Mit Bulli und Bike durch Europa
Charly fuhr Anfang Januar 2011 mit seinem T5 California in England los. Über Dänemark, Deutschland und Frankreich kam er an den Südwest-Zipfel Spaniens. Der Mountainbiker campt wild und genießt es, nichts planen zu müssen.
Der Wind pfeift, das Meer rauscht. Es ist Januar, Charly sitzt in seinem T5 California und trinkt eine Tasse dampfenden Tee. Er schaut zufrieden aus seinem offenen Bulli, er sieht direkt aufs Meer, sieht einige Surfer, Kite-Surfer. Zwei streunende Hunde kommen zu ihm, in der Hoffnung auf Futter. "Hier lässt es sich aushalten", sagt der 38-jährige Engländer aus Brighton. Er ist seit vier Wochen unterwegs. Von seiner Heimat aus hat ihn seine Reise über Dänemark, Deutschland und Frankreich nun an den äußersten Südwest-Zipfel Europas gebracht, an die Costa de la Luz in Spanien, auch Costa del Windsurf genannt.
Charly hat seinen Bus am Strand von Valdevaqueros geparkt, etwa zehn Kilometer von Tarifa entfernt, der Hauptstadt der Surfer, dort, wo sich Mittelmeer und Atlantik treffen, wo jahrein, jahraus der Wind weht, wo das ganze Jahr über Saison ist für Wassersportler und Camper, von wo aus man mit der Fähre in 30 Minuten durch die Straße von Gibraltar nach Marokko fahren kann.
In Tarifa selbst und die Küste nach Nordwesten hoch befinden sich unzählige Surf- und Kiteschulen. Doch nicht nur Wind- und Kitesurfer schätzen das Klima und das Wetter rund um Tarifa. Charly etwa ist zum Mountain-Biken gekommen. Das Rad transportiert er hinten am Heck des Bulli befestigt. Den Vormittag über war er durch die Hügel und Berge geradelt, die kurz hinter dem Strand aufragen. "Es war eine herrliche Tour", sagt er. "Jetzt, im Januar, ist hier so gut wie nichts los, man hat die Berge, die Pfade und Wege fast für sich allein. Nur Ziegen und Schafe habe ich getroffen - und riesige Windräder."
In Dänemark, wo Charly seine Reise begonnen hatte, wurde es ihm Anfang Januar schnell zu kalt. "Ich fuhr dann in aller Ruhe Richtung Süden", erzählt er. Wo es ihm gefiel, blieb er ein paar Tage. Überall wo er Lust verspürte, setzte er sich auf sein Mountain-Bike und erkundete die Gegend.
Der 38-Jährige hat seinen Bulli vor gut einem Jahr gekauft und hat schon etwa 40.000 Meilen mit ihm zurückgelegt. Aktuell stehen 97.000 Meilen auf dem Tacho des Diesel-California.
Der Engländer hat in Brighton sein eigenes Fahrrad-Geschäft. "So kann ich es mir leisten, mal für gut zwei Monate dem englischen Winter zu entkommen."
Charlys Blick schweift über den kleinen Parkplatz am Meer. "Langweilig wird mir nicht, auch wenn ich alleine reise", sagt er und deutet auf das gute Dutzend anderer Camping-Busse und Autos. "Ich treffe immer wieder interessante Leute, wie zum Beispiel die zwei Jungs dort drüben." Zwei Belgier haben ganz in der Nähe ihren T4 geparkt. Auf dem Dach haben sie eine Kite-Surf-Ausrüstung. Gerade machen sie sich zum Surfen bereit.
Unten am Strand üben drei Luxemburger mit Rasta-Locken den Golf-Abschlag. Aus dem Meer kommt ein deutscher Surfer, trägt sein Segel durch die Lagune. Zwei Camper weiter bereitet sich ein irisches Pärchen ein spätes Mittagessen.
Am nächsten Tag will Charly mit dem Mountain-Bike durch die Berge nach Bolonia fahren, einem kleinen Surfer-Örtchen weiter nördlich an der Küste.
Und dann? Charly grinst: "Ich habe keine Ahnung, was ich als nächstes machen werde. Ich lasse mich einfach dorthin treiben, wohin es mich treibt. Das ist doch das schöne, wenn man Zeit hat und unabhängig ist."
Zurück nach Brighton muss der Mountainbiker erst Anfang März. "Bis dahin bleiben noch viele Berge zu erradeln und viele Plätze zu entdecken", sagt Charly und lächelt.
Der Wind pfeift, das Meer rauscht, das Thermometer zeigt vergleichsweise kühle 15 Grad. Zeit für den Engländer, sich noch eine Tasse warmen Tee zu brauen.