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Hexentanz und Teufelswerk – T3-Mystik-Tour durch den Harz Teil 2

Bernd Bohle und seine Familie bereisten kürzlich im T3 die Mythen- und Sagenwelt des Harz - eine Reise, die sie bereits lange machen wollten. Hier ist der zweite Teil des Berichts.

Im Bulli.

 ©Bernd Bohle

Wer den ersten Teil des Berichts verpasst hat, kann ihn hier nachlesen.

Hallo Bulli- und Reise-Freunde!

Tag 3:

Die Sonne küsst uns durch die Schlitze der Van-Gardinen wach. Heute lassen wir es bei gutem Wetter einmal gemütlicher angehen. Frühstücken, Franzbrötchen backen, Steinburgen bauen und auf dem Spielplatz herumtollen.

Zwischendurch erkunde ich die Umgebung rund um das ehemalige Kloster Wendhusen, an dem der Platz gelegen ist. Die Abtei ist die älteste auf dem Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt. Enge Gassen und alte Baumbestände geben der Gegend ein uriges Flair. Teilweise habe ich sogar das Gefühl im mediterranen Raum unterwegs zu sein. Aber wir sind mitten im Harz und wollen auch an diesem Tag noch etwas sagenhaftes erleben. Heute steht die Fahrt zur Teufelsmauer an.

Glänzend von Sonnenmilch geht es los per Rad auf den mit kleinen Findlingen gepflasterten Wegen. Schön anzuschauen, aber umso schlechter mit dem Rad zu fahren mühen wir uns über die ersten Höhenmeter auf diesem Straßenbelag in Richtung Naturdenkmal.

Der etwas unbequeme Weg...

 ©Bernd Bohle

Ordentlich durchgerüttelt erreichen wir dann endlich unser Tagesziel. Nur noch den schmalen Weg bei küstenähnlichem Wind hinauf und wir stehen mitten auf der Teufelsmauer, jener imposanten Sandstein-Felsformation, die auf etwa 20 Kilometern Länge von Ballenstedt über Rieder und Weddersleben bis nach Blankenburg im Harz verläuft.

Das Monument ist durch die bis zur Kreidezeit andauernde Heraushebung des Harzes entstanden. Die damaligen Schichten, bestehend aus tonig-kalkigen Elementen und festerem Sandstein wurden im Zuge der Dynamik steil gestellt oder sogar übergekippt. Nachdem sich die weicheren Gesteinspartien im Laufe der Zeit abgetragen haben, blieb nur noch das härtere Segment übrig, das sich jetzt mit bis zu 20 Metern Fels-Höhe über die Landschaft erstreckt.

Um die Felsen herum ist nur Sandboden zu finden, auf dem sich oft Silbergras angesiedelt hat, das man vor allem aus den Dünen in Meernähe kennt. Bei einem Blick nach unten ist Ida vom Wasser angetan, das sie glaubt erspäht zu haben. Kornfelder im Wind können einem optisch durchaus schon mal so vorkommen. Für die Menschen in grauer Vorzeit muss dieses Gebilde wie auch auf uns mächtig Eindruck gemacht haben.

 ©Bernd Bohle

Daher vielleicht auch eine der Sagen über die Entstehung der Teufelsmauer, die quasi das Produkt aus einer Wette zwischen Gott und dem Teufel war. Als sich die beiden die Welt auch geografisch noch aufteilten, wurde vereinbart, dass dem Teufel all das Land gehören sollte, welches er in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umbauen konnte.

Zum Einbruch der Dunkelheit als der Teufel sein Bauwerk begann, war eine alte Frau unterwegs, die auf dem Markt einen Hahn verkaufen wollte. Sie stolperte und der Hahn erschrak sich dabei und begann zu krähen. Der Teufel hörte dies und dachte, dass seine Zeit schon um sei und rssß vor lauter Wut die Teufelsmauer wieder ein. Die Reste kann man bis zum heutigen Tag bewundern.

Ob Gott dabei ein wenig nachgeholfen hat, ist nicht überliefert. Fest steht jedoch, dass ein Besuch der Teufelsmauer zum Pflichtermin werden sollte, wenn man in der Gegend ist.

Wir verabschieden uns von diesem göttlichen Stück Teufelswerk, um ein weiteres Mal die inneren Organe im Takt der Pflastersteine wabern zu lassen.

Nach einer erholsamen Dusche und einem dicken Stück Pizza-Calzone aus dem Omnia-Ofen endet auch schon der letzte Tag hier auf dem Campingplatz in Thale.

Sand und Felsen.

 ©Bernd Bohle

Tag 4:

Immer wenn es am schönsten ist muss man gehen. So auch an diesem Sonntagmorgen eines mystischen Wochenendes im Harz. Nur noch alles schnell verpacken und dann mit dem Bus zur Endstation dieser Reise.

Die großen Sandhöhlen im Heers, ein echtes Harzer Kulturdenkmal, sollen es sein. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir bereits den prall gefüllten Parkplatz von dem aus man auch Burg Regenstein erwandern kann. Ida wird in den Fahrradanhänger verfrachtet, um unnötigem Zetern wegen müder Beine vorzubeugen.

Der Weg beginnt recht simpel wird jedoch durch Wurzelwerk und Treppenstufen für den Schiebenden zur temporären Herausforderung. Aber wir schaffen es durch diesen herrlichen, lichtdurchfluteten Laub-und Kiefernwald hindurch die Höhlen zu finden.

Vor uns öffnet sich eine mit weißem Sand durchsetzte, tiefliegende Fläche an deren Flanken sich helle, durchhöhlte Felsen erstrecken. Wieder einer von diesen Aha-Momenten des Wochenendes. Ida kann es kaum erwarten auf den Felsen herumzuklettern und die Grotten zu durchsuchen. Überall sind Zeichen, Namenskürzel und Muster eingeritzt, die uns zeigen wie frequentiert dieser Ort sein muss.

Der Bulli.

 ©Bernd Bohle

Geschichtlich gesehen wird vermutet, dass sich hier in frühgeschichtlicher Zeit ein germanischer Thingplatz, also eine historische Stätte, wo Volks- und Gerichtsversammlungen nach dem alten germanischen Recht abgehalten wurden, befunden hat.

Abgebaut wurde der sehr feine Quarzsand auch um früher als Scheuer- sowie als Streusand zur Reinigung von Dielenböden eingesetzt zu werden. Dieser Abbau und das Verewigen der Touristen hat neben der natürlichen Verwitterung immens am Erscheinungsbild gearbeitet.

Das, was die Natur in 80 Millionen Jahren hat entstehen lassen, wurde und wird leider immer weiter dem Erdboden gleichgemacht. Man kann nur hoffen, dass hier die offiziellen Stellen bald eingreifen und diese einzigartigen Sandsteinformationen als besonders schützenswert einstufen. Was für ein schöner Ort!

Doch wir müssen leider wieder nach Hause und wandern zurück auf Pfaden, die uns mit Sicherheit noch so viel mehr Geschichten erzählen könnten. Ich für meinen Teil nehme echte Ehrfurcht mit auf den Heimweg. Ehrfurcht vor der Natur und vor der Vergangenheit. Das ist echte geologische als auch kulturelle Geschichte. Unsere Geschichte, die es zu schützen lohnt und die weitererzählt werden sollte. Einen kleinen Teil davon habe ich hiermit erfüllt, der andere obliegt uns allen.

Ich schließe diese Reportage mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, das da lautet: "Die Natur ist so, daß die Dreieinigkeit sie nicht besser machen könnte. Es ist eine Orgel, auf der unser Herrgott spielt, und der Teufel tritt die Bälge dazu."

Klicktipps zum Thema:

- Wer sich für diese und weitere ortsgebundene Sagen aus der Gegend interessiert, dem sei das Buch "Harz und Kyffhäuser – Sagen & Legenden" aus dem Regionalia Verlag von Mario Junkes ans Herz gelegt.

- Der passende Song des Duos Melanie Mau & Martin Schnella zur Sage um die Rosstrappe lautet "The Horseshoe". Ein perfekter Soundtrack für die Tour mit Gänsehautgarantie!

von Gerhard Mauerer