52 Nächte und 7666 Kilometer - Im T3 "KuriBulli" durch Skandinavien
Im Sommer 2019 reisten Beate und Horst Kuretitsch in ihrem T3 durch Nord-Skandinavien. Sie sahen Pottwale und Elche und kamen bis zum Nordkap. Hier berichten sie von ihrer Skandinavien-Tour.
Hallo Bulli- und Reisefreunde!
Im Juli und August 2019 erkundeten wir Schweden, Norwegen und Finnland. Nachdem unsere Arbeitgeber den Plänen einer achtwöchigen Auszeit zugestimmt hatten, begannen wir im Februar 2019 mit den Vorbereitungen und beschlossen eine Tour durch Skandinavien zu unternehmen.
Als nördlichstes Ziel wollten wir das Nordkap erreichen, jedoch sollte der Weg das Ziel sein. Anstatt eines Reisetagebuchs dokumentierten wir die Reise in mehreren Vlogs auf www.kuribulli.de
Zunächst einige Informationen zum KuriBulli:
Modell: VW T3 Bj.1985,
Farbe: 1. Originallack timorbeige
2,1l WBX / Einspritzer. Hubraum: 2109 ccm³. KW/PS 82/112. 4 Zylinder
ca. 115.000 km
Ederausbau mit Westfalia Klapphubdach
Elektrolux Kühlschrank
Gasherd /Spülbecken
Truma Heizung
2 x 5 Liter Gasflasche von außen über eine Klappe zugänglich
Anhängerkupplung
Fahrradträger Fiamma
Markise 2,5 m Fiamma
raffiniert ausgeklügelter Ausbau vom Vorbesitzer in vielen Teilen verfeinert
gekauft 2007 mit ca. 70.000 km
Vorbereitungen zur Skandinavientour:
Mückennetze und die Überprüfung des technischen Zustands vom "KuriBulli" erforderten einige finanzielle und zeitliche Investitionen, um für die lange Reise gut vorbereitet zu sein.
Um auch häufiger autark stehen zu können, wurden einige Powerbanks, eine zweite 5-Liter Gasflasche, ein mit Butangas betriebener Wok, ein zusätzlicher Frischwassertank und Diebstahlsicherungen angeschafft.
Damit wir den Wetterkapriolen in Skandinavien besser trotzen konnten, wurde noch eine Seitenwand als Windschutz zur vorhandenen Markise gekauft.
Kleidung, Vorräte, Medikamente und technisches Equipment konnten durch die Anschaffung von einigen Boxen für einen schnellen Zugriff in die Schränke und Fächer im "KuriBulli" einsortiert werden.
Verschiedene Landkarten, Reiseführer und Apps für die optimale Stellplatzfindung gehörten ebenfalls früh zu unserer Ausstattung, sowie die für die Dokumentation benötigte Foto-/ Videoausrüstung.
Nach Beates Geburtstagsfeier, auf der wir uns vom engsten Freundeskreis und der Familie verabschiedeten, ging es dann am Montag, 1. Juli 2019, mit einem tollen Gefühl in Richtung Kiel los.
Fahrt zur Fähre Köln-Kiel/Göteborg #Vlog01:
Am Montag, 1. Juli 2019, ging es los in Richtung Kiel zur Fähre nach Göteborg.
Den ersten Stellplatz fanden wir an der Horster Mühle in Hamburg-Horst, der allein schon wegen des Namens für Horst besonders interessant war. Dort konnten wir lecker essen und eine ruhige Nacht zwischen riesigen Eichenholzstapeln verbringen. Am darauffolgenden Tag hatten wir es nicht mehr weit zur Fähre und konnten dann dort auch zügig einchecken. Begleitet von zahlreichen amerikanischen Oldtimern mit Wohnwagen warteten wir die Einfahrt auf die Fähre ab und unternahmen zwischendurch einen Spaziergang durch die Innenstadt von Kiel. Dort bezahlten wir auch das letzte Mal für längere Zeit unser Essen in Euro.
Fähre Kiel- Göteborg Saabmuseum Vänersborg #Vlog02:
Die Überfahrt war windig, aber entspannt, da wir uns eine Kabine wegen der Nachtfahrt gegönnt hatten. Die Unterquerung der Öresundbrücke vom Oberdeck ließen wir uns jedoch nicht entgehen. In Göteborg fuhren wir direkt Askim Camping an, um für die erste Übernachtung in Skandinavien eine sichere Bleibe zu haben und konnten dann am Nachmittag noch einen Stadtspaziergang unternehmen.
Die Stärkung durch die erste Zimtschnecke in einem urigen Cafe in Göteborg stimmte uns auf die kommenden skandinavischen Wochen super ein.
Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung Vänern durch das von Straßenbaustellen geprägte Göteborg über die E45 und besuchten das Saabmuseum in Trollhättan. Das Saabmuseum ist relativ klein und interessant, jedoch spürt man, dass es diesen Autohersteller nicht mehr gibt und ein wenig Melancholie in der Luft liegt.
Hinter Göteborg stellten wir fest, dass die Straßen mit zahlreichen Radarkontrollen gespickt sind und somit ein aufmerksames aber entspanntes Autofahren möglich machten. Keine Drängler und Raser nervten uns und das Tempo von 80-90 km/h ist optimal für "KuriBulli".
Nach der Überquerung des Trollhättankanals in Vänersborg testeten wir das erste Mal, in Skandinavien "Campercontact" und fanden einen ruhigen, direkt am See mit Blick auf Vänersborg gelegenen Stellplatz. Test absolut bestanden.
Vänersborg Glaskogen #Vlog03:
Wir sind dann die E45 westlich vom Vänern weiter Richtung Norden gefahren. In Mellerud ging es dann auf die Landstraße 166, eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Aufgrund des sehr schönen Fahrens auf den kleinen Landstraßen haben wir beschlossen, in Zukunft möglichst viele Strecken auf Nebenstraßen zurückzulegen, auch wenn dies mehr Zeit erfordert.
Als nächstes Ziel haben wir das Naturreservat Glaskogen ausgeguckt, weil der dort liegende Naturcampingplatz laut "Campercontact" als besonders beschrieben wird. Dort standen wir mitten im Wald, direkt am See, mit großem Abstand zum nächsten Nachbarn. Sehr saubere Trockenklos mit Toilettenpapier und Desinfektionsspendern waren mehrfach im Wald vorzufinden. Zur Rezeption und zum Waschhaus mussten wir rund 10 Minuten gehen, zum Glück hatten wir unsere Fahrräder dabei! Dort konnten wir uns auch ein Kanu ausleihen, um den See zu erkunden. Oh, diese wunderbare Stille! Auch die mitgebrachte Mückenspirale, Geburtstagsgeschenk von Beate, vielen Dank nochmal an die Chefs, kam wegen Mückenalarm zum Einsatz.
Glaskogen Arvika Limarforsen #Vlog04:
Bei der Weiterfahrt nach Arvika stellte Horst Kühlwasserverlust fest und ging der Ursache auf den Grund. Vermutlich war der Deckel des Kühlwasserbehälters defekt.
Durch fantastische Landschaften und Rastplätze setzten wir unsere Reise nach Limarforsen fort, um dort einen Stellplatz anzufahren. Welch eine Überraschung, dort erwartete uns ein kleines Freibad mit Sauna und Dusche. Horst war nicht mehr zu halten. Ein Berliner T3 Bullifahrer teilte uns mit, dass wir die Anlage kostenfrei bis 20.00 Uhr nutzen dürfen, dann kommt jemand um abzuschließen. Horst war nicht mehr zu halten! Er riss sich die Kleider vom Leib, zog seine Badehose an und sprang ins warme Nass.
Nachdem auch Beate einige Bahnen geschwommen war, konnte der Abend mit einem Saunabesuch und dem anschließenden Essen in der Grillhütte, bei Sonnenuntergang, perfekt ausklingen.
Limarforsen Mora Sveg #Vlog05:
Die landschaftlich schöne Fahrt nach Mora war trotz des schlechten Wetters eine Augenweide. In Mora/Nusnäs fanden wir einen ruhigen Stellplatz am Siljansee. Obwohl es leicht regnete unternahmen wir einen Spaziergang in die nahe gelegene Dala-Pferdefabrik in der wir die handwerkliche Herstellung des schwedischen Nationalsymbols hautnah verfolgen konnten.
Die Weiterfahrt nach Sveg führte durch landschaftlich reizvolle Gebiete und bescherte uns einen wunderschönen Tag. Angelockt durch einen Flohmarkt neben dem berühmten größten Bären aus Holz und einem ICA-Supermarkt, fuhren wir den zentral gelegenen Campingplatz in Sveg an. Nachdem wir uns campingmäßig eingerichtet hatten und die heißersehne Sonne genossen, wurde die Ruhe durch regelmäßig wiederkehrende Helikopter-Starts unterbrochen. In der Nähe startete ein Helikopter und Horsts Neugierde führte dazu, dass er in Kürze von oben Beate zuwinkte. Die örtliche Flugschule bot dort Rundflüge an, um ihre erforderlichen Flugstunden zu erreichen.
Sveg Thorbygget Flatruet Östersund #Vlog06:
Nach Sveg von oben, einem Stadtspaziergang und wunderschönen Abendspaziergängen - die Mitternachtssonne machte sich bereits stark bemerkbar, sodass es kaum noch dunkel wurde - fuhren wir nach zwei Übernachtungen weiter in Richtung Östersund. Die Einsamkeit auf den Straßen bescherte uns eine wunderbare Autofahrt, sodass wir die Landschaft genießen konnten.
Bei einem Stopp am Meteoritenkrater Thorbygget konnten wir die Natur genießen und wir entdeckten dabei die ersten mit Schnee bedeckten Berge. Kurze Pausen auf Pässen und an Wasserfällen versetzten uns in eine noch nie erlebte absolut gelassene Stimmung, die ihren Höhepunkt auf der Hochebene Flatruet fand. Da die Ausblicke von dort fantastisch waren, beschlossen wir die Nacht dort zu verbringen.
Neben uns stand ein großer komisch geformter Anhänger, mit Geländewagen. Wie sich gegen Abend rausstellte, waren in dem Anhänger sechs Huskies untergebracht, die von dem Besitzer bei untergehender Sonne versorgt wurden. Dieses Schauspiel bescherte uns einen außergewöhnlichen Abend/Nacht, da die Hunde die Nacht draußen verbrachten und wir von ihnen in den Schlaf geheult wurden. Ein einmaliges Erlebnis, den Besitzer bei dem liebevollen Umgang mit den Tieren in dieser unwirklichen Landschaft zu beobachten. Die Beobachtung fand jedoch aus KuriBulli hinter unseren Mückennetzen statt, da es dort von den Plagegeistern nur so wimmelte.
Weiter ging`s in Richtung Östersund um dort eine VW-Werkstatt aufzusuchen, da "KuriBulli" weiterhin Kühlwasser verlor.
Wir fuhren also an einem Freitagnachmittag in die VW-Werkstatt Berners in Östersund, um der Sache auf den Grund zu gehen. Der Werkstattleiter begrüßte uns und fragte nach unserem Problem. Nach einer kurzen Erläuterung von uns sagte er, dass er nach der Pause mit einem Mitarbeiter (ebenfalls Bullifahrer) kurz zu uns kommen würde. Nachdem wir alles vorbereitet hatten, war das Problem schnell erkannt. Wir benötigen jedoch ein Ersatzteil, das nur in Kassel bestellt werden konnte. Dies würde zirka fünf Tage dauern, aber Östersund wäre sehr schön und wir könnten noch kürzere Strecken zurücklegen um die Umgebung zu erkunden.
Auf unsere Nachfrage nach der Rechnung, meinte er, das wäre schwedische Gastfreundschaft und wir sollten das Nordkap grüßen, da er selbst noch nicht dort oben war. Unglaublich!!! Wir waren total geflasht über diese Geste! Nachdem eine Stunde Arbeitszeit vergangen und die Ursache geklärt war, schenkte er uns noch 1,5 Liter Kühlflüssigkeit und wünschte uns gute Fahrt, und das alles, ohne eine Krone dafür zu berechnen. Der Hammer!!! (Eine Krone hätten wir ihm dafür aufsetzen können :-) )
Also suchten wir uns einen Campingplatz in der Nähe und planten unsere nächsten Tage mit kleinen Ausflügen. Ein Spaziergang vom Campingplatz an den See durch ein neues Wohngebiet und ein ICA-Supermarktbesuch endeten im strömenden warmen Regen! Abends saßen wir dann unter unserer Markise, es regnete nicht mehr und uns sprach ein älteres Ehepaar auf "KuriBulli" an. Sie wohnen hier in der Nähe, haben einen Syncro und gehen ab und zu über den Campingplatz, um die Atmosphäre zu erleben. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, das sie im Jahr 2009 von Östersund/Schweden bis nach Südafrika mit ihrem Syncro gefahren sind und wir verbrachten einen tollen Abend mit Gleichgesinnten. Wir tauschten Erfahrungen aus, auch über unsere Reparatur und über die nähere Umgebung und es wurden Träume geweckt.
http://swedenafrica.blogspot.com
Ristafallen Tännforsen Arjeplog Polarkreis Bodo #Vlog07:
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Ristafallen und Tännforsen und besichtigten dort zwei atemberaubende Wasserfälle, bevor wir nach Einbau unseres Ersatzteils (es kam einen Tag früher als geplant an und wir wurden per SMS darüber informiert) die Reise in Richtung Polarkreis fortsetzten.
Auf einer etwa 70 km langen Abkürzung Richtung Arjeplog - es war eine abenteuerliche Schotterpiste - begegneten wir einer Herde Rentiere! Was für ein tolles Erlebnis, die Reise hält halt jeden Tag eine Überraschung für uns bereit.
Durch riesige einsame Waldgebiete und über schmale Brücken fanden wir um zirka 20 Uhr einen einsamen Stellplatz an einem See. Wir waren erschöpft von dem beeindruckenden Tag und wollten nicht noch bis Norwegen fahren.
Etwas später gesellte sich noch ein älteres Ehepaar mit ihrem Wohnwagen zu uns.
Ein kurzer Regenschauer wurde mit einer Regenbogenansammlung (mindestens drei) beendet, sodass wir nach einem kurzen Bad mit den Füßen im See den Sonnenuntergang genießen und Kraft für den nächsten Tag sammeln konnten.
Die Nacht wurde jedoch sehr früh durch laute Sägegeräusche, die sich langsam näherten, beendet. Assoziationen von riesigen Werkzeugen die durch unseren Bulli sägten, rissen uns jäh aus unseren Träumen. Rasch erblickten wir dann ein paar Waldarbeiter, die die Schneise unter den Stromleitungen oberhalb unseres Stellplatzes von Gehölz befreiten. Die etwa 20 Meter breite Schneise wurde mit mörderischen Arbeitsgeräten (Motorsensen, jedoch mit großen Sägeblättern, damit auch bis etwa 10 cm dicke Stämme gefällt werden können) von den Waldarbeitern gemäht.
Jetzt hatten wir beim Frühstück freie Sicht auf den See, die uns am Abend noch verwehrt war. Die Arbeiter grüßten freundlich und mähten um unsere Fahrzeuge herum.
Somit waren wir bereits um 7:30 Uhr Richtung Norwegen unterwegs.
Nach etwa einer Stunde überfuhren wir an einem unspektakulären, lediglich durch eine große Infotafel gekennzeichneten und durch ein paar Ferienhäuser ersichtlichen Punkt eins unserer gesteckten Ziele: den Polarkreis!
Weiter Richtung Lofoten und Nordkap geht es demnächst in Teil 2 des Berichts.