Mega-Projekt statt Corona-Therapie: Wie Alex' einzigartiger Surf-Bus entstand

Hallo Bullifreunde!

Es war Corona – alles war zu, alles verboten, alles traurig.

Also kam mir die Idee, endlich mal die Zeit zu nutzen und ein Windsurf-Bulli zu bauen.

Kurz zu mir. Ich heiße Alexander Großmann, 42 Jahre alt, und ich wohne in Straelen.

Relativ fix fand ich in Bayern, in Pfeffenhausen im Landkreis Landshut eine Firma (www.billig-auto.com), die anscheinend günstige Post-Autos jeglicher Typen zu einem zweiten Leben für "kleines Geld" vermarkten.

Am Telefon war die Auskunft mager. Mehr als "Kommen Sie vorbei und suchen sich einen vor Ort aus" gab es nicht.

Also ab nach Bayern. Bei gefühlten minus 100 Grad kam ich an einem Samstag frühmorgens an. Eine EVB-Nr. hatte ich bereits, nun fehlte mir nur noch der Bus.

Meiner Hoffnung, bei einem warmen Kaffee eine Excel-Liste in die Hand zu kriegen, auf der alle Busse fein säuberlich mit Kilometer-Stand, Baujahr usw. aufgelistet sind, wurde mit der Übergabe von Enteisungs-Spray und Eis-Kratzer jäh ein schnelles Ende gesetzt.

"Alle Infos zum Fahrzeug findest du auf der Windschutzscheibe mit Kreidestift draufgeschrieben."

Nur doof, dass an diesem Morgen zwischen mir und DIESEN Infos noch gefühlte 20 Zentimeter Eis und Frost lagen. Lange Rede, kurzer GIN…. Ich habe in etwa zweieinhalb Stunden um die 50 Autos von Eis und Frost befreit, um an die benötigten Infos zu kommen….

Irgendwann, hab ich aus diesen 50 Stück dann die Katze im Sack ausgesucht und mich für einen T5.2 aus 2010 mit 54.200 Kilometern für 9520 Euro entschieden.

Nun gut… ein Post-Auto ist ein Post-Auto und kein Bentley... Sprich, kein Radio, keine Boxen, keine Klima, überall Beulen, Macken.

Dafür aber lückenloser Service und Auflastung auf 3,5 Tonnen.

Ich war aber rückblickend schon sehr naiv und dumm und könnte mir für diese Entscheidung auch noch lange selbst aufs Maul hauen!

April 2023:
Inzwischen habe ich etwa 43.000 Euro investiert und denke, es werden bis zum Abschluss nochmals rund 10.000 Euro reinfließen. Ich bin an dem Punkt, auch Organe als Zahlungsmittel ins Spiel zu bringen. "

Und selbst dann… für 53.000 Euro kriege ich durchaus tolle T5 und T6 – sicherlich noch nicht die Spitzenmodelle, aber durchaus sehr ordentlich. Inzwischen ist mir das Bulli-Projekt aber ans Herz gewachsen, da ich
a. aus Fehlern viel gelernt habe (und bezahlt…)
b. ich doch einige ganz coole Menschen getroffen habe, die mir weitergeholfen haben und
c. ich mich inzwischen echt darauf freue, mit dem Ding in die weite Welt zu fahren
Es ist selbstverständlich eine Kostenfrage und vieles ist bei meinem Bus „leicht ausgeartet“ – ich kann aber ein Bus-Projekt empfehlen – als Therapie, als Zeitvertreib, als Hobby, als Überbrückung bei fiesen Pandemien, als Selbstfindung und nicht zuletzt als „Insolvenz“

NACHTRAG im Januar 2024:

Zwei Jahre und einen Monat dauerte mein "Corona-Projekt"... Am Ende hat mich das Ganze satte 90.000 Euro gekostet.

Teuerster Punkt war die Lackierung zusammen mit dem Airbrush und der Keramikversiegelung (inkl. Karroseriebauer).

Zumindest hab ich ein Wertgutachten über 91.000 Euro. Und bei der Versicherung läuft er als Sonderfahrzeug, damit niemand kommen kann von wegen Restwert, Zeitwert etc.

Wenn was dran kommt, wird exakt das bezahlt, was es kostet, bis er genauso wieder da stehen würde.

Wir halten nochmal fest: Corona-Projekt… Es sollte ein einfacher Surf-Bus werden… Material einschmeißen, einfaches Bett, Bier… THAT´S IT…. Aber seht selbst in der umfangreichen Galerie, wie sich der Bulli in 25 Monaten gewandelt hat.

Ich freue mich, bald den einen oder anderen von Euch hier und da zu treffen.

Wenn Ihr den Bus seht, kommt immer gerne auf ein Bierchen vorbei !

Herzliche Grüße vom Niederrhein, Alex

Die Redaktion:

Wir waren über fast ein Jahr in stetem Kontakt mit Alex, der uns immer wieder über den Stand des Projekts informierte und uns mit Fotos und Infos versorgte. Hier ein paar Eindrücke von seinen Nachrichten an uns:

Mai 2023:

- "Wenn du noch bis August/September warten willst/kannst - wird das ne coole Story. Leider Gottes gerät man im Laufe der Zeit an so manche Verrückte ran - so dass der Bus ziemlich geil werden wird."

- "Im Moment machen den Innenausbau ein Konglomerat von Messebauern und Maskenbildnern vom Schauspielhaus Bochum. Thema ist und bleibt Jungle-/Tiki-Bar + Windsurf-Bus."

Juli 2023:

"Kleines Update. Noch zwei Monate, dann bin ich fertig (wahrscheinlich auch finanziell)."

August 2023:

"Was noch fehlt, ist das Bett oben (ist gestern fertig geworden) / auf dem Dach die Solar-Anlage / Audio & Hifi - Kabel lagen bereits, aber die Boxen und Display wollten wir erst zum Schluss anschließen, damit nichts kaputt geht / Bear-Lock-System und ein paar Arbeiten mit den Kaffeesäcken im Frontbereich. Ich denke, Ende September werde ich den TÜV das erste mal schocken :)."

"Wenn du in der Zeitung von mehreren mysteriösen TÜV-Toten liest, dann weißt du, ich bin durch und versuch gerade einen TÜV zu kriegen"

"Vier Wochen noch… TÜV hat am Montag mal einen Blick drauf geworfen und mir direkt gesagt, dass ich die Sitze aus dem Audi A8 knicken kann… also fix nochmal ein paar Sitze geholt. Kriegen aber noch andere Bezüge."

September 2023:

"Und dann soll es das auch fast gewesen sein. Heute Abend ist offizieller Abschluss des Projekts. Ich warte noch auf die Sitzbezüge von der Caravan-Salon-Messe... Im Oktober steht dann nur noch Wertgutachten und TÜV, Umschreibung an... Ich habe also langsam fertig, danke für die Geduld"

Dezember 2023:

"Bin durch TÜV! WoMo, Wertgutachten, Umbau, Keramikversiegelung!"

Januar 2024:

"Krönender Abschluss zum Windsurf-Bulli mit den Unterschriften von Björn & Liam Dunkerbeck!"