Überblick über den Caravan Salon 2021
Caravaning liegt voll im Trend. In Düsseldorf läuft momentan die weltweite Leitmesse, der Caravan Salon. Ein Überblick über die dort ausgestellten Fahrzeuge und die aktuellen Trends.
Der Caravan Salon in Düsseldorf, die Leitmesse der Branche, ist zwar nicht bei sonnigem Wetter, aber doch mit sonnigen Zahlen gestartet. Denn nach wie vor sind die deutschen Urlauber vom Caravaning begeistert. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden 74.957 Reisemobile und Caravans neu zugelassen, das ist einmal mehr ein Rekordwert. 6,2 Prozent haben die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt.
Einziger Wermutstropfen, der die Branchenaussichten eintrübt, sind die anhaltenden Lieferschwierigkeiten, die von der hohen Nachfrage, aber auch von Rohstoffverknappung bei Kunststoffen in der Zulieferindustrie sowie dem Mangel an Basisfahrzeugen herrühren. Wer nicht aus Händlerbeständen kauft, sondern seinen Wunschcamper oder Wohnwagen individuell konfiguriert, muss teils mit Lieferzeiten von mehr als zwölf Monaten rechnen.
Aktuell ist die Tendenz zu kleineren und kompakteren Fahrzeugen zu erkennen. Ausgebaute Kastenwagen wie der Fiat Ducato oder Microcamper wie die Vanessa-Variante des neuen Mercedes-Benz Citan machen mehr als die Hälfte des Absatzvolumens aus. Kein Wunder daher, dass viele Hersteller, die bislang nicht in diesem Marktsegment vertreten waren, eilig Präsenz zeigen. Eura Mobil etwa gehört zu dieser Gruppe und setzt dabei im moderaten Preissegment um 50.000 Euro auf den Fiat, andere Start-Ups wie Alphavan bevorzugen den Mercedes Sprinter, der jetzt auch in seiner neuen 4x4-Version zum Reisemobil, vollausgestattet allerdings auch gleich für 196.000 Euro offeriert wird.
Primus bei den Basisfahrzeugen bleibt weiter der deutlich günstigere Fiat Ducato, mehr als ein Drittel aller neuen Reisemobile nutzen ihn als rollenden Untersatz. Malibu nutzt ihn für den neuen Van Diversity, Mobilvetta setzt ihn in der Kastenwagenbaureihe Admiral ein. Doch auch der Ford Transit macht sich in der Branche breit. Zu finden ist er unter anderem beim neuen Modell Duncan des Herstellers Karmann Mobil, das mit einem Hubdach oben und Schlafbank unten vier Übernachtungsplätze bietet. Trotz Küchenblock und Heizung ist er deutlich günstiger als der Evergreen California von VW. Der bekommt wieder einen kleinen Bruder, den Caddy California, der allerdings weder Kühlbox noch Wasserversorgung und Stromnetz an Bord hat.
Beim Preis geht freilich noch sehr viel mehr. Morelo kommt mit der neuen Alkovenversion der Palace-Baureihe leicht über 200.000 Euro, Concorde nimmt mit dem Liner 1090 GIO samt Oldtimer-Garage locker die 400.000-Euro-Hürde und der Neuling Dembell aus Ungarn macht den ehemaligen Preiskönigen Volkner und Vario mit Summen jenseits von einer Million Euro Konkurrenz. Überraschend ist, dass auch dieses Segment ein erhebliches Wachstum erlebt. Morelo etwa gehört zu den Absatzmeistern und wird in diesem Jahr mehr als 500 der hochwertigen Luxusliner verkaufen. Die Produktionsfläche am Standort Schlüsselfeld wird deshalb erweitert, weil die Marke in der nächsten Saison mit etwa 1000 verkauften Fahrzeugen rechnet.
Tiefe Schluchten durchziehen die Angebotsfelder der Caravans. Minimalistische Wohnwagen wie der Hobby Beachy gleichen den eingeschränkten Komfort mit Strandkorb-Charme aus und passen auch zu kleinen Budgets. Die neue Estate-Serie des schwedischen Herstellers Kabe rauscht mit ihren Preisen fulminant über die 50.000-Euro-Schwelle. Dafür gibt es aber eine komplette Ausstattung und garantierte skandinavische Wintertauglichkeit. Selbst wenn der Frost dort in Zukunft wie anderenorts auch künftig weniger streng sein wird.
Im vorigen Jahr, als der Caravan Salon mit begrenzter Besucherzahl trotz Corona-Einschränkungen stattfinden konnte, haben die Aussteller eine neue Erfahrung gemacht. Das Publikum war kauffreudiger, schneller entschieden und technisch versierter, so Gerd Adamietzki, Vorstand bei Knaus Tabbert. Obwohl wegen der Pandemie nur 108.000 Besuchern statt 268.000 im Vorjahr Zutritt gewährt werden konnte, sind auf der Messe mehr Kaufverträge abgeschlossen wurden als zuvor. Die Kunden werden außerdem jünger, gelten dennoch als solvent und scheuen sich nicht, auch teurere Fahrzeuge zu finanzieren.
Dass es zu einer zunehmenden Elektrifizierung der Reisemobile kommen wird, erachten nicht alle Ausstellern als unbedingt notwendig. Noch sind die physikalischen Parameter nur mit großen Kompromissen für ein richtiges Reisemobil anzupassen. Mercedes bietet den Citan im kommenden Jahr auch als Elektro-Kastenwagen an, Knaus zeigt den Prototypen eines E-Mobils, das allerdings nur mit einem Wankelgenerator die Kapazität der Batterie von 90 Kilometer Reichweite bei elektrischer Fahrt auf bis zu 600 Kilometer verlängern kann. Noch bis zum 5. September hat der Caravan Salon seine Pforten geöffnet, Tickets können ausschließlich online bei der Messe Düsseldorf erworben werden.