T3- Panne in Slowenien: Warum ich Oldtimer-Pannen lieber im Ausland habe
In Slowenien verabschiedete sich im Sommer 2023 in einem Tunnel mit Getöse der Antriebsriemen der Wasserpumpe von Michael Thoss' T3. Was dann folgte, und warum er von den Slowenen und ihrer Hilfsbereitschaft so begeistert ist, erzählt Michael hier.
Hallo Bullifreunde!
Manch einer mag sich wundern, warum ich Pannen mit dem Auto im Urlaub nicht als Desaster bewerte – vor allem mit einem 34 Jahren alten Oldtimer (wahlweise Youngtimer).
Mein T3 in Erstbesitz ist ein individueller – was nicht heißt Eigenbau – Wohnmobil-Ausbau eines 1989er T3-Transporters, mit (teils serienmäßigem) Sonderzubehör wie ABS, Servolenkung, GL-Ausstattung usw. Daher habe ich diese Geschichte mal aufgeschrieben, vielleicht hilft es dem einen oder anderen mal bei Emotionen und nahender Panik.
Vorneweg halte ich fest: Ich hatte mit meinem T3 in 34 Jahren insgesamt vier Pannen auf Reisen. Sonst nie. Drei von vier Pannen fanden im Ausland statt (Frankreich, Dänemark, Slowenien), eine im (1991) "Beinahe"-Ausland Brandenburg (damals frisches "Beitrittsgebiet").
Diese Geschichte spielt 2023 in Slowenien. Sie ist die aktuell letzte von vier – jede für sich bemerkenswerten – "Pannengeschichten".
Sie spielt vom 6. August 2023 bis zum 8. August 2023. Der Beginn liegt somit auf einem Sonntag.
Kaum am letzten Urlaubsort Zagorje aufgebrochen und auf die Autobahn A2 (Slowenien) Richtung Ljubljana gefahren, verabschiedete sich im Tunnel bei Trojane mit erheblicher Geräuschentwicklung der Antriebsriemen der Wasserpumpe, unmittelbar gefolgt von exzessiver Dampfentwicklung aus den Lüftungsschlitzen des Motorraums. Gleichzeitig ging die Temperaturanzeige (in Slowenien geht es ständig rauf oder runter mit bis zu 14 Prozent Steigung oder Gefälle auf Nebenstraßen) binnen Sekunden an den Anschlag.
Also Gang raus, ausrollen (zum Glück konnte man das Ende des Tunnels sehen) und auf einen Standstreifen hoffen. Glücklicherweise kam es besser. Zwar nicht in Form einer Ausfahrt oder eines Parkplatzes, aber mit einem Serviceplatz der slowenischen Straßenmeisterei. Nett mit großzügigem Parkraum und sogar einem überdachten Abschnitt.
Es regnete aktuell mehr oder weniger täglich. Außerdem hielt direkt neben uns ein deutsches Wohnmobil, dessen Fahrer die Geräuschorgie im Tunnel mitbekommen hatte und bot Hilfe an. Das war hilfreich beim Zurechtschieben, allerdings insgesamt irrelevant, denn die Wasserpumpe war hinüber und ich zog ohnehin die ADAC-Karte.
Nach mehreren Versuchen, die Auslands-Pannendienst-Hotline des ADAC zu erreichen, und jeweils dem Ergebnis, im deutschen Inlandsdienst zu landen, gab ich eine Online-Meldung auf. Da rief dann wenigstens der Auslandsdienst zurück. Da freut man sich gleich über die Beiträge der letzten Jahrzehnte und seine Plus-Mitgliedschaft.
Innerhalb einer Stunde (Ankündigung: 60-90 Minuten) war der slowenische Straßendienst AMZS da.
Mit Abschlepper und slowenisch-sprachigem Fahrer inklusive zehn Worten Englisch. Ging aber auch mit Handzeichen.
Da Sonntag war, ging in Slowenien darüber hinaus natürlich gar nichts. Nächste Werkstattöffnung am Montag um 8:00 Uhr.
Somit mussten wir eine Lösung für Auto und Unterkunft finden, denn unser Bulli ist ja alles: Wohnzimmer, Schlafzimmer, begehbarer Kleiderschrank, Bibliothek, Freizeitraum, Küche…
Nachdem mit dem Fahrer geklärt war, dass es meinetwegen keine VW-Vertragswerkstatt sein müsse, sondern mir auch eine Werkstatt recht wäre, die gut schrauben kann, setzte uns der Fahrer an einem Hotel ab, nahm den Bulli auf dem Transporter mit, um ihn am Folgetag in der Werkstatt abzuliefern, und zog von dannen. Letzter Hinweis: Das Auto ist in Moravce, die Werkstatt ruft uns um 8:00 Uhr an und die Chefin spricht sehr gut Deutsch. Bestens.
Den Abend verbrachten wir mit der Suche nach einer näher an der Werkstatt gelegen Unterkunft. Da die Reparaturdauer noch völlig unklar war, mussten wir dichter ans Auto und unsere sämtlichen Klamotten und sonstiges. Außerdem mussten wir für den Abend noch etwas zu essen finden.
Da im Hotel keine Restauration offen war, blieb nur der Lieferdienst der Pizzeria in fünf Kilometer Entfernung. Zu weit zum Laufen bei hohem Regenrisiko. Angekündigte Lieferdauer am Telefon: zweieinhalb Stunden. Was soll’s, wir haben ja nichts mehr vor… Am Ende hat es auch nur 140 Minuten gedauert.
Airbnb warf zwischenzeitlich ein verfügbares Appartement in vertretbarer Entfernung zur Werkstatt mit Sauna und Whirlpool aus. Bingo.
Nächster Morgen, Montag, 8:00 Uhr. Keiner ruft an. Also erstmal frühstücken. Dummerweise rief auch bis 10:00 Uhr keiner an. Also um 10:19 Uhr mit einem von drei Bussen am Tag auf nach Moravce.
Im Internet gab es dort nur eine Werkstatt. In der Realität gab es jedoch gleich mehrere Herausforderungen:
1. In Slowenien sind oft Ortschaften auch Landkreisbezeichnungen, beinhalten also mehrere Orte.
2. Wir hatten keine Adresse. Wir sollten ja angerufen werden.
Der ADAC war erneut keine Hilfe, denn der Auslandsdienst war auch an einem Montag nicht telefonisch zu erreichen und der Inlandsdienst nicht in der Lage, den Vorgang abzufragen oder dorthin weiter zu verbinden. Auf eine erneute Online-Meldung reagierte an diesem Montag (Werktag) auch keiner kurzfristig. Also kam von dort keine Adresse. Dafür war ich zwischenzeitlich nach einem Vermittlungsversuch via Deutschland beim ADAC Österreich. Interessantes Ergebnis und immerhin schonmal nahe an Slowenien…
Inzwischen hatte anscheinend die Werkstatt den Abschleppfahrer angerufen, dass sie uns nicht erreichen würden. Also rief der uns an. Witzig, dass es funktioniert hat. Na ja, die Werkstatt hatte sich beim ersten Mal in der Nummer vertippt und den Rest erledigt dann die Wahlwiederholung. Wie stellte schon Einstein fest? Es ist sinnlos immer das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.
Zwischenzeitlich hatte uns die Belegschaft einer anderen Werkstatt in Moravce (Renault/Nissan) Hilfe angeboten und einen englischsprachigen Mitarbeiter geholt. Wir dachten, die kennen sich da vielleicht gegenseitig. Der telefonierte jetzt für uns mit dem Abschlepper, um die Werkstatt rauszukriegen. Was bestens funktionierte. Außerdem wurden wir mit Wasser (wahlweise Kaffee) gesponsert, da wir außer Übernachtungsgepäck nichts dabei hatten und wohl etwas dehydriert aussahen. Total nett.
Dabei stellte sich heraus, dass unser Auto in einer Werkstatt in einem Nachbarort (Pece) war. Pece gehört zu Moravce. Tja… wenn man sich nicht auskennt… Da waren wir am Vormittag bereits mit dem Bus durchgefahren
Die Reparatur erfolgte pragmatisch im Freien, da ohnehin keine Bühne frei war. Also ab auf den Wagenheber und die Wasserpumpe im Liegen ausgebaut. Formlos, pragmatisch, super. Teile waren augenscheinlich auch schon ermittelt und bestellt.
Es folgte die spannende Klärung zu den Chancen der Reparatur und deren Dauer. Kurz zusammengefasst: "Wir haben die Teile schon bestellt, wenn die bis 13:00 Uhr kommen ist der Wagen bis 15:00 Uhr fertig." – Und wenn nicht? "Dann bis 18:00 Uhr". Ernsthaft? Echt jetzt? Heute noch? Schwer vorstellbar, wenn man sich am geografischen Mittelpunkt Sloweniens befindet oder in Deutschland besser zwei Monate vor einem Schaden oder einer Panne schon einmal den Werkstatttermin dafür vereinbaren muss.
Derweil hatten wir bereits mit unserer Unterkunft telefoniert, und da wir kein Auto hatten, haben die ebenfalls zugesagt, uns einzusammeln und zur Unterkunft zu bringen. Netter geht kaum. Zudem konnten wir ja – bei allem Optimismus – nicht davon ausgehen, dass wirklich alles klappen würde.
Am Ende war unser Auto tatsächlich etwas nach 15:00 Uhr vollständig wiederhergestellt inklusiver neuer Wasserpumpe, Antriebsriemen, Kleinteilen und Probefahrt. Denn in Slowenien kommt der Teileservice bei Bedarf auch öfter am Tag "aufs Land".
Damit stand der Wagen insgesamt gerade einmal sieben Stunden in der Werkstatt. Bitte nochmal rekapitulieren: Teile für ein 34 Jahre altes Auto: Ausgebaut, Ersatz ermittelt, bestellt und geliefert in fünf Stunden.
Übernachten mussten wir zwar trotzdem, wir wären ja nirgends mehr hingekommen und die meisten Campingplätze der Region waren wegen Dauerregen und Unwettern der letzten Tage ohnehin kaum zugänglich oder gar nicht nutzbar. Zudem waren Sauna und Whirlpool des Appartements wirklich gute Urlaubsargumente.
Bezahlt haben wir am Ende vier Arbeitsstunden. Zu 25 Euro Netto plus Ersatzteile. In Slowenien war somit die gesamte Reparatur preiswerter als der reine Arbeitslohn es in Deutschland gewesen wäre.
Die Hilfsbereitschaft aller Beteiligten (und auch Unbeteiligter) war unschlagbar. Es sind wirklich tolle Leute dort in Slowenien. Selbst Unbeteiligte haben sich in jeder Form bemüht uns weiterzuhelfen.
Ich bin schon lange ein Fan von Pannen in Europa, Hauptsache nicht in Deutschland. Bislang bleibt das so, auch weil es immer ein Erlebnis ist.
In Frankreich handelte uns einmal der Werkstattinhaber nach Instandsetzung beim Preis runter (wir sollten den Preis entscheiden und boten zu viel an).
In Dänemark gab es die benötigten Ersatzteile für meinen T3 generell nicht, also baute man welche, zusammen mit einem befreundeten LKW-Mechaniker.
In Brandenburg (nicht wirklich Ausland, aber 1991 noch fast) konnte man eine Lichtmaschine noch reparieren, statt nur tauschen.
Wenn man sich nicht nerven lässt, dann kann man solche Dinge als Abenteuer betrachten und natürlich hilft auch ein Schutzbrief ein Stückchen weiter. Aber am Ende entscheidet die persönliche Einstellung. Natürlich ist man erst einmal genervt wenn der Bulli beinahe verendet, aber die Chance, Land und Leute mal anders kennen zu lernen, sollte man auch als solche begreifen. Dann läuft der Urlaub zwar anders als "geplant", geht aber weiter und ist manchmal vielleicht sogar unterhaltsamer als liefe er wie geplant.
Panne Ahoi, Glück auf! Michael Thoss