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Gefängnis-Bulli wurde total bestrickt

Innerhalb eines Jahres kam die Jugendvollzugsanstalt Adelsheim zweimal in die Schlagzeilen. Doch der aktuelle Fall zeigt, dass man mit modernem Vollzug auch jugendliche Straftäter zu vernünftigen Menschen formen kann.

 ©SWR

Im August 2014 war es zu einer Massenschlägerei gekommen, bei der rund 20 rivalisierende Gefängnisinsassen aufeinander losgingen. Dabei wurden sechs Aufsichtsbeamte zum Teil schwer verletzt. Nach diesem Schock und einem ungeklärten Todesfall in der Anstalt übernahm Katja Fritsche, eine ehemalige Richterin am Jugend-Schöffengericht Heilbronn die Leitung. Ihr Ziel: Die Juristin will den Knast sanft voranbringen.

Eine Neuerung für die Insassen hat Fritsche an Weihnachten 2014 selbst dargeboten: Sie hat für die Gefangenen mit ihrer Geige musiziert: „Alle Jahre wieder“, „Stille Nacht“ und „Let it be“ von den Beatles. „Ich habe überlegt, warum soll ich nur für meine Familie spielen, da kann ich doch auch für meine neue, berufliche Familie spielen?“, erzählt Fritsche.

Im Oktober berichtete das Südwestfernsehen wieder über Adelsheim und warf in einer Reportage über eine Strickaktion auch einen Blick ins Gefängnis. Während Hunderte von Frauen in wochenlanger Strick- und Häkelarbeit Bäume, Pfeiler, Brückengeländer und Wände des Städtchens mit Wolle verschönt hatten, machten auch junge Gefangene mit – und versteckten den dunkelgrünen Gefangenen-Transporter unter Handgestricktem. Nur noch das Blaulicht lugte heraus - die vergitterten Fenster wirkten so viel angenehmer…

von Ernst Bauer