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Lego-Bulli, die Zweite – größer, teurer, besser?

Lego hat nachgelegt und dem erfolgreichen T1-Modell, über das wir ausführlich berichtet haben, den Nachfolger T2 an die Seite gestellt. Wir haben uns, rechtzeitig bevor der T2 Ende dieses Jahres aus dem Programm genommen wird, das Set angesehen und versucht herauszufinden, warum der zweite Hype ausgeblieben ist.

 ©Patrick Kühl

Der erste Unterschied zwischen den beiden Modellen wird deutlich, als wir den Karton auspacken – die Größe. Die beiden Bullis haben in Sachen Maßstab nichts miteinander gemein. Der T2 ist gute 5cm länger und 1-2cm höher als der T1, was beide zusammen in der Sammlervitrine natürlich merkwürdig aussehen lässt.

Dementsprechend hat sich natürlich auch die Anzahl der Bauteile um gut 1000 Steinchen nach oben verschoben. Ließ sich der Splittie noch aus 1334 Teilen zusammensetzen, so muss man beim T2 schon 2207 Steine und sonstige Teilchen zusammenfügen. Der T2 ist deutlich komplizierter im Aufbau geworden, was sich auch durch die gestiegene Altersempfehlung von 16 auf 18+ Jahre bemerkbar macht.

 ©Patrick Kühl

Fast schon wie erwartet und von uns auch gebetsmühlenartig angesprochen, quillt uns eine Unmenge an Plastik entgegen, als wir den großen Pappkarton öffnen. Was sich für den Aufbau des Busses als sehr nützlich herausstellt, ist, wie schon so häufig erwähnt, umwelttechnisch suboptimal.

Die nummerierten Tütchen enthalten genau die Bausteinchen, die für die entsprechenden Bauschritte notwendig sind. Tütchen 1 für die ersten Schritte, Tütchen 2 für die Zweiten und so weiter. Mitunter sind aber auch mehrere Tütchen mit derselben Ziffer bedruckt und innerhalb eines großen Beutels befinden sich dann noch weitere, kleinere Beutel. Am Ende ein riesen Haufen Plastikmüll, den man sicher einfach durch andere Materialien ersetzen könnte.

Man könnte allerdings auch erwarten, dass es möglich ist, das Set zusammenzusetzen, wenn sich alle Steine in nur einer Tüte befinden – dann dauert halt die Suche nach dem passenden Steinchen auf dem Esstisch etwas länger. Also bitte liebe Hersteller, hier liebes Lego-Team, reduziert doch einfach den Müll etwas, damit uns allen etwas geholfen ist.

 ©Patrick Kühl

Die Bauanleitung hat 330 Seiten und vermittelt eine ungefähre Bauzeit von 3-5 Monaten. Ganz so schlimm war es am Ende aber dann nicht. Lego-typisch ist die Bilderanleitung äußerst präzise und gut zu verstehen, so dass der Bus nach gut 6-7 Stunden lockeren Bastelns fertig war.

Das Modell enthält unserer Ansicht nach einige Highlights, aber auch einige misslungene Überlegungen, die sich vor allem in der Bespielbarkeit bemerkbar machen.

Nun sind die Lego-Sets dieser Kategorie generell kein Spielzeug, sondern eher Vitrinenmodelle, aber ein gewissen „Gebrauchswert“ sollten Sie schon darstellen.

Der T1 war deutlich robuster und unempfindlicher, soviel kann man schon vorweg nehmen. Sein Nachfolger ist hier und da schon sehr filigran aufgebaut, so dass es leicht passieren kann, dass zum Beispiel eine Stoßstange öfter wieder auf dem Tisch zu finden ist als am Bus.

 ©Patrick Kühl

Der Detailreichtum ist für die Tatsache, dass es sich bei Lego um recht grobe Bausteinstrukturen handelt, dann doch schon sehr bemerkenswert. Eine umklappbare Rückbank, die Gasflasche im Küchenschrank, Kühlschrankfüllung inkl. Banane, Surfbrett und zwei bewegliche Klappstühle als Zubehör, sind nur einige wenige Merkmale, die das Modell ausmachen.

Selbstverständlich sind auch alle Türen inkl. der Motorklappe, ebenso wie das Aufstelldach zu öffnen. Letzteres hat eine extrem ausgefeilte Lego-Mechanik, die dafür sorgen soll, dass das eingeklappte Dach auch wirklich zu oder im anderen Fall sicher offen stehen bleibt. Es hakt aber leider doch hier und da.

Erwähnenswert ist auch der Mechanismus der Schiebetür, die sich durch einen Knopf an der Unterseite des Bullis aufdrücken und dann bequem aufschieben lässt. Da hat sich der Legodesigner schon wirklich Gedanken machen müssen, um auf diese Lösung zu kommen. Die braucht es allerdings auch nur, da man die Tür am Türgriff nicht aufbekommt – den hat man dann nämlich regelmäßig in der Hand sofern man ihn nicht festklebt.

Auch die Lenkung ist schon eine kleine Meisterleistung in der Umsetzung, wenn auch nicht ganz so effektiv. Der Bulli lässt sich nämlich durch Drehen am T2-typisch am Frontblech angebrachten Ersatzrad lenken. Allerdings ist der Lenkeinschlag so gering, dass zum spielerischen Umdrehen der einen Meter breite Esstisch kaum ausreicht.

 ©Patrick Kühl

Alles in allem hat Lego sich wirklich eine Menge Gimmicks für den Bus einfallen lassen. An der Umsetzung hätte unserer Ansicht nach jedoch noch etwas mehr gefeilt werden können.

Und das betrifft auch unseren letzten Betrachtungspunkt: Das Design. Haben wir denn nun am Ende einen T2 vor uns? Naja, wie schon erwähnt, ist es immer wieder erstaunlich, was man aus den groben Lego-Bausteinen alles zaubern kann und auch der T2 steht seinem Original recht nahe, zumindest dann, wenn man ihn nicht von vorne betrachtet. Die Heckansicht und bedingt auch die Seitenansicht spiegeln schon tatsächlich viel Originales wieder. Die Front und damit das unverwechselbare Gesicht des Bulli, ist dem Designer jedoch nur bedingt gelungen finden wir. Auch wenn wir verstehen, dass es Grenzen der Darstellbarkeit gibt, ist uns hier das T2-Gesicht etwas zu weit entfernt von seinem großen Bruder.

 ©Patrick Kühl

Alles in allem ist es ein tolles Modell, das Spaß macht, gebaut zu werden und auch sicher in die Vitrine eines jeden, echten und eingefleischten Bulli-Liebhabers gehört. Viele Gimmicks sind an Bord und der Detailreichtum ist ohne Frage vorhanden, aber das Modell hat gegenüber seinem T1-Vorgänger viel Verbesserungspotential, nicht nur was das Design betrifft, sondern auch viel in der Halt- und Bespielbarkeit. Vielleicht hätte sich die Macher etwas mehr von der Herstellung des Lego-T2 in Originalgröße abschauen soll, über den wir hier berichtet haben.

Wer das Set unter der Lego-Nummer 10279 noch rechtzeitig für das Weihnachtsfest oder auch einfach nur so besorgen will, kann dies noch bis Ende Dezember im offiziellen Lego-Shop für einen Preis von 159,99 Euro tun. Im Handel gibt es ihn aber an anderen Stellen auch (noch) etwas günstiger. Wir würden diesmal den Daumen zu ¾ heben und eine Empfehlung mit Einschränkungen aussprechen wollen.

von Patrick Kühl