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1959 mit dem T1 nach Indien

Vor mehr als 50 Jahren sorgte sie für eine echte Sensation: Die Journalistin Romy Schurhammer, damals 21 Jahre alt, fuhr 1959 ganz alleine im einem VW Bulli nach Indien. Unvorstellbar wagemutig für diese Zeit. Diese Reise plante sie auf den Spuren der Vergangenheit im Jahr 2009 zu wiederholen - diesmal in einem brandneuen Volkswagen California.

Mit 21 Jahren fuhr Romy Schumacher 1959 allein mit ihrem T1 nach Indien. ©Romy Schurhammer

Niemand weiß, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätte Romy Schurhammer ihren kleinen Glücksbringer nicht griffbereit gehabt. Eine zierliche junge Frau, allein unterwegs in Afghanistan, allein unter Männern in einer traditionellen Teestube.

Der geistliche Würdenträger des Ortes war darüber alles andere als amüsiert und machte der deutschen Journalistin schwere Vorwürfe.

Eine Miniaturausgabe des Koran, nicht größer als ein Daumennagel, eingefasst in eine goldene Schatulle, vermochte den Mullah zu besänftigen. Romy Schurhammer durfte ihre abenteuerliche Reise fortsetzen und Monate später glücklich zu Ende bringen.

Romy Schurhammers T1 auf großer Tour nach Indien. ©Romy Schurhammer

Fast ein Jahr lang bereiste die damals erst 21-jährige Journalistin auf eigene Faust die weite Welt. Die Route führte die zierliche Frau von Deutschland über Jugoslawien in den Iran und von dort weiter nach Afghanistan, Indien, Thailand, Vietnam, Laos und Japan.

Rund 14.000 Kilometer legte die Kaufmannstochter 1959 in ihrem gebrauchten VW Bus zurück, den sie liebevoll "Nepomuk" getauft hatte - nach dem Schutzpatron der Brücken.

Ihr Reisebericht erschien unter dem Titel "Guten Tag, Pazifik" und wurde vor allem bei jenen zur Pflichtlektüre, die ihr Jahre später auf dem so genannten "Hippie-Trail" in Richtung Indien folgten.

Die Reise nach Indien wollte Romy Schurhammer 2008 wiederholen - diesmal in einem brandneuen T5 California. ©Romy Schurhammer

2008 plante Romy Schurhammer, erneut auf die Reise zu gehen. Schurhammer ist zu diesem Zeitpunkt 70 Jahre jung und lebt als Schriftstellerin in Oberbayern. Es ist der Versuch einer Reise in die eigene Vergangenheit. Zurück zu den Orten der Erinnerung, eine Suche nach Menschen, die einst ihren Weg kreuzten.

Im Gegensatz zu damals wird Schurhammer nicht allein unterwegs sein. Ihr Ehemann Alexander Gratschjow, mit dem sie seit vier Jahren verheiratet ist, wird sie auf der Tour begleiten.

Romy Schurhammer und ihrem Mann wird auf der nächsten Reise ein im Vergleich zu damals sehr bequemes Gefährt zur Verfügung stehen, ein California-Campingmobil. Ihren 30 PS starken "Nepomuk" mit selbstgebastelter Holzkoje hatte Schurhammer 1959 in Laos verkauft.

Die Route führte von Deutschland über Jugoslawien in den Iran und von dort weiter nach Afghanistan, Indien, Thailand, Vietnam, Laos und Japan. ©Romy Schurhammer

Bei ihren nächsten Reise hofft Romy Schurhammer einen alten Freund wiederzutreffen, den Dalai Lama. "Der 1959 entstandene Kontakt ist über die Jahre nie abgerissen", erläutert sie. Damals berichtete sie als junge deutsche Journalisten für ihre Heimatzeitung "Badische Neueste Nachrichten" aus dem Exil des Dalai Lama.

Schurhammer hatte auf ihrer Abenteuerreise von der Flucht des Religionsführers gehört und spontan mit ihrem Nepomuk den Weg in den Norden Indiens eingeschlagen. Zum Glück. Im Dunstkreis des Dalai Lama lernte sie Berühmtheiten wie Tibetforscher Heinrich Harrer und Indiens damaligen Ministerpräsidenten Pandit Nehru kennen.

Über all die Jahre, sagt Romy Schurhammer, habe sie die Abenteuerlust nie losgelassen. Die "große, weite Welt", das Reisen habe sie von jeher gereizt und jung gehalten - bis heute.

Und es gibt einen weiteren Grund, warum sie sich im Jahre 2008 auf diese sicherlich nicht ganz unbeschwerliche Reise machen möchte: "Damals habe ich die Reise allein gemacht. Schwierigkeiten lassen sich allein sehr gut meistern. Aber die schönen Momente, da spürt man die Einsamkeit. Ich möchte diese schönen Momente noch einmal erleben - an der Seite des Mannes, den ich liebe."

Romy Schurhammer