Vom Symbol zur Marke
Europa hat derzeit zu viele andere Probleme. Dass am 11.2. deshalb der „Euronotruftag“ fast in Vergessenheit geriet, ist verständlich. Dabei hat dieser Tag nicht nur einen besonderen Sinn, sondern auch eine bewegte Geschichte. Er soll die Notrufnummer 112 noch populärer machen.
Erinnern soll dieser Tag an den Beschluss des EU-Ministerrats vor 25 Jahren,dass über eine einheitliche Notrufnummer in allen EU-Staaten die nächstgelegene Notrufleitstelle erreicht werden soll. Die Nummer 112 gibt es allerdings schon länger. Die Idee dazu hatte der Architekt Siegfried Steiger aus Winnenden bei Stuttgart. Aus einem Schicksalsschlag gewannen seine Frau Ute und er die Kraft, eine nach ihrem Sohn Björn benannte Stiftung zu gründen, mit dem Ziel, den Rettungsdienst zu verbessern. Der Achtjährige war auf dem Heimweg vom Freibad mit seinem Fahrrad von einem Auto erfasst worden. Da damals weder die Krankenwagen noch die Rettungsstationen Funk hatten, dauerte es über eine Stunde, bis die Sanitäter eintrafen – Björn war tot, hätte aber sehr wahrscheinlich bei der heute üblichen Rettungskette überleben können.
Funkgeräte aus Altpapier
Steigers Stiftung sammelte Altpapier und Altkleider. Mit dem Erlös wurden Funkgeräte für die Einsatzwagen des Roten Kreuzes finanziert. Hartnäckig verfolgte Siegfried Steiger seine Ziele und ging auch Behörden und Minister frontal an. Als erstes flächendeckendes Land führte schon 1973 der Regierungsbezirk Nordwürttemberg die Notrufnummern ein und zwar 110 für die Polizei und 112 für den Rettungsdienst und die Feuerwehr.
Schon damals hatten sich die Bullis bei den Rettungskräften bewährt. Dieses historische Foto, aufgenommen von Hans-Peter Feddersen, der im Einsatzkorb einer Feuerwehrdrehleiter stand, zeigt 36 Rettungsfahrzeuge, die im Halbrund auf dem Cannstatter Wasen aufgereiht waren. Sie alle erhielten Funksprechgeräte und wurden damit erst richtig einsatzfähig. Allerdings fehlten damals im Rettungsdienst noch die "Leitstellen" - die hatte nur die Polizei. Deshalb verzögerte sich die Einführung der 112 und auch deshalb musste zunächst die Polizei über die 110 die Rettungsdienste koordinieren...
Als die bundesweite Einführung scheiterte, verklagte Siegfried Steiger das Land Baden-Württemberg und die Bundesrepublik Deutschland vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart auf Einführung der Notrufnummer. Die Klage wurde zwar abgelehnt, führte aber zu einer breiten Unterstützung durch die Öffentlichkeit. Im September 1973 wurde die Einführung des Notrufs auf der Sitzung der Ministerpräsidenten mit dem Bundeskanzler beschlossen. Und weil damals noch jeder Notruf 20 Pfennig kostete, ließ die Stiftung in öffentlichen Telefonzellen Kartons mit zwei Notgroschen anbringen, damit niemals ein Rettungsruf mangels Kleingeld scheitern sollte.
Hilfe ist kostenlos
Erst seit 2008 kann über diese Kurzwahl kostenlos, egal ob vom Festnetz oder vom Handy aus, Hilfe angefordert werden. Dank des Mobilfunk-Standards GSM kann jeder mit dem Handy weltweit über die 112 einen Notruf absetzen, Gegenwärtig sind 38 Länder Europas angeschlossen. Früher gab es in Europa mehr als 40 nationale Notrufnummern. Heute gilt die 112 einheitlich in ganz Europa. Eine Nummer für über 500 Millionen Menschen.
Vorrang in allen Netzen
Erst seit 2008 kann über diese Kurzwahl kostenlos, egal ob vom Festnetz oder vom Handy aus, Hilfe angefordert werden. Dank des Mobilfunk-Standards GSM kann jeder mit dem Handy weltweit über die 112 einen Notruf absetzen, Gegenwärtig sind 38 Länder Europas angeschlossen. Früher gab es in Europa mehr als 40 nationale Notrufnummern. Heute gilt die 112 einheitlich in ganz Europa. Eine Nummer für über 500 Millionen Menschen.
Doch die 112 war lange Zeit nicht so bekannt wie die 110. Deshalb appellierte der Auto Club Europa an alle Hersteller von Spielzeug- und Modellautos, diese modellgetreu mit der 112 zu bekleben.
Allerdings gibt es heute sehr viele unterschiedliche Varianten des 112-Logos. Ein buntes Bild der diversen Aufkleber findet man auf der Webseite www.design112.de – und auch die unterschiedlichsten Vorschriften und Ausnahmegenehmigungen. Denn in Europa darf ja nicht jeder seinen Rettungswagen bekleben wie er gerne möchte…
Damit er seine Funktion erfüllen kann, hat der Euronotruf einige Besonderheiten: Im Funk- und Festnetz wird er mit Vorrang behandelt. Er funktioniert in jedem Netz. Eine Aufhebung der Tastensperre ist nicht nötig. Der Anruf kann zurückverfolgt werden. Selbst wenn jemand aufgrund einer Notsituation nicht sprechen kann, ist er daher zu lokalisieren. Den Euronotruf 112 beantwortet eine speziell ausgebildete Person in der Leitzentrale eines Notfalldienstes. In der Regel spricht diese Person mehrere Sprachen. Dies ist insbesondere wichtig, falls die 112 im Ausland angewählt wird.
Marke für Karten
Der Euronotruftag findet jeweils am 11. Februar statt. Leicht zu merken, da es sich - in Ziffern ausgedrückt - um den 11.2. handelt. Auch außerhalb Europas ist die 112 populär. Selbst in Simbabwe und Neuseeland funktioniert die Nummer. In den USA und Kanada wird die 112 auf den dortigen Notruf 911 umgeleitet.
Längst ist die 112 zum Symbol geworden. Jetzt wird sie sogar zur Marke. Pünktlich zum 11.2. hat die Deutsche Post nassklebende Briefmarken zu je 45 ct im 10er-Bogen aufgelegt, geeignet für die Frankierung von nationalen Postkarten, solange diese nicht teurer werden. aufgelegt. Das Motiv dieses Sonderpostwertzeichens ist von Prof. Annette le Fort und Prof. Andre Heers aus Berlin entworfen worden.
(mit Material der Post und der Björn-Steiger-Stiftung)