Versicherungs-Bulli
Michael Mathias ist Inhaber einer Versicherungs-Agentur im westfälischen Siegen. Auf der Suche nach einem geeigneten Werbeträger für sein Unternehmen fand er einen T1-Bulli aus brasilianischer Produktion.
Sao Paulo im Sommer 2008. Der typische Klang des luftgekühlten Boxermotors hallte zwischen den Hafengebäuden, als Rodrigo Sanchez seinen himmelblauen T1-Bulli Richtung Verladeterminal chauffierte. Es war die letzte gemeinsame Fahrt. So zuverlässig, wie er dem Fotografen über viele Jahre gedient hatte, war auch seine letzte Fahrt im sonnigen Brasilien. Sie sollte ihn in einen Übersee-Container führen und damit in den riesigen Bauch eines Schiffs, welches mit dem Ziel Deutschland ablegte.
Etwa zeitgleich saß im westfälischen Siegen Michael Mathias, der Inhaber einer Versicherungsagentur, an seinem Schreibtisch und dachte darüber nach, was wohl ein geeigneter Werbe- und Sympathieträger für sein Unternehmen sein könnte. Vielleicht ein T1-Bulli?
Unterstützt von seinem Mitarbeiter Matthias Hirsch begann die langwierige Suche nach einem geeigneten Fahrzeug. Währenddessen war der Brasilien-T1, der sich im Originalzustand befand, längst in Deutschland angekommen und die Importeure legten behutsam Hand an den Wagen, um allen für Deutschland zulassungsrelevanten Anforderungen gerecht zu werden. Die T1-Baureihe war in Brasilien noch bis 1975 gefertigt worden und aus diesem letzten Baujahr stammt auch der himmelblaue Bulli.
Im Frühjahr 2009 wurde der T1 (31 kW, 4-Gang Schaltgetriebe) dann im Internet zum Verkauf angeboten und konnte vor Ort beim Verkäufer dank Scheune samt Hebebühne genauestens inspiziert werden. Für die beiden erfahrenen Bulli-Schrauber war dies eine lösbare Aufgabe.
Die Überführung aus dem Odenwald nach Siegen wurde zusammen mit den Familien durchgeführt. Auf diese Weise kamen die Ehefrauen in den Genuß, die Langstreckenqualitäten des südamerikanischen T1-Bullis zu erleben. Der Bus meisterte die Fahrt souverän und unauffällig und die Damen hatten großen Spaß in dem spartanischen Gefährt, während sie von den Herren standesgemäß mit zwei T3-Bussen eskortiert wurden. So fand der sonnenverwöhnte Brasilien-Bulli seinen Weg ins raue Siegerländer Klima.
Michael Mathias stattete den Bus noch mit einem nostalgischen Werbeschriftzug seines Unternehmens aus. Mittlerweile ist der T1 ein gern gesehener Verkehrsteilnehmer und entführt vor Eisdielen oder auf Parkplätzen junge und alte Leute auf sentimentale Art in die Vergangenheit, in der eigentlich bei jedem irgendwann einmal ein VW Bus vorgekommen ist. Stimmt's?
Die Versicherungsexperten waren durch den T1 so motiviert, dass sie damit begannen, einen eigenen Tarif für Oldtimer-Bullis zu entwickeln (Anfragen dazu bitte ausschließlich an Michael Mathias). Solche Auswirkungen hätte sich Rodrigo Sanchez wohl nicht träumen lassen, als er in Brasilien beschloss, seinen T1 in die "alte Welt" zu schicken.