Im T2: Ferrari und Heinkel-Kabine in Schweden holen
Im frühen Winter 1991 fuhr Heinz-Dieter Coordes aus Ostfriesland mit einem T2 und seinem Freund Alfred nach Schweden, um eine alte Ferrari-Karosserie und eine Heinkel-Kabine zu holen. Hier erzählt er von der Tour.
Hallo Bullifreunde!
Mein alter Freund Alfred hatte durch einen holländischen Freund in Schweden einen Trojan/Heinkel Kabinenroller gekauft. Der Holländer hatte dort auch eine Ferrari-Karosserie aus GFK gefunden. Die war wohl im Jahr 1957 als Ersatzteil für ein Rallyefahrzeug gedacht gewesen, aber dann nicht benötigt worden und war in der Folge in Vergessenheit geraten.
Am Freitagmittag starteten Alfred und ich in Richtung Skara. Alfred hatte ich schon Anfang 1979 kennen gelernt, da er der Ersatzteil-Verwalter des gerade erst gegründeten BMW Isetta Club war. Ich hatte mir mit einem Teil meiner Bundeswehr-Abfindungsprämie eine 1962er BMW Isetta gekauft. Da passte es gut, dass die Ersatzteile in geringer Entfernung erhältlich waren. Über 40 Jahre später, zu meinem Renteneintritt, hat seine Hildegard ein Album zusammengestellt, mit schönen Bildern aus den gemeinsamen Jahren. Der erste Satz: "Mit der Isetta fing alles an." Die Isetta ging, aber die Freundschaft blieb bestehen.
Den Anhänger hatten Alfred und ich mit den Rädern nach oben auf der Ladefläche festgebunden, um nicht mit 80 km/h nach Schweden zuckeln zu müssen.
Abfahrt war in Wiesmoor, über Hamburg ging es in Dänemark nach Friedrichshaven. Dort buchten wir die Fähre nach Göteborg.
Auf der Fähre waren noch zwei bis drei Trupps mit Transportern oder Anhänger, die Ähnliches vorhatten wie wir: Autos oder Motorräder abholen. Ansonsten war wohl nur die Fährbesatzung an Bord. Wir hielten während der Überfahrt noch ein kurzes Nickerchen.
Am nächsten Morgen waren wir in Schweden. Dort erst mal raus aus Göteborg und an einer Tankstelle den Anhänger abgeladen. Kurze Zeit nach einem Anruf wurde die Karosserie gebracht und auf dem Anhänger befestigt. Der Anhänger wurde bei der Tankstelle zwischengelagert.
Getankt wurde dort nicht, da Alfred fünf oder sechs 20-Liter-Kanister mit Benzin an Bord hatte. Dazu später mehr.
Jetzt ging es rund 150 Kilometer Richtung Skara. Dort fragten wir an einer Tankstelle nach der Adresse, wir hatten ja weder Navi noch Handy bei uns. Ein freundlicher Schwede mit etwas Deutschkenntnissen erklärte sich bereit, uns zur Adresse zu lotsen. Nach etwa zehn Kilometern erreichten wir den Heinkel-Verkäufer. Die Adresse hätten wir alleine erst nach zwei Tagen gefunden.
Heinkel bezahlt und mit zwei stabilen Brettern auf den Bulli geladen. Alfred hatte für den Verkäufer als Gastgeschenk noch einen Zehner-Pack Bier mitgebracht. Der Schwede meinte, dass ihm sein Nachbar für eine Flasche Bier das ganze Jahr den Rasen mähen würde.
Jetzt ging es wieder nach Göteborg, um den Anhänger abzuholen.
In Göteborg auf der Fähre dachten wir, wir wären im falschen Film. Auf dem Schiff wimmelte es von Leuten im feinen Zwirn. Nach zwei Stunden wussten wir auch, warum die Gänge so breit sind. Die Schweden nutzten die Überfahrt nach Dänemark, um sich dem dort vergleichsweise kostengünstigen Alkohol zu widmen. Ihre Gangart war nicht dem Seegang geschuldet.
In Dänemark auf der Autobahn fuhren wir einen Parkplatz an, um eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. Ich vorne auf den Sitzen und Alfred auf einer Westfaliamatratze im Tresorfach unter der Ladefläche.
Da es schon ganz schön frisch war, meinte Alfred, ich solle die Klappe richtig schließen. Nach zwei Stunden wurde ich durch lautes Klopfen geweckt. Alfred war es zu kalt geworden und er hatte schon zehn Minuten mit den Fingern geklopft, aber das kam bei mir nicht an. Er hat dann aber den Wagenheber gefunden, und den habe ich dann auch gehört. Wäre die Polizei in der Nähe gewesen, hätten die doch geglaubt, ich hätte jemanden entführt.
Wieder auf der Autobahn fing der Motor an zu stottern. Kraftstoffmangel! Die nächste Tankstelle angelaufen und Filter gekauft und eingebaut. Es hatte sich gerächt, Kraftstoff in die ungereinigten Kanister vom Sperrmüll zu tanken.
Kurz vor der deutschen Grenze meinte Alfred, ich solle schon mal die Ausweise raussuchen. Meiner lag im Handschuhfach, Alfreds war nicht zu finden (lag letztendlich unterm Sitz). Im Handschuhfach lag noch der Ausweis von
Hildegard, somit hatten wir ja zwei Ausweise...
Der Grenzer war froh, dass er um diese Zeit jemanden hatte, mit dem er ein paar Worte wechseln konnte und bemerkte unseren Schwindel nicht.
Fast in der Heimat liefen wir in Oldenburg ein, wo unsere Frauen beim Flohmarkt bei Famila einen Stand hatten. Wir mit unserem Gespann aufs Gelände, da meinten einige Leute: Was wollen die denn mit dem Gelump hier, sowas kann man doch nicht verkaufen. Wenn die Ahnung hätten, was wir dafür auf uns genommen hatten.
Wenn man bedenkt, wie diese Tour abgelaufen ist, fragt man sich doch: Würde man es heute noch so machen?
Gruß aus Warsingsfehn,
Heinz-Dieter Coordes