Nach den Corona-Rekorden: Caravaning-Boom dürfte sich fortsetzen
Das Campen generell, Wohnmobile und Wohnwagen sind nicht zuletzt dank Corona endgültig in der breiten Masse angekommen. Das zeigt auch die Halbjahresbilanz des Caravaning-Industrieverbands CIVD.
Nach dem Rekordabsatz der Caravaning-Industrie im vergangenen Jahr haben die Hersteller zunächst mit bangen Blicken den verhaltenen Beginn im Januar beobachtet. Ohne Grund, wie sich nun herausstellt. Nicht mangelnde Kauflust der Kunden, sondern vor allem die durch den Lockdown begründeten Lieferschwierigkeiten waren für den schleppend anlaufenden Absatz verantwortlich. Dies resümierte Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning-Industrieverbands CIVD, anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen in Eltville.
Bis Ende Juni wurden insgesamt 14.067 Caravans und 48.508 Reisemobile neu zugelassen, das bedeutet für den Wohnwagen ein Minus von fünf Prozent, für die Reisemobile jedoch ein Zuwachs von 22,4 Prozent, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Bei Caravanern, die ihr Urlaubsdomizil vorzugsweise auf Campingplätzen abstellen, sorgten nach Ansicht des CIVD vor allem die sehr unterschiedlichen Reiseregelungen in den Ländern für eine gewisse Verunsicherung und damit zur Kaufzurückhaltung. Reisemobilisten hingegen, die auf Stell- oder Parkplätzen übernachten können, teilten diese Vorbehalte nicht. Sie können aufgrund der kompletten Ausstattungen ihrer Fahrzeuge unabhängig von Sanitäranlagen ihren Urlaub gestalten. Abstandegeln können daher überaus einfach eingehalten werden und schaffen ein Gefühl der Sicherheit.
Die Regale bei den Zulieferern und im Handel seien leer, so Onggowinarso weiter, und zahlreiche Lieferketten wegen der Pandemie einerseits und der Rekordnachfrage andererseits unterbrochen worden. Knappheit besteht nicht nur bei Baugruppen wie Möbel, Kühlschränken oder anderer technischer Ausrüstung, selbst Grundmaterialien wie Holz oder Kunststoffgranulat sind zur Mangelware geworden. Außerdem gibt es Lieferengpässe bei den Chassis-Herstellern. Hinzu kommen die fehlenden Fachkräfte. Zwar haben die Hersteller ihre Produktionskapazitäten deutlich erhöht, aber es fällt zunehmend schwer, geschultes Personal zu finden. Die Branche sucht händeringend nach kompetenten Mitarbeitern und hat mittlerweile eigene Ausbildungsstätten wie Fachakademien eingerichtet.
Die prognostizierten Zahlen für das Gesamtjahr 2021 machen die Lage nicht einfacher. Nach Erwartungen des CIVD werden in diesem Jahr gut 90.000 Reisemobile und rund 20.000 Caravans neu auf die Straßen kommen. Das liege daran, dass Caravaning nun endlich in der Gesellschaft angekommen und in allen Bevölkerungsschichten als aktive und naturnahe Urlaubsform akzeptiert sei, stellt der Branchenverband fest. Das zeige auch das leicht gesunkene Durchschnittsalter der Käufer. Es ist liegt nun bei 50 statt zuletzt 51 Jahren, wobei die Faustregel gilt, je teurer und größer das Freizeitfahrzeug ist, desto älter ist sein Käufer.
Das anhaltende Wachstum hat nun auch den CIVD zu erhöhter Aktivität beim Ausbau der Stellpatzangebote in Deutschland veranlasst. Man wolle das Thema nun selbst in die Hand nehmen und für vereinfachte Genehmigungen solcher Einrichtungen sorgen. Hierfür wurde beim Sitz des Verbandes in Frankfurt eine eigene Stelle geschaffen. Außerdem wird der 30. August zum deutschen Stellplatz-Tag gemacht, an dem in zahlreichen und landesweiten Aktionen für die Einrichtung von Freizeitflächen für Wohnmobil-Touristen geworben werden soll.
Nicht ganz zufällig fällt dieser Tag genau in die Öffnungszeiten des diesjährigen Caravan-Salons in Düsseldorf, der weltweit größten Messe der Branche. Wie bereits im vergangenen Jahr wird er unter einem ausgeklügelten Hygienekonzept vom 28. August bis zum 5. September 2021 stattfinden. Stefan Koschke, Project Manager des Salons, freut sich über 590 Aussteller und eine, verglichen mit dem Vorjahr, um 48 Prozent vergrößerte Ausstellungsfläche. Damit ist die Belegung kaum fünf Prozent geringer als im noch coronafreien Jahr 2019, nahezu alle wichtigen Marken und Zulieferer sind vertreten. Ein Freizeitfahrzeug ist ein äußerst emotionales Produkt, in dem man sich wohlfühlen will, sagt Koschke. Deshalb sei es wichtig, Produkte miteinander vergleichen zu können, hierfür biete der Caravan-Salon einzigartige Möglichkeiten.
Wie bereits im vergangenen Jahr 2020 werden täglich maximal 20.000 Besucher am Tag eingelassen, sie benötigen einen Nachweis über Genesung, vollständige Impfung oder einen aktuellen negativen Schnelltest. Eine Tageskasse gibt es nicht, Tickets müssen vorher online erworben werden.
Der Ticket Shop der Messe Essen öffnet am 20. Juli (www.caravan-salon.de). Der Eintritt kostet für Erwachsene 15 Euro, für Schüler und Studenten elf Euro, Kinder zahlen fünf Euro. Ab dem 20. Juli können auch die Parzellen auf dem großen Reisemobilstellplatz P1 in direkter Nähe zum Messegelände gebucht werden. Die liegen zwar direkt am Ende der Startbahn des Düsseldorfer Flughafens, garantieren aber ein frühes Erwachen und damit einen langen und effizient nutzbaren Messe-Tag.