Ralley Dakar 2011 – Webtagebuch für VW-Bulli.de
Filmemacher Ansgar Pohle begleitete in einem VW T5 Multivan Panamericana im Volkswagen-Tross die Rallye Dakar 2011. Für VW-Bulli.de führte er in Argentinien und Chile Tagebuch. Hier können Sie seinen zweiten Bericht lesen.
Teil 1 des Web-Tagebuchs
Nomen est omen. Wo sollte sich der Multivan Panamericana wohler fühlen, als auf der gleichnamigen Fernstraße, die den kompletten amerikanischen Kontinent durchzieht? Nach dem Start in Buenos Aires führte die Route der Rallye Dakar streckenweise über die berühmte Piste.
Inzwischen haben die 21 Multivan, die im Begleittross von Volkswagen Motorsport eingesetzt werden, Chile erreicht. Am Steuer eines der mit dem als Option verfügbaren Offroad-Paket (Motorschutz, All-Terrain-Reifen, Seikel-Fahrwerk, Differenzialsperre) ausgerüsteten Allrad-Busse: Filmemacher Ansgar Pohle. So erlebt er die Rallye Dakar.
„Angenehmer als mit dem Multivan Panamericana kann man die Rallye Dakar kaum verfolgen. Man sitzt bequem in Ledersitzen, der 132 kW/180 PS starke TDI-Motor sorgt für eine angenehme Reisegeschwindigkeit. Und abseits befestigter Straßen kommen wir mit dem zuschaltbaren 4Motion-Antrieb auch einwandfrei vorwärts. Sogar für kalte Getränke ist dank der Kühlbox an Bord gesorgt. Fast wie im Flugzeug. Nur sehen wir viel mehr von der Landschaft, als wenn wir von Biwak zu Biwak fliegen würden.
Wir sind zu dritt an Bord, dadurch können wir uns auf den manchmal über mehr als 700 Kilometer führenden Tagesetappen sehr gut hinter dem Lenkrad abwechseln. Der Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes während der ersten Halbzeit der Rallye war die Überquerung der Anden. Zwischen San Salvador de Jujuy in Argentinien und Calama in Chile haben wir exakt 4.827 Meter über Meereshöhe erreicht – ein paar Meter mehr als der Gipfel des Mont Blanc. Und zwar mit dem Auto, nicht mit Steigeisen an den Füßen.
Danach sind wir noch weitere vier Stunden lang jenseits von 4.000 Meter durch eine Hochwüste gefahren. Rings um uns herum sah es aus wie auf dem Mond. Einzig ein paar Flamingos, Geier und Lamas erinnerten uns daran, dass wir immer noch auf der Erde sind.
Diese Höhe ist eine wahnsinnige Belastung für Mensch und Maschine. Kopfschmerzen und Übelkeit sind oft die Folge, dagegen hilft zum Glück eine kurze Sauerstoffdusche. Die Turbodiesel-Triebwerke der Multivans müssen dagegen alleine mit der dünnen Luft zurechtkommen. Trotz deutlichen Leistungsverlustes haben aber alle den Jama-Pass ohne Probleme bezwungen.
Inzwischen sind wir schon auf dem Rückweg nach Argentinien. Noch einmal liegen rund 4.000 Kilometer vor uns. Ich freue mich jetzt schon auf die Begeisterung der Menschen in Argentinien. Zu Hunderttausenden stehen sie an der Straße und feuern frenetisch alles an, was eine Startnummer auf der Tür kleben hat. Egal ob Rallyeauto oder Begleitfahrzeug.
Auch unsere Multivans werden mit südamerikanischer Inbrunst gefeiert. Wir haben schon jede Menge Autogramme gegeben, T-Shirts und Baseballkappen verschenkt. Ist schon echt super, sich mal wie ein Star zu fühlen.
Teil 2 des Web-Tagebuchs
Wir sind wieder in Buenos Aires, die Rallye Dakar 2011 ist vorbei. Während wir den Gewinner Nasser Al-Attiyah und den Dreifach-Sieg von Volkswagen feiern, bleibt ein wenig Zeit, die letzte Woche noch einmal Revue passieren zu lassen.
Auf dem Rückweg von Chile nach Argentinien haben wir zum zweiten Mal die Anden gemeistert. Was es da zu „meistern“ gilt? Nun, eine ganze Menge. Doch das erzähle ich am besten einmal der Reihe nach.
Es begann damit, dass der Wecker um vier Uhr morgens klingelte. Da die Rallye-Etappe von Copiapo in Chile nach Chilecito in Argentinien schlappe 700 Kilometer lang war, hatten wir unseren Multivan Panamericana in diesem Tag schon lange vor Sonnenaufgang gestartet. 700 Kilometer sind auf deutschen Autobahnen in gut sechs Stunden zu schaffen. Wir hatten mit zehn Stunden gerechnet – doch auch damit hatten wir die Strecke unterschätzt. Die letzten rund 200 Kilometer auf den Paso San Francisco hinauf sind nämlich nicht geteert.
Zusammen mit einem Rallye-Konvoi, der aus etwa 700 Rennautos, Lkw und normalen Pkw besteht, eine geschotterte Piste zu fahren, ist trotz des Offroad-Fahrwerks des Multivan kein wirklicher Spaß. Im dichten Staub mussten wir manchmal das Tempo bis auf weniger als 50 km/h reduzieren. Spitze Steine sorgten für zahlreiche Reifenschäden.
Wir hielten uns allerdings an die Worte des Volkswagen-Werkspiloten Nasser Al-Attiyah, der immer sagt: „I must be careful, because puncture costs two minutes.“ Wir hatten bisher keinen einzigen Plattfuß, unser Multivan musste bisher nicht bei der eigens für die Begleitfahrzeuge eingerichteten Servicemannschaft antreten. Als Entschädigung für diesen anstrengenden Streckenabschnitt streckten wir unsere Füße kurz in die heißen Quellen an der Laguna Verde.
Kaum hatten wir das chilenische Staatsgebiet verlassen und nach Argentinien gewechselt – auf 4.800 Meter Höhe –, wurde aus der Schotterpiste eine der schönsten Straßen, die ich jemals gefahren bin. In weit geschwungenen Kurven schraubten wir uns im Multivan durch eine atemberaubende Landschaft hinunter in die Pampa. Die Farbe des Gesteins wechselte zwischen dunkelrot, fast schwarz, kräftigen Brauntönen und manchmal sogar ein wenig grün. Im Hintergrund schneebedeckte Berge. Auf den Wiesen grasten immer wieder Lamas und wilde Esel.
Kurz vor 16 Uhr erreichten wir, nach fast elf Stunden Fahrt, das Biwak in Chilecito. Wie immer ging’s auf den letzten paar Kilometern durch ein Spalier aus hunderttausenden von Fans. Das Kommunikationsmobil von Volkswagen Motorsport, ein sechsradangetriebener Lkw mit einem kompletten Schnittstudio an Bord, wartete bereits auf uns.
Zusammen mit meinen Kollegen verarbeitete ich dann als erstes die TV-Bilder des Tages zu einem der kleinen Filme, die Sie sich im Internet u. a. bei Volkswagen Motorsport, RTL, n-tv oder der Bild-Zeitung anschauen können. Jeden Tag pünktlich um 19:45 Uhr wurde der fertige Beitrag per Satellit nach Deutschland gebeamt. Danach waren noch weitere Filme dran, bevor wir so gegen 21:30 Uhr die Computer herunter fuhren.
Und schon war Zeit fürs Abendessen, das es im Biwak zum Glück bis spät in die Nacht hinein gibt. Da wir an diesem Tag im Zelt übernachteten – nicht jeden Tag ist uns der Luxus eines Hotelzimmers gegönnt –, stand mir eine unruhige Nacht bevor.
Schließlich war mein neben dem Multivan aufgebautes Zelt von Lärmquellen umgeben. Auf der einen Seite ein Stromgenerator, auf der anderen ein Motorradteam, das mitten in der Nacht Motoren zu Probe laufen ließ. Ganz zu schweigen von den Klängen einer Live Band, die auf einer nicht allzu fernen Bühne den Fans bis weit nach Mitternacht einheizte. Eine der vorangegangenen Nächte habe ich deswegen im Multivan verbracht – er ist einfach besser schallisoliert als ein Zelt.
Die letzten 100 Kilometer bis zum Zielort Buenos Aires glichen einem Triumphzug. Wieder standen hunderttausende von Fans an der Straße und feierten Rallye- und Begleitfahrzeuge mit lautem Jubel und unermüdlichem Fahnenschwenken. Zwei anstrengende Wochen bei der härtesten Rallye der Welt liegen nun hinter uns. Im Multivan Panamericana haben wir sie aber auf eine deutlich bequemere Art bewältigt als die Piloten und vor allem die Motorradfahrer.