2 weckt ebenso positive Erinnerungen an die eigene Vergangenheit.
Thomas Krack (2. Vorsitzender):
Hier kann ich spontan nur den T5 nennen. Dieser scheint mir ein sehr gelungenes Fahrzeug zu sein.
Rüdiger Schneider (2. Vorsitzender):
Mir gefallen die T1 der Baujahre 1960-67 am besten. Ich habe selbst versucht, einen T1 zu restaurieren, was aber mit einen unerwartet großen finanziellen Aufwand verbunden war, so dass ich mein Vorhaben leider nicht fortführen konnte.
Alexandra Thal (Schriftführung):
Ich mag den T1 und den T2 am liebsten. Der T1, weil die wenigen, die es noch auf der Straße gibt, mittlerweile auf einigen Bulli-Treffen in einem erstklassig restaurierten Zustand zu sehen sind. Der T2, weil er für mich einfach nur nett aussieht.
Sie waren mit der IG T3 im Oktober 2007 beim ersten Internationalen VW-Bus-Treffen in Hannover. Wie beurteilen Sie die Veranstaltung und das Engagement von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) für die große Szene der Freunde älterer T-Baureihen? Und was wünschen Sie sich in Zukunft von VWN?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Das war eine grandiose Veranstaltung! Ich bin froh, dabeigewesen zu sein. Volkswagen Nutzfahrzeuge hat mit der perfekten Organisation eine tolle Show ermöglicht. Der enorme Zuspruch aus allen Bulli-Fankreisen hat den Veranstaltern vollauf bestätigt, dass es richtig war, diesen Schritt zu machen und damit für die Bulli-Szene einen Meilenstein zu setzen.
Der Aufbau der VWN Oldtimer Heritage ist ein ebenso begrüßenswerter Schritt. Damit hat VWN eine solide Basis für die weitere Pflege der Traditionen gelegt. Auf Oldtimer-Veranstaltungen und VW-Bus-Treffen ist die VWN Oldtimer Heritage bereits regelmäßig mit hervorragend restaurierten Fahrzeugen vertreten. Die IG T3 hält Kontakt zur VWN Oldtimer Heritage. Hier ist eine gute Basis für die Zukunft geschaffen worden.
Vom 21.-24. Mai 2009 wird das traditionelle Jahrestreffen der IG T3 stattfinden. Was genau machen Sie dort und können daran auch T3-Fahrer teilnehmen, die nicht Vereinsmitglied sind?
Thomas Krack (2. Vorsitzender):
Ihre Jahrestreffen führt die IG T3 immer an wechselnden Orten durch, um den über die Republik verteilten Mitgliedern die Chance zu geben, auch mal eine kurze Anreise zu haben. Dieses Jahr wird es in den Raum bei Celle/Hannover gehen. Das Treffen hat einen sehr familiären Charakter. Gäste sind immer willkommen und ein T3 ist keine notwendige "Eintrittskarte". Wichtig sind nur die Freude an der Gemeinschaft und die Sympathie für den Bulli. Auf unseren Treffen finden sich daher alle Arten von Bullis. Auch wenn jemand mit einem Fremdfabrikat dabei ist, stört es uns nicht.
Welche Vorteile hat eine Mitgliedschaft in der IG T3?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Der Informationsaustausch untereinander erweitert den Horizont und gibt Anregungen. Die Mitgliedschaft in unserer Interessengemeinschaft schafft dabei eine freundschaftliche Atmosphäre. Informationen und Meinungen findet man zwar auch beim Besuch der zahlreichen Bulli-Foren im Internet, aber in der IG T3 befindet man sich auf einer anderen Ebene.
So kann man einfach zum Telefon greifen und persönlich miteinander reden, was in der Anonymität des Internet nicht möglich oder auch gar nicht erwünscht ist. Die IG T3 stellt damit eine nachhaltige Organisation dar, die jedem Mitglied einen Nutzen bringt, so wie auch jeder durch seine Mitgliedschaft den anderen hilft.
Inwiefern öffnet sich die IG T3 auch für die Fahrer anderer VW-Bus-Baureihen?
Rüdiger Schneider (2. Vorsitzender):
Aus dem Namen unserer Interessengemeinschaft ergibt sich schon, dass unser Schwerpunkt auf dem Typ2 T3 liegt. Dennoch sind wir für alle anderen VW-Bus-Baureihen offen. Es gibt auch ein paar Mitglieder, die den T4 als Zweitwagen oder sogar als Alltagsfahrzeug fahren. Ich denke, eine harte Abgrenzung zwischen den Baureihen muss nicht sein. Die Nicht-T3-Fahrer(Innen) sind zwar in der Minderheit, aber trotzdem willkommen. Dennoch werden wir versuchen, sie weiterhin vom Heck-Antriebskonzept zu überzeugen.
Wo möchten Sie mit der IG T3 in fünf Jahren sein? Was möchten Sie bis dahin unbedingt erreicht haben?
Leandro Schöttler (1. Vorsitzender):
Die Eintragung als gemeinnütziger Verein ist unser nächstes Ziel. Und wir möchten die IG T3 in der Oldtimer-Szene etablieren, da unsere Bullis dann ja auch dazugehören. In etwa fünf Jahren werden wir als großes Fest den 30. Geburtstag des T3 syncro und des 2,1l Wasserboxers feiern.
Rüdiger Schneider (2. Vorsitzender):
Außerdem möchten wir Hilfestellung bei der Gründung von Bulli-Stammtischen und der Organisation von VW-Bus-Treffen geben und Möglichkeiten aufzeigen, wie man trotz der neuesten Gesetzeslage das begehrte historische Kennzeichen erlangen kann.
Alexandra Thal (Schriftführung):
Wir möchten versuchen, mit und für Volkswagen Nutzfahrzeuge Ansprechpartner in Sachen T3 zu sein. Ebenso wollen wir einige unserer Mitglieder als Spezialisten zum Beispiel für Diesel, WBX, Ausbauten etc. vorstellen, die dann als Ratgeber für diese Bereiche aktiv werden.
Leandro Schöttler, Rüdiger Schneider, Thomas Krack und Alexandra Thal - wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft der Interessengemeinschaft T3 viel Erfolg.