Patagonien bis Alaska - Ein Paar, ein Traum, ein T1 - und ein T2
Ein Paar restauriert einen T1, um mit ihm von Patagonien bis Alaska zu fahren. Dann kommt Corona. Doch das kann Nacho und Claire nicht dauerhaft aufhalten. Nun reisen sie in einem T2 durch die USA.
Hallo Bulli- und Reisefreunde!
Ignacio "Nacho" Schindler und Claire Holmes haben einen Traum. Die beiden 26-Jährigen wollen in ihrem T1 "La Tortuga" ("Die Schildkröte"), Baujahr 1956, von Nachos Heimatstadt Choele Choel in Patagonien, Argentinien, bis in Claires Heimatstadt East Hampton im US-Bundesstaat New York reisen.
Der Plan ist, auf der langen Reise unter anderem durch Ushuaia in Argentinien, die südlichst gelegene Stadt der Welt zu reisen und von dort bis Alaska im Nordwesten vorzudringen, bevor es nach New York geht.
Geplant ist eine Reisedauer von mindestens einem Jahr, wahrscheinlich mehr. Das war der Stand vor rund zwei Jahren.
Den T1 kaufte das Paar im Jahr 2018 und restaurierte ihn in den folgenden zwei Jahren.
Kennengelernt hatten sich Nacho und Claire im Jahr 2014 auf Reisen in Uruguay. Sie verliebten sich sofort.
Anfang 2020 deutete alles auf einen baldigen Start des großen Abenteuers hin.
Doch dann kam: Corona.
Der Industrieingenieur Nacho und Ex-Model und Umweltingenieurin Claire sahen sich - wie so viele andere Bullifahrer und Reiselustige auch - plötzlich mit einer uns allen bislang unbelannten Situation konfrontiert: Reisen war nahezu unmöglich. Auf dem amerikanischen Kontinent war und ist internationales Reisen auf einmal vielerorts nicht mehr erlaubt.
Nacho erzählt: "Unser Traum, den gesamten amerikanischen Kontinent in unserem T1 zu bereisen, starb jedoch nie. Auch wenn wir etliche Rückschläge hatten und den Start oft verschieben mussten."
Mittlerweile lebten Nacho und Claire in New York, weit weg vom liebevoll restaurierten T1, Baujahr 1956.
Dieser befindet sich sicher untergestellt bei Nachos Opa im fernen Patagonien - und wartet eigentlich nur darauf, endlich auf seine große Reise zu gehen.
Doch was tut man in einer scheinbar unlösbaren Situation? Man kann sich ergeben, ja. Aber man kann auch neue Ideen und Wege suchen und diese beschreiten. Und genau das taten Nacho und Claire.
"Wir entschieden uns spontan, uns stattdessen einen VW Bus in den USA zu suchen und dann mit dem Bulli eben in diesem riesigen Land auf Reisen zu gehen, ohne Grenzen zu passieren", erzählt Nacho.
Gesagt, getan. Nacho weiter: "Wir hatten unglaubliches Glück und fanden einen schönen T2 Westfalia, Baujahr 1969. Der Großteil des Interieurs ist noch original. Wir nannten ihn 'The Blue Doobie'."
In ihm startete das Paar dann vor ein paar Wochen auf einen USA-Roadtrip.
Bislang haben sie 1000 Meilen zurückgelegt und sind aktuell in Florida unterwegs.
Im nördlichen Florida hatten sie den T2 erworben, ihm neue Reifen verpasst und los ging es. "Schon auf den ersten 1000 Meilen haben wir tolle Leute getroffen, faszinierende Orte gesehen und viele Tiere in der Natur beobachten können", erzählt Nacho.
Der Plan ist nun, ein halbes Jahr mit dem T2 die USA zu bereisen. Dabei wollen die beiden so viele Nationalparks wie möglich besuchen.
Zum Zeitpunkt, als Nacho mit VW-Bulli.de Kontakt aufnahm, hatten sie gerade die Karibikküste Floridas in den Florida Keys wieder verlassen.
"Im Moment genießen wir das warme Wetter und campen in der Nähe kleiner Alligatoren in den Sümpfen mitten in Florida", schrieb uns Nacho.
Der T2 ist dabei ein bislang treuer Begleiter. Er hat das Original-Bett, Kühlbox, Waschbecken und Tisch. "Leider fehlt das originale Schränkchen, aber das will ich entweder zu kaufen versuchen, oder ich baue selbst eines", sagt Nacho.
Der T2 war von seinem Vorbesitzer - er war Erstbesitzer des Bullis - sehr gut gepflegt worden. Bis auf eine kleine Panne am ersten Reisetag lief der Bulli bislang wunderbar.
Nach nur 30 Kilometern war der Bulli beim Start der Reise stehen geblieben. Aber das elektrische Problem ließ sich relativ einfach lösen, seither lief alles gut.
"Ein unglaublich schönes Gefühl, einfach dort hin fahren zu können, wo es einen geade hinzieht", freut sich Nacho.
Um künftig auf mögliche Pannen vorbereitet zu sein, hat Nacho nun einige Ersatzteile bestellt, zudem will er baldmöglichst die Stoßdämpfer ersetzen. Die Bremsen will er spätestens tauschen, bevor es in bergigere Regionen geht. Und überhaupt will er noch möglichst viel über die Technik des T2 lernen, um möglichst viel selbst reparieren zu können, was auf den nächsten Tausenden Kilometern so alles am Bus sein kann.
Das Reisen hatte Nacho und Claire zusammengebracht. Und seit sie sich kennen, haben sie viele gemeinsame Reisen unternommen. "Wir zeigten uns auf vielen kleineren Reisen gegenseitig die jeweils schönsten Orte unserer Heimatregionen", sagt Nacho.
Nach Abschluss ihres Studiums war Claire zu Nacho nach Buenos Aires gezogen, sie kauften den T1 und begannen, ihn zu restaurieren und auf die große Reise vorzubereiten.
"Wir nannten ihn 'La Tortuga' ("Schildkröte") und arbeiteten an jedem Wochenende an ihm. Zwei Jahre lang. "Das war einerseits Spaß, aber auch ein sehr herausforderndes Projekt", sagt Nacho.
Dann zog das Paar nach New York.
Eigentlich wollten die beiden im Januar dieses Jahres mit fast einem Jahr Verspätung über den Umweg Uruguay dann erneut nach Argentinien, um die Reise zu starten. "Doch zwei Tage nach unserer Ankunft ging das Land in den Lockkdown, aus unserer Reise wurde erneut nichts", so Nacho.
"Nachdem wir so oft verschoben hatten reichte es uns dann. Wir entschlossen uns, uns in den USA einen Bus zu kaufen und dort zu reisen."
Das Ziel ist nun, die USA zu durchqueren, Grenzüberquerungen sind keine geplant, mit einer Ausnahme: "Baja California in Mexiko würde uns schon sehr interessieren", sagt Nacho.
Derweil wartet der T1, Baujahr 1956, auf Nacho und Claire in Argentinien bei Nachos Großvater.
Doch eins ist für Claire und Nacho klar: Auch der T1 wird zu seinem Einsatz kommen, die große Reise von Patagonien bis Alaska wird stattfinden. Spätestens wenn es denn der Welt endlich gelingt, den eisernen Griff von Corona zu lösen.