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Strände, Städtchen, Störche - im T3 durch Süd-Portugal II

Im zweiten Teil des Süd-Portugal-Reiseberichts geht es im T3 an die schroffe Westküste Portugals. Tolle Küstenabschnitte locken, doch es wird teils auch ungemütlich.

Die Burg von Silves.

 ©Gerhard Mauerer

Hallo Bulli-Freunde!

Wer Teil eins des Reiseberichts noch nicht gelesen hat, kann dies über diesen Link nachholen.

Am nächsten Tag besuchten wir dann vormittags, als es noch nicht so heiß war, Silves. Absolut empfehlenswert: Eine schöne, historische Stadt, dabei übersichtlich, alles problemlos zu Fuß zu machen. Gässchen, Kirchen, ein verfallenes Haus, in dem Feigenbäume wucherten, Straßencafés laden ein, sich etwas auszuruhen, und natürlich die obligatorischen Störche überall. Oben auf dem Hügel throhnt die große Burg und unten am Fluss gibt es eine sehr schöne alte römische Brücke.

Dann kam das Lästige: Wir hatten ja immer noch nicht die Maut-Frage geklärt. Also ging es ins Postamt, das uns ja weiterhelfen können sollte. Tatsächlich verkaufte eine gut englisch sprechende Frau uns gleich eine Prepaid-Karte für die Maut. Man müsse die Karte nur per SMS freischalten, oder bei einer Nummer, die auf der Karte steht, anrufen und die Karte freischalten lassen, dann sollten wir die Autobahn nutzen können und auch nachträglich für die gefahrenen Kilometer vom Samstag bezahlen können.

Zurück am Campingplatz fanden wir neue Nachbarn vor: Ein sehr nettes englisches Pärchen, mit dem wir uns gut unterhielten und Ideen und Tipps austauschten. Wie wir waren auch die beiden aktiv im Tierschutz und hatten einen aus schlechtesten Bedingungen geretteten Tierschutzhund dabei. Sie wollen nach Portugal auswandern, ein Stück Land haben sie bereits gekauft, dort wollen sie schon bald leben und Camping/ Pension für Touristen anbieten. Wir tauschten Kontaktdaten, und bei unserem nächsten Portugal-Besuch wollen wir unbedingt sehen, ob die beiden das durchgezogen haben.

Der Bulli in Alvor.

 ©Gerhard Mauerer

Tags darauf reisten wir weiter Richtung Westen. Wir hatten Campingplätze recherchiert, und so richtig angesprochen hatte uns keiner der konventionellen Campingplätze. Etwas über den Tellerrand geblickt, und da entdeckten wir auf AirBnB einen Privatmann, bei dem man auf einer großen Wiese auf seinem Grundstück campen und Küche und Bad mitbenutzen kann. Warum nicht mal was anderes ausprobieren?

Zunächst wollten wir noch schnell die Maut-Karte aktivieren, da wir ein Stück Autobahn fahren wollten. SMS geschickt, nichts passierte. Die Nummer angerufen, da ging keiner ran. Mehrfach probiert, kein Erfolg. Ok, dann fahren wir halt Landstraße...

Auf dem Weg erwarb ich noch eine teure und nicht besonders gute Kabeltrommel, denn dem Campingplatzbesitzer musste ich seine natürlich zurückgeben, dann ging es zuerst mal nach Alvor an die Küste. Laut Reiseführer sollte der Ort ein "ruhiger Fischerort" mit schönem Strand sein. Ganz ehrlich? Manchmal fragt man sich, ob die Leute, die Reiseführer schreiben, wirklich an den Orten waren, über die sie schreiben. Der Ort war weder ruhig, noch sahen wir einen Fischer.

Am Strand von Burgau.

 ©Gerhard Mauerer

Es ist ein grauenvoller Massentourismus-Ort, den man sich getrost schenken sollte. Der Strand ist ganz schön, aber blickt man anch links, sieht man die Hotelburgen von Portimao. Und die Klientel dort am Strand war auch nicht so unser Ding. Dennoch aßen wir in einem Strandcafe was zu Mittag, dann aber schnell weiter.

Wir fuhren dann zur kleinen Farm im Hinterland von Lagos nahe dem Örtchen Epiche, auf der wir campen wollten. Ein netter älterer Besitzer, viele Katzen überall, und eine große Wiese zum Campen ganz für uns. Das gefiel uns!

Dann ging es noch an den Strand beim dieses Mal tatsächlich kleinen und schönen Örtchen Burgau. Schöne Gässchen, kleine Häuser, steil geht es runter zum schönen Strand. Auch das sagte uns sehr zu.

Unser "Campingplatz", wir hatten ihn ganz für uns.

 ©Gerhard Mauerer

Zu dieser Art des Campens kurz: Wir hatten das vorher auch noch nie gemacht, und es hatte was.

Aber insgesamt war es doch nicht ganz so meins, da dort nicht nur der Besitzer und seine Frau lebten, sondern auch noch eine "befreundete" vierköpfige brasilianische Familie. Die waren zwar nett, aber dann muss man natürlich auch mal warten, wenn man aufs Klo will oder duschen, und in der Küche war man auch selten allein.

Aber es waren nette Leute, und es war eine interessante Erfahrung.

Und der Standort an sich, so ganz allein, nachts auch keinerlei Licht etc., das hatte schon was.

Die letzte Bratwurst vor Amerika - gegessen haben wir keine.

 ©Gerhard Mauerer

Tags darauf fuhren wir dann an den eine gute halbe Stunde entfernten südwestlichsten Punkt Portugals. Ein paar Kilometer westlich des Städtchens Sagres liegt der "Faro do Cabo de São Vicente", der Leuchtturm am Kap São Vicente. Schon der Weg von Sagres dorthin ist spektakulär. Steil abfallende Klippen, dahinter der weite Atlantik.

Der Leuchtturm selbst ist dann nicht so spektakulär. Aber weil es nun mal der südwestlichste Punkt Portugals ist, steht er ganz offensichtlich auf der Liste vieler Reisenden und auch Pauschaltouristen. Obwohl keine Ferienzeit war, herrschte dort ein ziemliches Treiben. Viele Touristenbusse, viele Wohnmobile, viele Autos, viele Menschen. Ein wenig zu viel für uns. Wir genossen die Blicke, ich machte natürlich noch ein Foto vom Verkaufsstand "Letzte Bratwurst vor Amerika", dann zog es uns weiter.

Blick auf Praia da Ponta Ruiva.

 ©Gerhard Mauerer

Und zwar hatten wir nördlich des Leuchtturms auf der Karte einen Strand entdeckt, in einer Bucht gelegen, den wir erreichen wollten. Runter von der Teerstraße, rauf auf die Schotterpisten, so ging es einige Kilometer, dann nach links, und dann steil, steil runter, steiler als mir lieb war. Ich hatte ein wenig Angst, dass wir womöglich nicht wieder hochkommen würden, aber der Bulli packte das dann am Ende völlig problemlos.

Der Strand namens Praia da Ponta Ruiva war sogar noch schöner als erhofft. Nur ganz wenige hatten sich dorthin durchgeschlagen, ein paar Surfer, eine Familie, das war's. Zwar zog bald ein gespenstischer Nebel rein, das gab dem Ganzen aber sogar noch etwas Besondereres. Wir genossen einige Stunden an diesem tollen Strand, die Weite, die Ruhe, die Kraft des Ozeans. Und bald kam auch die Sonne wieder.

Bulli an der Westküste.

 ©Gerhard Mauerer

Wir aßen noch ein paar der Mandarinen und Nizperos (Wollmispeln), die wir auf unserem "Campingplatz" geerntet hatten, dann traten wir den Rückweg an.

Wir wollten eine Abkürzung zurück auf die Hauptstraße nehmen, zum Ort Vila do Bispo, auf der Karte sah das ganz einfach aus. Es wurde aber dann doch eine abenteuerlich (Irr-)Fahrt über Pisten und durch Landschaften, die auch im australischen Outback liegen könnten, mit mehreren Sackgassen, mehrfacher Angst, im Sand stecken zu bleiben, und einmal saßen wir bei einem fetten Schlagloch so fest auf, dass wir beide fast an die Decke des Bullis flogen und ich dachte, oh, da könnte was kaputtgegangen sein. Aber so ein Bus hält schon was aus...

Abends wollten wir und mal was "gönnen" und gingen beim Inder "Sunita's Castle" in Espiche essen, aber das hätte man sich sparen können. Danach haben wird dann noch die Ruhe und den Sternenhimmel auf unserem Privat-Campingplatz genossen.

Am nächsten Tag ging es dann weiter, unser Ziel war die Westküste Portugals mit ihren Felsen, Klippen und Buchten. Bei Vila do Bispo ging es dann nach Norden. Die Vegetation war wieder anders, es gab mehr Bäume als weiter im Osten, dazu viel Wind, der Büsche und Bäume bog, als unser Bulli die kurvige, enge und teils ziemlich schlechte Landstraße entlangtuckerte.

Bei Carrapateira.

 ©Gerhard Mauerer

Beim Örtchen Carrapateira fuhren wir dann - teils auf Schotterpisten - denn wirklich tollen Rundweg an der Küste ab. Dort gab es etliche Aussichtspunkte und kleine Wege, Blicke auf tolle Buchten, Felsen, Klippen. Herrlich. So hatten wir uns Portugals schroffe Westküste vorgestellt.

Touristen gab es dort auch, aber deutlich weniger als an der Südküste. Die Klientel war auch eine andere als an der Südküste, wo es doch recht viele Pauschaltouristen, Rentner und riesige Wohnmobile gab. Hier an der Westküste waren die Reisenden im Schnitt jünger, es gab mehr kleinere Campingfahrzeuge, namentlich auch einige Bullis.

Praia do Carvalhal.

 ©Gerhard Mauerer

Weiter ging es über Landstraßen durch wunderschöne, hügelige Natur, nach Norden. Beim Örtchen Odeceixe überquerten wir schließlich den Fluss Ribeira de Seixe, der die Grenze zwischen der Region Algarve, in der wir uns bis jetzt aufgehalten hatten, zur Region Alentejo ist, in der wir die kommenden Tage verbringen würden.

Nicht weit hinter Odeceixe kam dann auch die Abzweigung, an der es zur Küste ging. Wir hatten uns den Campingplatz Monte Carvalhal kurz vor der Küste nahe dem Örtchen Brejão ausgesucht, was sich als gute Wahl herausstellte.

Die junge Rezeptionistin war sehr freundlich und hilfsbereit, dann kam die Qual der Wahl bei der Stellplatzsuche. Warum? Weil der ziemlich große, über vier Terrassen angelegte Campingplatz nahezu leer war. Obwohl es hunderte Plätze für Camper gab, waren lediglich zwei (!) besetzt: Ein Surfer aus München, der seinen Wohnwagen und sein Auto dort das ganze Jahr stehen hat, und der immer wieder nach Portugal fliegt, um dort Kurzurlaube zu genießen. Und ein Wohnwagen eines älteren holländischen Paars. Das war's. Wir entschieden und für ein schönes, schattiges Plätzchen mit Blick durch die Bäume aufs Meer.

Praia do Carvalhal.

 ©Gerhard Mauerer

Nun lernten wir auch gleich die schroffe Seite der portugiesischen Westküste kennen. Unheimlich stürmisch war es geworden, und auch die Temperatur war deutlich gesunken. Nachdem wir an der Südküste oft weit mehr als 30 Grad hatten, waren es nun tagsüber nur noch 18 Grad. Und mit dem Wind war das dann recht frisch.

Wir fuhren runter zum Meer. Kurios ist, wenn man den Campingplatz Richtung Meer verlässt, das Tiergehege gleich auf der linken Seite. Da hat irgendjemand allerlei exotische Tiere auf einem großen Gelände. Strauße, Lamas, Büffel und so weiter.

Die Bucht des Praia do Carvalhal ist atemberaubend schön. Schroffe Felsen säumen den Sandstrand auf beiden Seiten ein, ein Bach fließt über den Strand ins Meer. Beim Nachmittagslicht sah das alles einfach nur unglaublich schön aus. Und es waren kaum Leute dort.

Wir suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen auf einem Felsen und genossen die einzigartige Stimmung und sahen und hörten den Wellen und dem Wind zu.

Ribeira de Seixe mit Blick auf Praia de Odeceixe.

 ©Gerhard Mauerer

Auf dem Parkplatz standen ein paar Camper, die anscheinend auch dort übernachteten. Mit einem Deutschen und seinen zwei Kindern, der dort gerade grillte, unterhielten wir uns kurz. Die Frage, ob er denn schon mal Probleme gehabt hätte beim wild Campen, verneinte er. Offiziell darf man das ja nicht in Portugal, aber es scheint - zumindest in der Nebensaison - absolut geduldet zu sein.

Nahe dem Parkplatz gab es auch eine kleine Strandbar. Von dieser würde ich jedem, der diesen tollen Strand besucht, jedoch abraten. Unverschämt teuer und schlechte Qualität und Service. Das muss man nicht haben.

Zurück am Campingplatz war der Wind zu einem Sturm geworden, und so schwitzen wir nicht mehr wie die Tage zuvor, wir saßen fröstelnd im Bulli und zogen uns gefühlt alles an, was wir dabeihatten.

Das Kochen des Abendessens auf unseren simplen Gaskochern wurde zu einer wahren Herausforderung. Schon allein bis das Wasser überhaupt kochte, dauerte ewig. Geschmeckt hat es dann trotzdem. Und gegen einen frühen, ruhigen, gemütlichen Abend im Bulli ist ja auch überhaupt nichts einzuwenden ab und zu.

Das Wetter hatte sich über Nacht etwas beruhigt, kühl und windig war es aber immer noch. Ein guter Tag, um etwas rumzufahren und die Gegend zu erkunden. So fuhren wir nach dem Frühstück nach Odeceixe, dem Örtchen am Fluss Ribeira de Seixe, das wir tags zuvor auf der Fahrt hierher nur aus dem Auto gesehen hatten. Nun ja, ein Örtchen, aber im Vergleich zu vielen anderen Orten eher etwas schäbig und nicht besonders charmant.

Einen Spaziergang und einen Kaffee später ging es dann am Südufer des Ribeira de Seixe entlang Richtung Meer. Ein schöne Strecke, mit Blicken auf Fluss und Hügel, mit einigen Aussichtspunkten. Wenig später kamen wir dann auch schon am Ortseingang von Praia de Odeceixe an. Vom Hügel dort oben hat man sehr schöne Blicke auf die Mündungsbucht des Flusses und den winzigen, hübschen Ort.

Aussichtspunkt bei Praia de Odeceixe.

 ©Gerhard Mauerer

Durch Gassen wanderten wir runter zum Strand, auf der anderen Seite des Flusses standen einige Campingfahrzeuge, die dort offenbar übernachtet hatten. Ein schöner Ort fürs wild Campen.

Wir selbst genossen den Strand. Mittlerweile hatte der Wind wieder aufgefrischt, und so suchten wir uns ein schönes windgeschütztes Plätzchen und blickten auf Fluss, Meer, einen Fischer, die wenigen Touristen und die vielen, vielen Störche, die kreisten.

Weiter ging es zu einem weiteren sehr beeindruckenden Aussichtspunkt ein kleines Stück südlich. Sehr steil ging es dort hinunter in eine Bucht, in der sich die Wellen brachen. Da Flut war - und wir auch ein wenig faul - sparten wir uns den Ab- und vor allem den Aufstieg.

Bei Azenha do Mar.

 ©Gerhard Mauerer

Stattdessen fuhren wir weiter, kauften in der Nähe von Odeceixe in einem kleinen Laden ein "Pao Alentejo" (ein für die Region typisches Brot), dann über kleine Straßen durch sehr weitläufige Beeren-Plantagen hindurch zum kleinen Ort Azenha do Mar an der Küste. In diesen Plantagen scheinen sehr viele asiatische Arbeiter ihr Geld zu verdienen. Zumindest sahen wir sehr viele Asiaten dort.

Bei Azenha do Mar gab es erneut Aussichtspunkte und kleine Wanderwege. Auf steilen Felsen im Wasser nisteten etliche Storchenpaare. Das Meer war dank des Windes aufgewühlt.

A propos Wanderwege. Es gibt auch einen sehr langen Wanderweg an der portugiesischen Westküste, und zwar die "Rota Vicentina", die über 230 Kilometer von Santiago do Cacém im Norden bis nach Sagres am Südwestzipfel Portugals führt. Und wir sahen in den Tagen an der Westküste sehr, viele Wanderer, die diesen Weg auf sich nahmen. Respekt. Wobei es auch etlich Anbieter gibt, die ihren Gästen die Taschen von Übernachtungsort zu Übernachtungsort fährt. Aber dennoch, insbesondere Respekt vor den zahlreichen älteren Menschen, die diese Wanderung machten.

In Azenha do Mar hatten wir tagsüber ein authentisch aussehendes Fischrestaurant gesehen. Abends fuhren wir dort zum Essen hin. Es war gut besucht, die Preise waren fair, der Fisch frisch (Hummer, Krebse und Co. wurden - das kann man mögen oder nicht - von den Gästen im Tank ausgewählt und dann frisch zubereitet), und es schmeckte auch gut. Das "A Azenha do Mar" kann man guten Gewissens empfehlen.

Teil drei des Reiseberichts folgt demnächst.

von Gerhard Mauerer