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Praxistest VW ID Buzz People: Sympathieträger und Bewahrer des Erbes

Die Kollegen von Car-Editors.net haben den ID Buzz einem Praxistest unterzogen. Ihr Urteil fällt positiv aus. Auch als Bewahrer der Bulli-Tradition ist der ID Buzz den Testern zufolge bestens geeignet.

VW ID Buzz People.

 ©Autoren-Union Mobilität

Er hat eine lange Vorgeschichte hinter sich: Schon Anfang des Jahrtausends zeigte Volkswagen mit der Studie Microbus, wie ein moderner Nachfolger des Bulli aussehen könnte. Dass am Ende daraus ein Elektroauto werden würde, lag damals natürlich in weiter Ferne. Aber zumindest designerisch ist VW dem Konzept von einst erstaunlich treu geblieben. Und so ist der ID Buzz auch in der finalen Serienversion ein Sympathieträger geworden, der weit mehr als der aktuelle T7 Multivan das Zeug dazu hat, den Kult fortzusetzen. Auch wenn er die gewohnte Nomenklatur hinter sich lässt.

Nicht nur die runde, nahezu bündige Frontpartie im Stil der ersten Bulli-Generationen ist eine Hommage an die Vergangenheit. Auch die drei Striche in der D-Säule als Reminiszenz an die früheren Lüftungsschlitze für die Kühlung des Heckmotors beschwören das Erbe ebenso wie die Zwei-Farb-Lackierung mit auffälligem Grundton.

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Nicht nur die runde, nahezu bündige Frontpartie im Stil der ersten Bulli-Generationen ist eine Hommage an die Vergangenheit. Auch die drei Striche in der D-Säule als Reminiszenz an die früheren Lüftungsschlitze für die Kühlung des Heckmotors beschwören das Erbe ebenso wie die Zwei-Farb-Lackierung mit auffälligem Grundton.Der Fünfsitzer erfreut durch sein gutes Platzangebot und federt grundsätzlich komfortabel, auch wenn die 20-Zoll-Räder manchmal etwas poltern. Das Fahrgefühl ist geschmeidig, One-Pedal-Fahren beherrscht der ID Buzz aber nicht. Es lässt sich nur eine Rekuperationsstufe am nach Art des Hauses ungewohnt am Lenkrad platzierten Drehhebels einstellen. Ab ca. 100 km/h auf der Autobahn verlässt das Ecometer den grünen Bereich, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 145 km/h abgeregelt. Trotz des Gewichts von fast 2,5 Tonnen reicht der bekannte 150-kW-Antrieb für ausreichend flottes Vorankommen.

Sein Talent als Utility beweist der familienfreundliche VW unter anderem mit der Zwischenablage im 1,30 Meter langen Kofferraum, die in Kombination mit den umgeklappten Rückenlehnen den Van in ein Nachtlager verwandeln. Dann macht sich der ID Buzz im Innern 2,23 Meter lang. Und zwei Schiebetüren suchte man bei den ersten Bulli-Generationen ebenfalls vergebens.

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Dass der Stromanschluss hinten rechts liegt, ist nicht nach jedermanns Gusto, bedeutet es doch, dass in den meisten Fällen die Ladesäule rückwärts angesteuert werden muss. Unser Testwagen löste dabei an zwei verschiedenen Standorten auch mehrfach die Notbremsung des überempfindlichen Querverkehrswarners aus, obwohl mögliche Hindernisse noch weit entfernt waren.

Der Bordcomputer versprach bei halb voller Batterie einen Aktionsradius von 190 Kilometern. Beim gern zitierten Richtwert von 80 Prozent nannte uns der Buzz 300 Kilometer und bei 90 Prozent waren es 330. Wir kamen auf einen Verbrauch von 19,5 kWh je 100 Kilometer bei 57 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit und bei einem Nettoenergiegehalt der Batterie von 77 Kilowattstunden. Volkswagen gibt zwar einen etwas höheren Normverbrauch, aber Reichweiten von etwas über 400 Kilometern an. Das passt also.

Doch auch mit dem ID Buzz machten wir wieder die Erfahrung, dass nicht immer Verlass auf die Leistung der Ladesäulen ist. Der E-Bulli kann theoretisch bis zu 170 kW Strom ziehen. Die 150-kW-Station von Aral spendierte maximal 100 Kilowatt, und die Leistung ging dann innerhalb von nicht einmal zehn Minuten auf 87 kW zurück. Immerhin waren da aber schon fast 17 kWh in den Akku des Vans geflossen. In einer Viertelstunde kam so immerhin Strom für rund 100 Kilometer zusammen. Da gab es dann aber auch schon wieder acht Kilowatt weniger von der Säule.

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Der Travel Assist hält stoisch die Geschwindigkeitsbeschränkung nach Tachoangabe ein und reduziert das Tempo auch in Kurven deutlich unter das persönliche menschliche Maß. Wer da die Straße weitgehend dem Fahrassistenten überlässt, dürfte von Hinterherfahrenden das eine oder andere Mal mehr Geduld als üblich fordern.

Und auch der automatische Anfahrassistent meldete sich bei so manchem Ampelstopp recht frühzeitig ab. Die Transformation der Tradition und des Bulli-Kults ist Volkswagen gelungen. Der ID Buzz ist ein echter Sympathieträger und wahre Thronfolger seiner Ahnenreihe. Fahrkomfort und Innenraumkonzept stimmen, die Reichweite geht in Ordnung. Er ist allerdings auch mindestens 13.000 Euro teurer als der T7.

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Daten VW ID Buzz People:

Länge x Breite x Höhe (m): 4,71 x 1,99 x 1,93
Radstand (m): 2,99
Antrieb: Synchron-Motor, 1-Gang-Getriebe, RWD
Leistung: 150 kW / 204 PS
Max. Drehmoment: 310 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,2 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 20,5–21,7 kWh
Batteriekapazität: 82 kWh
WLTP-Reichweite: max. 423 km
Leergewicht / Zuladung: 2471 kg / 529 kg
Kofferraumvolumen: 1121–2205 Liter
Max. Anhängelast: 1000 kg
cw-Wert: 0,285
Basispreis: 64.581 Euro

Jens Riedel, cen