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Mit dem Bulli durch Nordamerika

Fritz Glane fuhr mit seiner Frau in den 90er Jahren im Karmann Gipsy sieben Monate lang durch die USA, Kanada und Alaska. Er hat uns von den Höhepunkten, aber auch von den Missgeschicken dieser Traumreise berichtet.

Unterwegs mit dem T3. ©Fritz Glane

Wie so viele Mitmenschen haben mich andere Länder schon recht früh begeistert. Bevor es aber auf eine längere Reise ging, hatte ich 25 Jahre lang Touren von maximal sechs Wochen Dauer unternommen. Anfang der 70er Jahre fing es an: Mit dem Renault R4 fuhr ich nach Irland, Schottland, Korsika und Jugoslawien.

Etwas später war ich dann mit meinem ersten Kleinbus (Hanomag F 20) weiterhin vor allem im Norden Europas unterwegs. Island reizte mich in den 80er Jahren. Also musste ein Landrover 109 her. Er hielt eine ganze Zeit (auch wenn man immer "Britisch Elend" statt Leyland sagte) und ich habe viel dran herumgeschraubt. 1989 brach er auseinander. Das war das Ende einer Ära.

Es folgte mein erster VW Bus, den ich selbst ausbaute und dem ich ein kleines Hubdach aufsetzte. Zur Premiere mit dem luftgekühlten Bulli ging es in die Osttürkei. Danach stan­den Skandinavien, Spanien, Portugal, Sizilien und die Lipari­schen Inseln auf dem Reiseprogramm.

 ©Fritz Glane

Später kaufte ich mir einen der letzten T3 Kastenwagen neu (Reimport aus Finnland). Auch diesen baute ich selbst aus, besorgte ein Hubdach und eine Kajak-Halterung und fuhr damit nach Osteuropa. Das Reisen jenseits der Oder-Neiße-Grenze wurde sehr einfach, war spannend und schön.

1998 konnten meine Frau und ich sieben Monate unbezahlten Urlaub bekommen. Für diesen langen Zeitraum sollte es ein etwas größeres Auto werden. Wir wünschten uns mehr Gemütlichkeit beim abendlichen Lesen und benötigten zudem eine Nasszelle, denn Campingplätze waren nicht unser tägliches Reiseziel. Ich fand einen Karmann Gipsy Syncro 16", der erst 40.000 Kilometer gelaufen war, aber bereits fünf Vorbesitzer gehabt hatte.

Karmann Gipsy 16 Zoll syncro in Mexiko. ©Fritz Glane

Zur Probe ging es noch schnell einmal nach Wales und schon zeichneten sich die ersten Probleme ab: Der kleine Turbodiesel und dieses Auto - das war eine Motorisierung wie in den 50er Jahren. Aber überholen musste ich ja nicht unbedingt und am Berg mussten die anderen Autofahrer dann eben etwas Geduld mit mir haben.

Auf der Autobahn gewöhnte ich mich schnell an die hupenden und fluchenden Trucker, wenn ich mit 60 km/h am kleinen Hügel den Diesel quälte. Ich fuhr auch einmal auf eine Waage und fragte mich, ob man ein Auto wie dieses eigentlich ausliefern durfte. Leergewicht und zulässiges Gesamtgewicht lagen doch sehr nah beieinander. Rammschutz, Markise und Anhängerkupplung kamen vom Vorbesitzer und erhöhten das Leergewicht zusätzlich. Aber mit zwei Personen, vollgetankt und mit einer Aktentasche war das Fahrzeug überladen.

In Colorado. ©Fritz Glane

Ende 1997 wurde das Auto von Bremerhaven nach Los Angeles verschifft. Im Januar 1998 flogen meine Frau und ich hinterher. Das Wetter in Kalifornien war nicht gut - El Nino brachte Regen. Das neue Getty-Museum war jedoch einen längeren Aufenthalt wert, während Hollywood uns noch nie gereizt hatte. Also ging es auf nach Mexiko - die Baja California sollte es sein.

Der Regen ließ bald nach und wir campten die erste Nacht zwischen großen Kakteen. Die Strände waren schön, wir standen mit dem Auto am Wasser und voll war es auch nicht. Einige Wochen Sommerurlaub im Februar waren eine feine Sache. Gelegentlich wechselten wir den Standort, blieben hier und dort einige Tage und genossen das Leben.

In Alaska. ©Fritz Glane

Im Frühjahr fuhren wir langsam nach Norden. Der Nordwesten der USA lockte mit seinen vielen Nationalparks. Im April war das Wetter sehr unterschiedlich: Während es in Las Vegas warm war, lag auf dem Hochplateau des Colorado noch Schnee und es fror.

Das Auto machte keine Probleme, sondern hielt sich auf den Schotterstraßen abseits der großen Touristenpfade sogar recht gut. Selbst die White Rim Road und einige andere Pisten im Canyonland-Nationalpark stellten das Fahrzeug nicht vor Schwierigkeiten.

San Francisco wollten wir noch sehen, dann fuhren wir an der Westküste hoch weiter gen Norden. Auch hier gab es noch interessante Anlaufpunkte wie zum Beispiel den Mount St. Helens, den Mount Rainer und den Olympic Nationalpark.

In Alaska. ©Fritz Glane

Der Grenzübertritt nach Kanada war kein Problem und Vancouver Island ein lohnendes Etappenziel. Über Prince George, Watson Lake, Whitehorse, Haines, Skagway ging es auf die Grenze nach Alaska zu. In Tok angekommen nahmen wir den Dempster Higway unter die Räder und fuhren bis Inuvik.

Weiter ging es im Sommer mit dem Auto nicht. Aber mit dem Flugzeug kamen wir noch auf eine Insel in der Beaufort See. Ein "verrückter" Amerikaner nahm sein Reserverad im kleinen Flieger mit. So war er zumindest mit einem Teil seines Autos vor Ort. Da ich Reifen benötigte, hatte ich während der Reise immer mal wieder bei Reifenhändlern angefragt. Aber 195er Reifen für 16-Zoll-Felgen kannte man nicht.

Im Denali Nationalpark. ©Fritz Glane

Wir besuchten den Wrangel St. Elias Nationalpark, erkundeten die alte Mine Kennicott und sahen uns dort auf einem beeindruckender Rundflug die Schönheit der Landschaft von oben an. Valdez, Anchorage und die Kenai Halbinsel schlossen sich an.

Auch in den großen Städten gab es keine Reifen, aber es ging noch, schließlich war ich mit sechs Rädern losgefahren. Die Weiterfahrt erfolgte gen Norden - der Denali Nationalpark war sehr schön, aber auch sehr voll.

Wir reisten auf der Petersville Road, trafen Goldwäscher und andere Glücksritter und fuhren das Fahrzeug schließlich fest. Auch beide Sperren halfen nicht und dann ging auch noch der Motor aus. Er bekam keinen Diesel mehr, weil das Auto so schräg stand. Nach einer Auffüllung des Tanks aus dem Reservekanister lief der Motor wieder, aber festgefahren war der Wagen immer noch.

In Alaska. ©Fritz Glane

Am Vortag hatte ich am Bach Goldwäscher gesehen. Es war nicht mal eine Stunde Fußmarsch bis zu ihnen. Mit ihrem Pick-up fuhren wir zu meinem Gipsy zurück, aber der Pick-up schaffte es auch nicht.

War mir nicht unterwegs auch eine Baumaschine mit einer großen Schaufel aufgefallen? Die Goldwäscher kannten sich aus: Die Leute mit der Baumaschine seien pleite, sie hätten keinen Diesel, der Tank sei leer.

Ich nahm gerade mir vor, mit dem Pick-up und einem Fass zur Hauptstraße (drei bis vier Stunden) zu fahren, Diesel kaufen und dann mit der Baumaschine den Gipsy aus dem Schlamm holen. In diesem Moment kam doch noch jemand in die Wildnis. Er fuhr einen Suburban, einen richtig großen 4 WD. Mit diesem unternahmen wir noch einen Versuch und es klappte. Nach einer Runde Bier und vielem Dank für die Hilfe konnten wir wieder den Lachsen zusehen.

Die Reise ging weiter nach Fairbanks mit einem erneuten Versuch, Reifen zu kaufen. Wieder Fehlanzeige. Ich hatte zwar immer noch sechs, aber inzwischen mit wenig Profil.

Wir fuhren den Dalton Highway hinauf und entlang der Öl-Pipeline zur Beaufort See. Die Piste war eigentlich gar nicht so schlecht. Zwischendurch in Coldfoot gibt es eine Versorgungsstation und das Wetter war gut: Was wollten wir mehr?

Dann hatten wir den ersten Platten und bereits einen Tag später den zweiten Reifen kaputt gefahren. Nun wurde es ernst. Wir waren mit nur vier Rädern auf dem Rückweg und hatten noch gut 500 Kilometer bis Fairbanks vor uns. Aber es klappte.

In Fairbanks versuchte ich erneut Reifen zu kaufen und kontaktierte gleichzeitig den ADAC in München. Man sagte mir zu, innerhalb von drei bis vier Tagen vier Reifen bei Frachtkosten von 600 Mark zu schicken. Bei einem Reifenhändler in Fairbanks probierte ich dann breite 16-Zöller. Beim Lenken liefen sie an, beim gleichzeitigen Einfedern noch mehr, aber so wurde es dann gemacht.

LT 40 4x4 in Australien. ©Fritz Glane

Wir machten uns auf den Rückweg über den Alaska Highway gen Süden. Der Banff Nationalpark war noch einmal ein beeindruckendes Erlebnis. Ende August übergaben wir den Gipsy in Calgary an Schwester und Schwager und flogen nach Hause. Meine Verwandten nutzen das Auto für ihren Urlaub und fuhren damit bis Baltimore. Hier wurde es wieder nach Bremerhaven verschifft.

Neue Pläne standen bereits fest - Australien und Neuseeland lockten. Aber mit diesem Fahrzeug? Es wurde verkauft und ein LT 40 4x4 angeschafft. Ich setze eine Kabine darauf und baute wieder selbst alles aus. 2001 und 2005 wurde das Auto verschifft und "Down Under" bereist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fritz Glane