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24.000 Kilometer durch die USA

Den Wunsch, einmal wie John Wayne durch den Wilden Westen zu reiten, haben viele, um sich die grandiosen Naturlandschaften anzuschauen. Hierfür war und ist der VW-Bulli am besten geeignet. Klaus Richter aus Bielefeld erzählt von seiner Reise im Jahr 1994.

 ©Klaus Richter

Der T3 war unschlagbar auf den schmalen Schotterpisten, Wasserfurten, engen Gebirgspässen und kleinen Camp-Grounds mitten in der Natur, wo die großen Wohnmobile nicht hinkommen. Leider konnte ich in Amerika keinen VW mieten, höchstens kaufen oder in Kanada anmieten. Somit wurde mein VW-Joker-Bulli 1994 in Bremerhaven aufs Schiff gesetzt und in 30 Tagen über den Panamakanal nach Los Angeles gebracht. Ich bin hinterher geflogen und durfte sogar noch im Cockpit des Flugzeuges fotografieren.

In Kalifornien fuhren die ältesten VW-Bullis über 30 Jahre, und wer keine Versicherung hatte, brachte sich ein großes Kreuz an die Windschutzscheibe an, in der Hoffnung, der liebe Gott wird schon helfen. Andere wohnten und arbeiteten vor ihren Camping-Bullis und egal, wo man hinfuhr, besonders der gelbe Joker-Bulli war allgegenwärtig. Auf der 35 Kilometer langen, schmalen Einbahnstraße durch den Kakteen-Nationalpark wurde aufs Dach geklettert, um die Blüten zu fotografieren und nachfolgende Autos hupten nicht, sondern reichten eine Kamera nach der anderen aufs Auto. Es waren so manche Voigtländer, Leica, Zeiss und sogar Agfa Box dabei. Zum Glück kannte ich die als Hobbyfotograf aus alten Zeiten noch.

Bei den 2.000 Jahre alten Mammutbäumen passte der Bulli gerade noch durch. Wer glaubt, dass die Amerikaner nur in ihren großen Wohnmobilen mit Badewanne, ausziehbarem Wohnzimmer und Kleinwagen hintendran fahren, der irrt sich. Es wird in Amerika mehr gezeltet als in Europa, und in den CampGrounds sind über die Hälfte Zelte, dann kleine Pickup-Wohnmobile und natürlich die VW-Bullis. Die Amerikaner sind richtig vernarrt in den Bulli und ich hätte meinen mehrfach verkaufen können, wenn nicht die Ausfuhrbestimmungen wären.

Ohne Klimaanlage durch Kalifornien zu fahren ist bei 40 Grad nicht jedermanns Sache; besonders nicht in Death Valley, wo nach dem 12. Mai keine Privatautos mehr durchfahren dürfen, und die Abschleppwagen stehen schon bereit. Alle, die aber mit zu tiefgekühlter Klimaanlage fuhren, waren meistens danach erkältet oder hatten Halsschmerzen. So bin ich bei 43 Grad ausgestiegen und es war angenehm, denn im Inneren des Autos waren es über 50 Grad. Wenn man dann benommen vor seinem Auto steht und es klopft jemand auf deine Schulter: "Sehn wir uns nicht in dieser Welt, so sehn wir uns in Bielefeld", dann zweifelt man an seinem Verstand.

Wenn dann aber neben meinem VW-Bulli noch ein Bulli mit Bielefelder Kennzeichen steht, dann ist es so weit. Jeder wollte nur noch raus aus der Hitze, so dass es keine Zeit für ein gemeinsames Biertrinken gab, und ich habe dann mein letztes deutsches Bier, das mir eine Schlange streitig machen wollte, die anscheinend auch Durst hatte, geteilt und beide haben überlebt.

Zusätzlicher Hinweis: Von Neu Mexiko Tijuana bis Seattle und Los Angeles nach New York bei 24.000 Kilometer mit einer Zylinderkopfausdrehung und einen Nagel im Reifen ohne Computeranalyse kennzeichnet, warum der VW-Bulli immer noch beliebt und unschlagbar an Zuverlässigkeit ist.

Text und Foto: Klaus Richter

Mit freundlicher Genehmigung der "Neuen Westfälischen", Bielefeld

Klaus Richter