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Mit dem Bulli durch den Balkan

Klick macht die immer noch analoge Kamera – und die Grenze zu Slowenien ist im Kasten. Das gehört dazu wie der Nationalitätenaufkleber auf der Seitenscheibe. Ein neues Land. Es ist Sommer 2000: Noch ist dort eine Kontrolle, die EU ist noch Zukunft.

 ©Hermann Hülder

Komplimente für unseren Bulli. Der lange Tunnel durch die Karawanken. Weite Ebene dahinter. Schönes Land; die Berge umranden das grüne Tal. Die Sonne lacht, der Duft der sonnengetränkten Kräuter dringt durch die offenen Fenster in den Bulli, pure Lebensfreude.

Ein Schild weist zu der Burg, die vom ADAC empfohlen wird. Märchenhaft: An den Fels geklebt die Gebäude, steile Wege führen hinauf. Die Geschichte kündet von Besetzungen, bei denen sich die Bewohner in einem von außen nicht einsehbaren Tal hinter dem bebauten Fels versorgten und so standhielten. Von dort oben wirkt der Bulli wie ein Wiking-Auto im Modelleisenbahnland.

Quer über die Halbinsel Istrien geht die nächste Grenze nach Kroatien über. Wieder Neuland für uns. Wir drängen zur Küste, die die Straße fast durchs ganze Land begleitet. Manchmal nur drei Baumreihen getrennt vom Kiesstrand gleiten wir an der Adria vorbei.

Wir halten, wo wir Lust dazu haben. Dazu müssen wir kaum mal einen Parkplatz suchen. Am Straßenrand wird der Bulli zur Umkleide und ab geht’s ins erfrischende blaue Meer. Etwas Sonnenbaden, noch ein im Bulli bereiteter Kaffee – und weiter geht’s.

Bis uns die nächste Bucht einlädt, das nächste Örtchen. Trogir liegt rechts von der Straße hinter sonnendurchfluteten Bäumen. Die Stadtmauer umkränzt ein kopfsteingepflastertes Gassengewirr, das sich an zwei Stellen zu Plätzen weitet. Eine Gasse heißt Kohl-Genscher-Gasse. Es ist kühler in den Gassen. Treppen geben Blumen in Töpfen und Farnen in den Fugen Platz. Hellgrün, jetzt zur Mittagszeit trotz der Enge der Gassen von der Sonne getroffen, glänzt es frisch vor schiefernem Grau. Wir treten aus dem Stadttor zur Marina und stehen am Anfang einer Palmenreihe.

Wir sind im Süden! So reihen sich Buchten an Städtchen. Wir durchstöbern Märkte, lernen, wie die Menschen leben. Auf der Halbinsel Mortar entdecken wir etwas ganz Besonderes: In den 90ern hat ein amerikanisches Filmteam eine Bar mit Karibikflair in eine Bucht mit kleinem Hafen gebaut. Als der Film gedreht war, hat man alles so gelassen, und es fanden sich Leute, die die Bar betreiben. Ein herrlicher Fleck. Man kann gut essen und leckeres kroatisches Bier trinken und den ganzen Nachmittag mit dem Blick aufs Meer und die tolle Szenerie bei guter Musik verträumen. Der Bulli wartet derweil auf dem kleinen Campingplatz, 50 Meter davon und mit geschlossenen Gardinen auf seine Reisegenossen, ihnen einen bequemen Platz für die Nacht zu geben.

Der erste Blick geht am Morgen aufs Meer. Dorthin werden wir noch einmal zurück kehren und alles wieder so vorfinden. Schön, dass Gutes auch mal bleibt! Bevor wir weiter an der kroatischen Küste fahren, wird das Land durch Bosnien-Herzegowina unterbrochen. Ein Ort - Neum - liegt dort mit einem Hotel, dessen Fassade im Unabhängigkeitskrieg zerschossen wurde und bemüht sich wieder um Fremdenverkehr.

Wir gleiten weiter durch die schöne Küstenwelt und kommen ins Erbe der Menschheit, Dubrovnik. Das alte Ragusa aus venezianischer Zeit, die Kriegswunden geheilt, ganz ummauert in der Sonne. Die meint es besonders gut mit uns und heizt mittlerweile uns mit 37°C ein. In den Gassen ist’s erträglich und auf den Mauern geht ein Wind.

Wir umrunden drauf die Stadt. Lassen uns Zeit. Man muss ja nicht irgendwo ankommen des Abends. Unser guter Bulli wird uns Heim sein, wo auch immer wir sind. Überall leben Menschen. Die müssen essen, trinken, schlafen und brauchen ein Dach über dem Kopf. Wie wir. Und das alles haben wir mit unserem Freund auf vier Rädern, wann immer, wo immer wir wollen.

Dieser und die nachfolgenden Artikel von Hermann Hülder sind in 2010 zuerst in der Wattenscheider Lokalausgabe der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" erschienen und wurden mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors bei VW-Bulli.de veröffentlicht.

Hermann Hülder